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© Karen Rieder

Unterwegs in Döbling, Teil 2: Nussdorf

17. Dezember 2014 | Fans zur Übersicht >

Nussdorf ist ein spaßiges Pflaster. Die legendäre Spitzbuam-Pawlatschen war jahrelang die Heimat der Spitzbuam und deren Nachfolgeformation, den Stehaufmandln. Ob sich die Stehaufmandln bei der Namensgebung am uns so ans Herz gewachsenen Fußballverein orientiert haben, ist den Chroniken nicht zu entnehmen.

In der – doch überschaubaren – Plattensammlung meines Opas befand sich das Spitzbuam-Meisterwerk Wiener Heurigenkabarettkultur mit dem Titel „Was gibt es Neues in Nußdorf?“ Daran orientierend werden wir unseren zweiten Ausflug in die nächste Umgebung unserer geliebten Heimspielstätte auslegen und schauen, was es über die Jahre so Neues in Nussdorf gab.

20 Jahre bevor in Döbling erstmals offiziell das runde Leder getreten wurde, gab es in Nussdorf bahnbrechend Neues. Die Zahnradbahn. Diese Bahnlinie fuhr von Nussdorf auf den Kahlenberg. Ursprünglich sollte das ganze ja bereits zur Weltausstellung 1873 fertiggestellt sein, aber da Zahnradbahnen nicht in den Genuss von staatlichen Subventionen gekommen sind, war das eine sehr zache G'schicht und es griffen nicht alle Zahnräder so ineinander, wie die geschätzten Planer das geplant hatten. Also wurde erst 1874 eröffnet. Bis auf den Kahlenberg hinauf ging es aber erst ab 1876, weil zuerst das der Konkurrenz gehörende Hotel am Kahlenberg und der Schrägaufzug auf den Leopoldsberg (was es nicht alles für Sachen gab!) in finanzielle Schwierigkeiten geraten mussten, um dann von den Betreibern der Zahnradbahn aufgekauft zu werden und so das Züglein bis auf den Gipfel des Kahlenbergs dampfen konnte. Der zuvor erwähnte Schrägaufzug wurde dann gleich mal abgedreht. Lange noch bevor es die Spitzbuam in Nussdorf gab, waren da auch sicher Spitzbuam am Werk, um grundsätzlich einfache Dinge kompliziert zu machen. Übrigens: Im denkmalgeschützten ehemaligen Bahnhofsgebäude der Zahnradbahn ist heutzutage ein Restaurant untergebracht.

Apropos Kulinarik! Da kann man sich in Nussdorf ja austoben, bis der letzte Knopf geplatzt ist. Abgesehen von den zahlreichen Heurigen und dem Plachutta gibt es da natürlich den Renner. Das Mekka für alle die nicht auf kleine Portionen stehen und klassische Wiener Küche – im Sommer besonders hübsch im sensationellen Garten – lieben. Der Gasthof „Zum Renner“ ist erst seit 1970 am Nussdorfer Platz. In diesem Jahr hat Herr Renner gemeinsam mit seiner Frau das mieseste Beisl in ganz Döbling „Die Poldi Tant“ übernommen und kurzerhand ein hervorragendes Wirtshaus daraus gemacht. Stolz sind die Renners zum einen darauf, dass Dr. Karl Renner ein Urgroßonkel der Familie ist und zum anderen, dass das servierte Fleisch nicht zerlegt und kochfertig geliefert, sondern in alter Tradition aus ausgewählten Schweine- und Rinderhälften geschnitten wird, die wöchentlich angeliefert werden. Das schmeckt man dann auch.

Jetzt ist Nussdorf ja grundsätzlich als Weinort bekannt und die Trauben, die am Nussberg wachsen, sind legendär, aber eigentlich kommt man am Lieblingsgetränk der blau-gelben Fanschar einfach nicht vorbei. Bier. Der letzte Bürgermeister von Nussdorf, Karl Adolf Bachofen von Echt, war es, der die in wirtschaftliche Nöte geratene Nussdorfer Brauerei gekauft hat und durch intensive Bemühungen und Sanierungen zu einer der führenden Brauereien Österreichs gemacht hat. Die Nussdorfer Brauerei erhielt im Jahre 1900 sogar das Prädikat „k.u.k. Hof-Brauer". Eine Institution. Im Jahre 1950 wurde die Nussdorfer Brauerei dann von der Brauerei Schwechat übernommen, und die hatten nichts Besseres zu tun als die Produktion einzustellen und die Anlagen nach Brasilien zu verscherbeln, wo dann ein Bier gebraut wurde, das den Namen „Vienense“ trug. Das letzte Kapitel der Nussdorfer Brauerei hat einiges mit dem AKW Zwentendorf zu tun. Als dieses gebaut wurde, war dort nämlich ein Nachfahre des Karl Adolf Bachofen von Echt tätig und dem war dabei scheinbar so fad, dass er im Jahre 1984 einfach die Nussdorfer Brauerei wiederbelebte und nach alten Familienrezepten Bier braute. Wer von Euch erinnert sich noch an das „Nussdorfer Old Whiskey Bier“? 20 Jahre später, im Jahre 2004, war dann aber mit der Institution Nussdorfer Brauerei leider wirklich Schluss. Schade.

Ja, auch wenn es die Brauerei nicht mehr gibt, so ist Nussdorf doch nach wie vor ein gepflegtes Pflaster zum Biertrinken. Bamkraxler sei Dank! Gepflegtes Salzburger Augustiner Bier aus dem Holzfass, ein begnadet schöner Gastgarten und viel Platz für Jung und Alt machen den Bamkraxler zu einem echt gediegenen Platzerl zum Verweilen – vor und nach turbulenten Vienna-Spielen.

Wer übrigens von Döblinger Fußballkultur nicht genug bekommen kann, der ist unweit vom Bamkraxler ebenfalls bestens aufgehoben. Der Nussdorfer Athletik Club, mit dem uns doch einiges verbindet, spielt aktuell in der 2. Wiener Landesliga und darf sich dort zum Beispiel mit Bezirksnachbar Fortuna 05 und unserer 1b matchen.

Nussdorf hat sich seinen dörflichen Charakter erhalten und ist jeden einzelnen Besuch wert. Egal ob zum Essen, Trinken oder Fußballschauen.

Das war es dann mit dem Unterwegssein für das Jahr 2014! Ich wünsche euch ein Weihnachtsfest mit den Dingen die ihr euch wünscht, reichhaltigem Essen, das euch nicht dick macht und zur rechten Zeit die richtige Portion Ruhe von all dem Trubel.

Euer Chrimi

Quelle: wikipedia