Es gibt viele Wege, über die man von der Südspitze der istrischen Halbinsel in den Stangenwald des Trainingsplatzes auf der Hohen Warte gelangen kann.
Marjan Markovic, seit gestern offiziell Spieler des First Vienna FC 1894, hat einen gefunden.
Wiewohl kein Transfer dem anderen gleicht, zumindest was die Details betrifft, wollen wir die Verpflichtung von Markovic zum Anlass nehmen, einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu offerieren, wie ein solcher Wechsel ablaufen kann.
Am Anfang war der Anruf
Ganz abgesehen von Markt- und Spielerbeobachtungen von Vereinsseite, laufen zu Transferzeiten die Telefon- und Datenleitungen bei Fußballclubs heiß, so auch die auf der Hohen Warte.
Spielervermittler, -berater oder -manager tun, was sie ihrem Berufsbild entsprechend tun müssen: sie versuchen ihre Schützlinge unterzubringen. Für den Verein gilt es, je nach Bedarf optimal zu filtern.
Anfang Dezember erreichte Co-Trainer Gerhard Fellner ein Anruf. Es gäbe da einen Spieler, der bei seinem aktuellen Klub unzufrieden ist und der Vienna sportlich weiterhelfen könnte. Stichworte: 29, Serbe, Defensivspieler, Nationalteam- und Champions League-Erfahrung.
Sorgfältige Recherche und erstes Treffen
Fellner informierte Cheftrainer Alfred Tatar über das Telefonat und es wurde begonnen, Informationen einzuholen. Daten und Fakten wurden gesammelt, es ergingen Anrufe an Trainerkollegen in Kroatien und Tatar informierte sich bei Dynamo Kiew, um schon vor dem ersten persönlichen Treffen ein Maximum an Wissen über den Spieler Markovic zu haben.
Das Informationsmosaik bot ein erstes positives Bild. Am 11.12.2010 fand das erste Treffen zwischen Trainer Tatar, Vereinsmanager Lorenz Kirchschlager, Marjan Markovic und seinem Berater Vlada Negovanovic statt. Markovic bekundete sein Interesse zur Vienna zu wechseln und äußerte seine Vorstellungen, ein finanzieller Rahmen wurde abgesteckt.
Einladung zu medizinischen Tests und Freigabe
Man blieb über die Feiertage in Kontakt, am 30.12.2010 erging die Information an Markovic, dass die Vienna ihn zu Trainingsstart gerne für medizinische Tests in Wien hätte. Eine Woche später erfolgte via Fax die offizielle Interessensbekundung an seinen Verein, NK Istra 1961. Zu diesem Zeitpunkt war bereits geklärt, dass Markovic trotz laufenden Vertrags ablösefrei wechseln darf.
Dann ging es schnell. NK Istra 1961 erteilte die offizielle Freigabe, am 12.1.2011 war Markovic in Wien und absolvierte gleich ein Marathonprogramm. Orthopädische Checks im Ambulatorium Döbling bei Vereinsarzt Dr. Andreas Janousek, Mittagessen samt Gespräch mit Manager Kirchschlager sowie weitere medizinische Untersuchungen im Praxiszentrum Augarten von Dr. Wolfgang Molnár. Markovic bestand sämtliche Tests ohne Probleme.
Training - Verhandlung - Einigung
Im Anschluss stand ein Gespräch mit Trainer Tatar und ein erstes, gleich zweistündiges Training auf dem Programm. Die Ärzte hatten zu diesem Zeitpunkt bereits grünes Licht gegeben.
Noch am frühen Abend des 12.1.2011 brachte Manager Kirchschlager die Verhandlungen mit Markovics Berater zu einem Ende. Die bereits zuvor geklärten finanziellen Rahmenbedingungen, die medizinisch wie sportlich erfüllten Anforderungen sowie der dezidierte Wunsch Markovics, seine sportliche Karriere in Wien fortzusetzen, unter anderem aus familiären Gründen, beschleunigten die Gespräche.
Um 20:00 Uhr gab Kirchschlager vereinsintern bekannt, dass man sich geeinigt hat, der Vertrag gerade aufgesetzt wird und Marjan Markovic am 13.1.2011 um 9:30 Uhr unterschreibt.
"Marjan Markovic trägt blau-gelb"
Für die Medien- und Onlineverantwortlichen bedeutete dies noch einen intensiven Arbeitsabend. Presseaussendungen wurden geschrieben, Zitate eingeholt, Abläufe festgelegt. Auch von dieser Warte her sollte der Transfer bestmöglich über die Bühne gehen. Das letzte Telefonat zur Abstimmung endete kurz vor Mitternacht.
Um 7:45 Uhr begann der nächste Tag mit einem kleinen Rätsel für die Vienna-Fans, das - via Facebook und Twitter kommuniziert - als Teaser fungieren sollte.
Pünktlich um 9:30 Uhr setzte Marjan Markovic seine Unterschrift unter den vorgelegten Vertrag, der mit der wenig später erfolgten Signatur von Vienna-Präsident Herbert Dvoracek Gültigkeit erlangte. Der Transfer war vollzogen.
Markovic bezog seinen Platz in der Kabine, die ersten Medien wurden verständigt, ein offizielles Verpflichtungsfoto wurde geschossen, das samt Meldung pünktlich um 10:00 Uhr auf der Website des Vereins online ging und das Rätsel auflöste.
Zeitgleich betrat Marjan Markovic den Kunstrasenplatz der Hohen Warte.
Als Spieler des First Vienna FC 1894.