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© Karen Rieder

Unterwegs im Abseits, Teil 3: Neusiedl am See

10. September 2014 | Fans zur Übersicht >

Der legendäre Georg Danzer hat bei seinen Konzerten immer Geschichten von seiner Familie erzählt. Wenn ich jetzt mit meinen Familiengeschichten aus Neusiedl am See aufwarten würde, blieben keine Zeilen für die wirklichen Schönheiten und Kuriositäten übrig.

Ich kenne den Neusiedler Sportplatz genauso lange wie die Hohe Warte und verbinde einiges mit ihm. Legendär war da mein Onkel Franz, der während eines Spiels wohl mehr Kilometer zurückgelegt hat als die Spieler am Feld. Er konnte einfach nicht ruhig stehen oder sitzen bleiben, wenn seine Neusiedler gespielt haben. Also lief er 90 Minuten lang rund ums Spielfeld.

Wollte ich euch nicht mit dem Familientratsch verschonen? Wie auch immer. Das schönste Familienereignis am Neusiedler Fußballplatz aber war unsere Meisterfeier zum Aufstieg in die Erste Liga … was war das für ein Fest in blau-gelb und unsere Freunde aus Neusiedl haben diesen Abend zu etwas besonderem werden lassen. Da steigt die Vorfreude auf den Abend im Seewinkel.

Bleiben wir doch noch kurz ein bisschen familiär! Zum geselligen Familienleben gehört heutzutage auch ein ordentliches Kinderprogramm im Fernsehen. Daher ist es durchaus wissenswert, dass Thomas Brezina, der Erfinder von Tom Turbo und anderen lustigen Gesellen, ein gebürtiger Neusiedler ist. Hoffen wir, dass sich die Neusiedler Kicker nicht als ebenso kreativ entpuppen wie der Herr Brezina.

Das auf nur 133 Metern Seehöhe gelegene Neusiedl am See kann überraschenderweise mit einigen interessanten Bergwertungen aufwarten. Abgesehen von den zahlreichen Weingärten, die ja klassischerweise immer ein wenig hügelig sind, gibt es das Lehm-Massiv Taborberg und den Kalvarienberg. Was war ich als kleiner Bub stolz als ich den Kalvarienberg erstmals mit dem Fahrrad erklommen hatte.

Schon wieder Familiengschichte … Entschuldigung. Es wundert daher sicher niemanden mehr, dass es im Burgenland neuerdings auch einen Alpinverein gibt, oder? Übrigens nimmt das an den Bezirk Neusiedl angrenzende Leithagebirge uns Wienern nicht nur die Sicht auf den See sondern ist obendrein auch noch der letzte Ausläufer der Alpen.

Nach diesem unglaublichen Höhenflug in die Bergwelt des Seewinkels sollten wir uns mal das denkmalgeschützte Neusiedl anschauen. Neusiedl am See hat so viele denkmalgeschütze Objekte, dass es auf Wikipedia davon sogar eine eigene Seite gibt. Die meisten dieser Objekte sind der Kirche zuzuordnen. Wer also starkes Bedürfnis nach einem Stoßgebiet zum Fußballgott hat, kann diesem hier nach Herzenslust nachgehen.

Schauen wir uns aber einen bemerkenswerten Ort genauer an: die Turmruine am Taborberg. Die vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammende Verteidigungsanlage war der spätere südliche Endpunkt der Kuruzzenschanze. Nein, es wurde von dort aus nicht der geerntete Kukuruz über eine Schanze zum Bahnhof – zwecks Export – geschleudert, sondern es wurde sich hier gegen die aus dem Osten angreifenden Kuruzzen verteidigt. Einer dürfte es dann doch geschafft haben und schaut im naheligenden Örtchen Purbach noch heute aus dem Rauchfang heraus.

Auf jeden Fall ist die Aussicht von der Turmuine über den Neusiedler See und den Nationalpark hinweg schöner als aus Purbacher Rauchfängen heraus, und da es ja doch das eine oder andere verliebte Pärchen im Kreise unserer Vienna Family gibt, steht einem romantischen Augenblick nichts im Wege. Übrigens: mit meinem Opa, der mich zur Vienna gebracht hat, war es immer abenteuerlich, die Ruine zu erkunden und herumzuklettern. Aber ich will Euch ja nicht mit meinen Familiengeschichten auf die Nerven gehen.

Die Stadt Neusiedl selbst ist ein belebter, bunter Ort mit zahlreichen Heurigen, Cafés und Geschäften. Wie lustig habe ich das immer gefunden, als meine Oma Ihre legendären Damenkränzchen hatte und da zehn Damen mit Hut beim Kaffee gesessen sind. Großartig. So, lassen wir jetzt endlich meine Familie aus dem Spiel. Bleiben wir aber dennoch kulinarisch. Wer wirklich hervorragend und gepflegt essen gehen möchte, der ist im Landgasthaus am Nyikospark bestens aufgehoben. Spitzenküche mit regionalem und saisonalem Einschlag. Wunderbar.

Übrigens passt der Nyikospark ca. 126 Mal auf das Areal unserer Hohen Warte. Wem also nach spazieren ist, der sollte dann doch lieber die Seepromenade nehmen und hinaus an den See spazieren. Dieser Spaziergang führt übrigens unmittelbar am Sportplatz vorbei. Am See angelangt findet man die Mole West, die in den letzten Jahren zum echten Hot Spot geworden ist. Versorgt mit Insektenschutzmittel den Sonnenuntergang genießen, dazu Spitzenweine aus der Region und einfach sowas von cool sein. Wer es ruhiger will, dem ist eine Fahrt mit dem Elektroboot ans Herz gelegt. Eine sehr entspannte Sache. Die Seeluft genießen und ein bisschen Poidl Rotter – also Kapitän - spielen.

Sollte sich doch noch ein wenig Sommerwetter einstellen, so ist dem Freund der Badefreuden auch nichts in den Weg gestellt. Der Neusiedler See zeichnet sich – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut – durch hervorragende Wasserqualität aus (das graue ist der Schlamm des Steppensees) und ist obendrein ja sowas von nichtschwimmerfreundlich da man die Stelle an welcher See mehr als 1,80 m Tiefe erreicht schon sehr lange suchen muss.

Ein Erlebnis für die ganze Familie also. Abenteuer, Kulinarik und Fußball. Was will das Herz der Vienna Family mehr. Ich freu mich jedenfalls riesig auf das Match bei unseren Freunden in Neusiedl am See. Hinterlassen wir dort also einen guten Eindruck aber keine drei Punkte.

We are Vienna!
Euer Chrimi

Quellen: wikipedia, www.neusiedlamsee.at