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© Karen Rieder

Unterwegs in Döbling, Teil 4: Grinzing

22. Januar 2015 | Fans zur Übersicht >

Herrschaftinnen und Herrschaften, wo soll ich nur anfangen? Bei den Erinnerungen an meine Schulzeit, die ich in Grinzing verbracht habe? Bei den vielen Nachmittagen im Cafe Nöbauer? Den zahllosen – teilweise nicht mehr ganz erinnerlichen – Nächten im Trummelhof oder anderen Grinzinger Locations? Den Sommererlebnissen und spektakulären Kickerln im Krawa? Habe die Ehre, da gibt’s viel zu erzählen. Aber da ich euch ja nicht autobiographisch auf die Nerven gehen möchte, habe ich beschlossen, Grinzing mit seinen Stars zu durchwandern.

Das wird ein aufregender Hatscher werden, denn immerhin ist Grinzing der flächenmäßig größte Teil Döblings und durchaus hügelig geprägt. Also packts die Wanderpatscherl ein. Auf geht’s!

Ja schau, wen trifft man denn da gleich am Grinzinger Platz, unweit der Reblaus? Den Bobby und den Mucki. (folgender Dialog ist völlig frei erfunden und leicht nasal zu lesen). „Bobby, host scho ghöat? Die Vienna zeigens im Fernsehn!“ „Geh echt Mucki, des schaut si jemand aun?“ „Jo, jo Bobby drum sollt ma uns vielleicht auch einen Fernseher kaufen“ „Des is Gscheit Mucki, glaubst zeigens den Peter Alexander auch noch?“ „owa Bobby, der liegt doch in Grinzing am Friedhof“ „Nau geh Mucki, hilft eam kana auf?“ Na bitteschön, man sagt ja nix, man redet nur davon. Der großartige und für mich unangefochten beste Entertainer Österreichs hat seine letzte Ruhestätte am Grinzinger Friedhof gefunden. In Grinzing, wo er auch gelebt hat. Wer erinnert sich nicht an seine grandiosen Filme wie das Weiße Rössl, die Fledermaus oder eben die Graf Bobby Filme? Herrlich.

Grinzing hat überhaupt, was die österreichische Film- und Kulturszene betrifft, einen hohen Stellenwert. So stammt zum Beispiel der gesamte Hörbiger-Clan aus Grinzing. Diese große österreichische Schauspielerfamilie war eine Zeit lang sogar für die Geschicke unserer Vienna verantwortlich. Paul Hörbiger war nämlich nicht nur an der Seite von Hans Moser in zahlreichen charmanten Komödien zu sehen, sondern lenkte von 1947 bis 1949 als Präsident die Geschicke unserer Vienna. Aber nicht nur die toten Angehörigen der Familie Hörbiger spielen in der österreichischen Kulturszene eine bedeutende Rolle. So ist zum Beispiel Cornelius Obonya der aktuelle Jedermann und auch den Rest des Clans findet man immer wieder auf den Bühnen und den Filmen des Landes. Besonders interessant ist das Theater zum Himmel im Hörbigerhaus. Maresa Hörbiger gründete dieses 2008 gemeinsam mit Karl Heinz Hackl mit dem Ziel, junge Schauspieler zu fördern und dem Publikum anspruchsvolles Theater zu bieten.

Grinzing scheint tatsächlich ein Pflaster zu sein, das zu ganz besonderen schauspielerischen Leistungen beflügelt. So ist zum Beispiel auch der aktuelle James-Bond-Bösewicht und seit langem in Hollywood höchst erfolgreiche Christoph Waltz ein waschechter Grinzinger. Ich freu mich schon jetzt auf die vielen Rollen, in denen wir Waltz noch erleben werden dürfen.

