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© Karen Rieder

Unterwegs in Döbling, Teil 1: Heiligenstadt

5. Dezember 2014 | Fans zur Übersicht >

Herzlich willkommen in der Saisonpause. Gemäß dem Motto „wer rastet der rostet“ geht es heiter unterwegs im Abseits weiter. Da ja bekanntlich in so Saisonpausen keine Auswärtspartien anstehen, nutzen wir einfach die Zeit, bleiben zu Hause und schauen uns mal unsere nähere Umgebung an. Da unser Heimatbezirk ja glücklicherweise größer als manch Auswärtsspielort in der Ostliga ist, gibt es einiges zu entdecken.

Beginnen wir die Erkundung unserer allernächsten Umgebung gleich mal mit dem naheliegenden. Heiligenstadt. Ich möchte dieser Episode noch einen Untertitel geben: „Der derrische Wickerl und i“.

Wer bitte ist jetzt der derrische Wickerl? Nein, es ist kein alteingesessener Döblinger Kojote der durch die langjährige Beschallung im Fanblock etwas an Gehörstärke verloren hat. Beim derrischen Wickerl handelt es sich um jenen begabten Burschen, der in Heiligenstadt sein Testament verfasst hat und nach dem auch das eine oder andere Platzerl benannt ist. Richtig! Ludwig van Beethoven. Was aber bitte hat der jetzt genau mit dem Verfasser dieser Zeilen zu tun? Nunja, abgesehen davon, dass Chrimi voll auf die 9. Symphonie abfährt (Bitte! Der Wickerl hat dieses Meisterwerk schon beinahe völlig derrisch geschrieben!), schaut er in der Früh haartechnisch auch oft aus wie Beethoven nach einer intensiv durchkomponierten Nacht.

Bevor wir nun also den derrischen Wickerl an die Hand nehmen und mit ihm durch Heiligenstadt spazieren, klären wir doch erstmal die Frage was ihn damals überhaupt dorthin verschlagen hat. Es waren die mineralhaltigen Quellen der Badeanstalt Heiligenstadt. Diese wurden sehr kompakt in einem 1835 erschienen Wanderführer wie folgt beschrieben: „Ein gewisser Johann Burger fand darin Heilung vor Gliederschmerzen, und ließ zur Dankbarkeit die Quelle reinigen, fassen und in seinen Garten, bei dem jetzigen Badhause, leiten. […]“. Unser lieber Wickerl bezog damals sein Quartier im heute noch stehenden Haus in der Probusgasse Nr. 6. Eben jenes Haus in welchem er dann sein berühmtes Heiligenstädter Testament verfasst hat. In diesem klagte er seinen Brüdern sein ganzes Leid. Von Koliken, Gastritis und der stärker werdenden Taubheit. Was würde der derrische Wickerl wohl sagen, wenn wir durch das Heiligenstadt von heute schlendern? Welche symphonischen Melodien würden ihm wohl zum Karl-Marx-Hof einfallen? Jenem Bauwerk, das Heiligenstadt ebenfalls zu – durchaus auch tragischer – Berühmtheit verholfen hat. Erbaut nach dem ersten Weltkrieg ging der Hof durch die Februarkämpfe 1934 und den 2. Weltkrieg und stellt ein Meisterwerk des sozialen Wohnbaus in Wien dar. Und selbst heute noch, im Jahr 2014, ist der sich über 4 Straßenbahnstationen erstreckende Karl-Marx-Hof der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt. Freude schöner Götterfunken! Ich kann mir durchaus denken, dass das rege Verkehrsaufkommen und der Lärm entlang des Karl-Marx-Hofes in irgendeiner Art inspirierend gewesen wäre.

Die aufstrebende Industrie in Heiligenstadt hat unser Wickerl nicht mehr erlebt. Das Heiligenstadt, das er durchschritt, war geprägt von Weinbau, Ackerbau und Gärtnerei. Die Industrie zog erst so richtig ab 1840 in Heiligenstadt ein und hielt sich dort dann doch einige Jahre. Heutzutage sind die Flächen von zahlreichen Gewerbeunternehmen und der Stadtverwaltung besiedelt.

Wollen wir unseren lieben Ludwig jetzt aber wieder raus aus dem urbanen Zentrums Heiligenstadts bringen und mit ihm die doch etwas beschaulichere Hohe Warte hinaufspazieren. Gesäumt von mächtigen Villen, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, der ägyptischen Botschaft und dem gleichnamigen Hallen- und Freibad ist diese Straße ein würdiger Namensgeber für unser Stadion. So würdig, dass bis vor kurzem auch die österreichischen Bundespräsidenten dort Quartier bezogen hatten. Da UHBP Heinzi Fischer es aber vorzog, im 8. Bezirk zu bleiben, wurde die Präsidentenvilla gleich mal geschliffen. Hübscher Baugrund!

Moment? Wohin ist uns denn jetzt wieder der Wickerl abhandengekommen? Könnten jetzt alle bitte mal „WICKERL – wink amoi“ anstimmen? Hmmm … er hört uns nicht. Vielleicht finden wir ihn im Heiligenstädter Park vor seinem Denkmal stehend oder im Setagayapark die Zierfische füttern. Es gibt viele attraktive Plätze in Heiligenstadt, wo sich ein begnadeter Komponist verlaufen könnte. Es gibt aber nur eine Naturarena Hohe Warte! Ich bin mir sicher, dass unser Freund Ludwig auf der Arena sitzt, den Blick über Wien genießt, den Spirit des legendären blau-gelben Fußballvereins inhaliert und sich dabei denkt – Alle Menschen werden Brüder!

Euer Chrimi

Quelle: wikipedia