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© Karen Rieder

Unterwegs im Abseits, Teil 4: Sollenau

24. September 2014 | Fans zur Übersicht >
In der heutigen Ausgabe von Unterwegs im Abseits gilt es die Marktgemeinde Sollenau zu erkunden.

Diese wurde erstmals 1166 in einer in Hartberg ausgestellten Schenkungsurkunde erwähnt. Die Hartberger hatten also immer schon was zu verschenken, nicht nur Punkte… aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ein Attribut, das man jetzt auf den ersten Blick nicht so unbedingt mit Fußball in Verbindung bringt ist süß. Im Fall von Sollenau bekommt dieses Attribut jedoch auch seine fußballerische Bedeutsamkeit. Der Hauptsponsor der Sollenauer ist nämlich Wewalka. Neben dem reichhaltigen Sortiment an fertigen Frischteigen gibt es dort die unterschiedlichsten Plunder- und Blätterteigprodukte, Briocheerzeugnisse, Krapfen und Donuts bis hin zu Kuchen und Torten. Der Fabriksverkauf ist am Matchtag jedenfalls bis 18 Uhr geöffnet. Bei rechtzeitiger Anreise ist für den Zuckerschock auf jeden Fall bestens gesorgt.

Um das Shoppingparadies Sollenau nicht nur kalorientechnisch zu erschlagen, sei noch auf die Firma Wunderl hingewiesen. Ein Traditionsunternehmen für gepflegtes Schuhwerk. Es würde mich überraschen, wenn die Sollenauer Kicker in Wunderl-Patscherl auflaufen, aber man kann ja nie wissen. Einen gewissen Vorteil für unsere Kicker hätte es allerdings und es wäre durchaus eine angenehme optische Alternative zu den nun vorherrschenden Kickerschlapfen im Warnwesten-Design.

Sollenau besticht aber nicht nur durch Traditionsunternehmen sondern auch durch wohnliche Gegenden. Wer möchte nicht von sich behaupten wollen, im Petrifeld oder gar der Benzolsiedlung zu Hause zu sein. Ich habe trotz intensiver Bemühung nicht herausgefunden, was die Sollenauer dazu bewegt hat, die Siedlung Benzolsiedlung zu nennen. Ich kann nur stark hoffen, dass das dortige Bauland nicht mit Benzol irgendwie zu intensiv in Kontakt gekommen ist.

Da Sollenau ja wohlig irgendwo in der Mitte zwischen Wien und Wiener Neustadt liegt, war es Zeuge vieler historischer Ereignisse. So soll zum Beispiel der ungarische König Matthias-Corvinus gemeinsam mit der Königin Beatrix von Ungarn die Siegesparade nach der Einnahme Wiener Neustadts ausgerechnet von einem Hügel in Sollenau aus abgenommen haben. Geschichtlichen Aufzeichnungen zufolge paradierten da 20.000 Soldaten in und um Sollenau herum.

Ebenfalls auf die Gegend rund um Sollenau Einfluss genommen hat die Mizzi-Resi (auch bekannt als Kaiserin Maria Theresia). Um Ihren treu ergebenen Untertanen genug Arbeit zu verschaffen und um die Versteppung der südlich von Wien gelegenen und vom pannonischen Klima geprägten Gegend zu verhindern, hat die gute Dame damals einen Haufen Föhren pflanzen lassen. Damit wurde den Menschen die Pecherei als Erwerbsquelle geschenkt und die ursprünglich gewachsenen Heidegebiete als Reste zurückgelassen. Diese Heidegebietsreste sind in unmittelbarer Nähe zu Sollenau noch zu bewundern. Nämlich im Bereich des Truppenübungsplatzes Großmittel und im Naturschutzgebiet Kalkschottersteppe Obereggendorf.

Die Habsburger waren überhaupt sehr erfinderisch wenn es darum ging, Sollenau Gutes zu tun. Das Paradebeispiel dafür ist der Wiener Neustädter Kanal. Um Lasten von Wien nach Wiener Neustadt und retour zu befördern, wurde dieser Kanal angelegt. Die Erfindung und der Ausbau der Eisenbahn machten diesem Wasserweg dann aber massiv zu schaffen und so wurde die Kanalschifffahrt irgendwann mal eingestellt. Fakt ist, dass sich eine Fanschifffahrt im 1894er Jahr zum Match Sollenau gegen Vienna mit dem Kanalkahn nicht ausgegangen wäre. Zum einen, weil der 1. SC Sollenau erst 1919 gegründet wurde (wie übrigens unsere Vienna im Wirtshaus) und zum anderen weil 1894 keine Kanalschifffahrt von Wien nach Sollenau mehr stattgefunden hat. Wie schön wäre es, wenn dieser heitere Wasserweg noch existieren würde. Unser Roli mit wehendem Schal und Fleischlaberl in der Hand in unnachahmlicher Titanic-Pose am Bug des Schinackls … herrlich, aber leider nicht mehr möglich. Es wäre jedenfalls die ultimative Fanfahrt geworden. Tja, man kann eben nicht alles haben. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass es in Sollenau noch wasserführende Teile des Wiener Neustädter Kanals gibt.

Abschließend noch ein kleiner Hinweis. Im - unweit zu Sollenau gelegenen - Örtchen Felixdorf gibt es einen Schießplatz. Zwar eigentlich eine militärische Anlage, aber vielleicht kann man dort auch ein paar Fußbälle hin liefern und sich vor dem Match ein wenig einschießen. Aber das ist nur so eine Idee um den Ausflug nach Sollenau so torreich wie möglich zu gestalten.

Ich bin gespannt, ob ich mir einen Zuckerschock von Wewalkas Köstlichkeiten hole, Schuhe kaufe, im Kanal Schlauchboot rudere oder einfach nur ein feines Match mit hoffentlich vielen Toren sehen werde. Sollenau ist jedenfalls eine Reise wert. Hinterlassen wir deshalb einen guten Eindruck aber keine drei Punkte.

We love Vienna!

Euer Chrimi

Quellen: wikipedia, www.wewalka.at, www.sc-sollenau.at