Facebook Twitter Instagram TikTok Youtube LinkedIn Whatsapp
DE | EN
Menu Menu
© „25 Jahre Wiener Fußball“ (1919)

Unabsteigbar – die Strategien der Vienna, dem ersten Abstieg 1914 zu entgehen

14. Oktober 2014 | Historisches zur Übersicht >

Im Mai 1914 befand sich der älteste Klub des Landes in akuter Abstiegsgefahr – und hatte dies gleich doppelt selbst verschuldet. Ursprünglich sah das Meisterschaftsformat nämlich keinen direkten Abstieg aus der obersten Spielklasse, sondern Relegationsspiele vor. 1913 hatte aber ausgerechnet die Vienna die Relegation per Antrag zu Fall gebracht. Als es dem Klub nun sportlich an den Kragen ging, machten sich die Verantwortlichen wiederum für eine Aufstockung der obersten Spielklasse stark. Unter der Parole „Wir können nicht in der zweiten Klasse spielen“ berief sich die Vienna auf ihre immerhin schon 20-jährige Tradition.

 

Eigendünkel und Eitelkeiten

Eine Niederlage gegen Hertha Ende Juni 1914 besiegelte jedoch den ersten Abstieg in der Vereinsgeschichte. Der Verband zeigte mit den Döblingern kein Erbarmen – Präsident Ignaz Abeles, selbst ehemaliges Vienna-Vorstandsmitglied, versetzte den Klub in die zweite Klasse. Daraufhin trat die Vienna aus dem für die Wiener Klubs zuständigen Niederösterreichischen Fußballverband (NÖFV) aus und gründete mit 17 anderen Wiener Vereinen einen Konkurrenzverband, den Fußball-Bund in Niederösterreich (FINÖ). Auf überregionaler Ebene verständigten sich die Döblinger mit dem tschechischen Verband Cesky Svaz Footballovy, der sich immer wieder vom Österreichischen Fußball-Verband (ÖFV) benachteiligt fühlte. Gemeinsam hoben sie die Football-Union of the Austrian Nations (FUAN) aus der Taufe.

Die tschechische Seite zielte auf eine Schwächung des ÖFV ab, die Vienna wiederum hoffte auf attraktive Wettspielgegner wie Slavia und Sparta aus Prag. Die Opposition zum ÖFV führte so – vor dem Hintergrund des Nationalitätenkonflikts – zu einer Zweckgemeinschaft, die im Juli 1914 vom Illustrierten Sportblatt als „neuer Bund, den nationaler Eigendünkel und verletzte Eitelkeiten geschlossen haben“ bezeichnet wurde.

 

Das Ende der Sezessionisten

Trotz des bald nach Gründung einsetzenden Weltkriegs wurde die Verbandstätigkeit umgehend aufgenommen. Ende September fand in Prag ein Auswahlspiel zwischen tschechischen und Wiener Fußballern statt. Anfang 1915 startete die FINÖ in Wien eine Konkurrenzmeisterschaft. Doch die kriegsbedingten Einberufungen belasteten die Klubs schwer. Die Vienna konnte nicht einmal eine eigene Mannschaft im Meisterschaftsbetrieb stellen und trug nur Freundschaftsspiele aus.

Bereits Ende 1915 führte der Konkurrenzverband nur noch ein Schattendasein: Viele Spieler der abgefallenen Vereine waren eingerückt, und wichtige Funktionäre der Sezessionisten standen im Felde. Der endgültige Todesstoß für die Fußballrebellen kam durch die böhmische Statthalterei, die im Juli 1916 den tschechischen Verband auflöste. Nun sahen sich die tschechischen Vereine gezwungen, dem ÖFV beizutreten. Durch den Wegfall der Verbündeten kehrte die Vienna zum NÖFV zurück. Die Döblinger wurden in die zweite Klasse eingereiht, dort, wo sie schon 1914 gelandet wären. Erst 1919 gelang der Vienna die Rückkehr in die Erstklassigkeit.