Da wir aber – so kultig wir auch sind – nach wie vor ein Fußballverein sind, sollten wir mal schauen, wen wir in Zusammenhang mit unserer Vienna so finden. Unweigerlich landen wir wieder am Grinzinger Friedhof. Beachtlich, wer dort aller seine letzte Ruhestätte gefunden hat. So findet man dort zum Beispiel das Grab von Karl Rainer, der gemeinsam mit Josef Blum das Defensivbollwerk sowohl der Vienna, als auch des Wunderteams gebildet hat. Mit Rainer in der Verteidigung erlebte unser Verein wohl eine seiner glorreichsten Zeiten.

Verlassen wir jetzt aber endgültig den Grinzinger Friedhof (obwohl ich noch nicht mal erwähnt habe, dass dort ebenfalls z.B. Gustav Mahler oder Thomas Bernhard liegen), denn ein Bisschen wollen wir schon einen Blick auf die malerische Umgebung werfen, in der die vielen Stars gelebt haben. Unweigerlich – und immer noch am Wege Weltkulturerbe zu werden – muss man den Ortskern Grinzings erwähnen. Für viele Touristen ist es ein Highlight, einen Heurigenabend in Grinzing zu verbringen. Da werden sie mit Bussen – für die es mittlerweile sogar eine Garage gibt – hingekarrt und verlassen Grinzing nach ein paar Stunden und zwei Vierterln auf wackeligen Beinen wieder. Das urtypische Wiener Heurigenflair werden sie allerdings nicht finden, denn das ist leider in Grinzing verloren gegangen. Glücklicherweise aber nicht die Berge, auf denen der Wiener Wein wächst und gedeiht. Übrigens ist die höchste Erhebung Wiens, der Hermannskogel mit der markanten Habsburgerwarte, Teil von Grinzing. Der Hermannskogel ist aber nicht der beste Platz in Grinzing, um die Aussicht auf Wien zu genießen. Da gibt es zum einen den Cobenzl, der ein absolut beliebtes Ausflugsziel – und nebenbei auch eine der schönsten Hochzeitslocations Wiens – ist. Zum anderen gibt es da noch die Bellevuewiese oder den Lebensbaumkreis am Himmel. Der, einem alten Amphitheater nachempfundene, Platz ist gesäumt von all den Lebensbäumen, die es da so gibt (nur der Olivenbaum tut sich klimabedingt ein bisserl schwer zu gedeihen). Ebenfalls ein nettes Ausflugsziel.

Ich lasse aber jetzt einfach einen Reiseführer aus der Biedermeierzeit die bergige Umgebung des Grinzinger Ortskerns beschreiben. Amüsant!

„Links geht es auf den Kobenzl- oder Reisenberg, rechts auf den Josephs- oder Kahlenberg. Hier ist denn auch das Haus Nr. 41, wo man Esel und Pferde in Bereitschaft findet, um den Berg hinauf reiten zu können. Man bezahlt für den Ritt auf den Kahlenberg oder das Krapfenwäldchen 20 Kreuzer, und eben so viel von dort zurück. Wie sehr durch diese Anstalt einem Bedürfnisse des Publikums abgeholfen wurde, beweist: daß an schönen Sommertagen die Thiere den ganzen Tag über so beschäftigt sind, daß man sie im Voraus bestellen muß, wenn man sicher seyn will, eines zu bekommen. Es ist aber kaum glaublich, daß erst vor zwei Jahren diese Einrichtung getroffen wurde, und noch weniger glaublich, daß das unnaturhistorische Vorurtheil gegen den trefflichen Langohr bei dem Wiener so tief gewurzelt ist, daß diese Kavalkade lange Zeit mit Satyre und Ironie aller Art zu kämpfen hatte.“

Seitenweise könnte man über Grinzing, seine Stars, seine Berge, seine Orte, die bemerkenswerte Orgel der Grinzinger Pfarrkirche oder die traumhaft gelegenen Kaasgrabenkirche schreiben. Wie aber schon so oft wollen wir es ja nicht übertreiben.

Euer Chrimi

Quellen: wikipedia; theaterzumhimmel.at