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© Karen Rieder

Unterwegs in Döbling, Teil 7: Ober- und Unterdöbling

2. März 2015 | Fans zur Übersicht >

Haltet euch fest, meine Lieben. Nicht nur, dass wir mit rasender Geschwindigkeit (ich bin versucht zu sagen mit Warp 9) auf den Saisonstart zueilen, sondern auch wegen der Tatsache, dass Ober- und Unterdöbling nicht vom Weinbau geprägt wurden. Da erzähl ich Euch seit Wochen von saftigen Weinbergen, Rebstöcken und wie sehr Döbling doch für den Weinbau steht und dann kommen die beiden Namensgebenden Bezirksteile daher und schreiben sich auf ihre Fahnen, dass Sie einst vom Obst- und Ackerbau geprägt waren. Da heißt es tief durchatmen und ins Fischer Bräu gehen. Die an der Billrothstraße gelegene „erste Wiener Gasthofbrauerei“ besticht durch ihren großen und schattigen Gastgarten. Mit ein wenig Selbstorganisation beim Getränkenachschub kann man dann auch über die eine oder andere dezente Schwäche im Service hinwegsehen.

Wenn man sich so in Bierlaune frägt, woher denn dieses Döbling überhaupt seinen Namen hat, kann man dieser Frage im Döblinger Bezirksmuseum im Wertheimsteinpark nachgehen. Die sehr knackigen Öffnungszeiten müssen dabei allerdings beachtet werden. Samstag, 15:30 bis 18 Uhr und Sonntag 10 bis 12 Uhr. Dafür ist der Eintritt frei und es lohnt sich allemal diesem Museum einen Besuch abzustatten. Wer jetzt doch nicht so schnell ins Bezirksmuseum gehen kann, dem helfe ich bezüglich der Döblinger Namensgebung gerne weiter. Zentrale Rolle spielt dabei der Krottenbach. Der seit langem in die Kanalisation verbannte Bach, dessen Quellgebietsreste übrigens unweit des Bezirksmuseums zu finden sind, dürfte – als er noch sein oberirdisches Dasein fristete – eine recht gatschige G‘schicht gewesen sein. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass „Teopilic“ vom slawischen „toplica“ – was so viel heißt wie sumpfiges Gewässer – ableitet und letztlich zum Namen Döbling geführt hat.

Nach diesem geschichtlich hochwissenswerten Absatz sollten wir uns auf den zu habenden Spaß in Döbling konzentrieren. Da ging nämlich immer schon die Post ab. Schon zu Kaiserzeiten bekam Döbling seinen Status als Nobelbezirk aufgebrummt. Es wurde das heutige Bezirksgebiet damals nämlich als kaiserliches Jagdrevier genutzt. Die engagierten Höflinge haben deshalb natürlich auch geschaut, dass sie sich dort ansiedeln. Die Nähe zum Kaiserhaus war damals einfach prädestiniert dafür, Gebiete wachsen, entstehen und gedeihen zu lassen. Dass die noblen Herrschaften dann auch entsprechend unterhalten werden wollten, liegt auf der Hand. Es entstanden Theater und Sommerbühnen, wo in seiner Anfängerzeit auch Max Reinhardt auftrat. Neben diesen Theatern etablierten sich aber vor allem Casinos. Das „Casino Finger“ war berühmt für die Auftritte von Strauss (Vater) und Lanner. Der Konkurrenzdruck des benachbarten „Zögernitz“ war aber so intensiv, dass das „Finger“ schließen mußte. Das Zögernitz entwickelte sich daraufhin zum beliebtesten Casino Wiens. Johann Strauss gab zahlreiche Konzerte und auch Strauss (Vater) und Lanner übersiedelten letztlich ins Zögernitz. In den 1960er Jahren wurde das Zögernitz dann zum Hotel (was es heute auch nicht mehr ist). Irgendwie steht dieses schmucke Casino nun verlassen auf der sonst doch belebten Döblinger Hauptstraße. Es gab ein paar Versuche, Events zu organisieren, aber auch nicht mit übermäßigem Erfolg. Übrigens: Es wurden die großen Vereinsfeste und Versammlungen unserer Vienna, zu der Zeit als Paul Hörbiger Präsident war, im Zögernitz abgehalten. Der Prunksaal war damals prall mit den honorigen Herrschaften und den Mitgliedern der Vienna-Hundertschaft gefüllt.

Folgen wir ein wenig dem ursprünglichen Verlauf des eingangs erwähnten Krottenbachs und flanieren über die Gatterburggasse – wo heutzutage, in den Räumen der Bezirksvertretung, die Generalversammlungen unserer Vienna stattfinden – hinauf zur Krottenbachstraße. Gleich am Eck mit der Billrothstraße finden wir das legendäre Café Billroth. Ich habe Stunden – ach was sag ich, ganze Tage – dort verbracht. Wenn man ins Billroth gekommen ist, diesen großen Raum betreten hat, fühlte man sich gleich wohl. Durch die Umbaumaßnahmen zwecks der kreativen österreichischen Nichtraucherregelung wurde aber genau dieses Flair genommen. Ich finde das ewig schade und werde mich trotzdem immer an die grottenschlechten Witze der Woche vom Leo und dem halsbrecherischen Abstieg zur Toilette erinnern. Ja das war schon sehr kultig. Wie auch immer. Wir sind nun in der Krottenbachstraße und wenn wir flotten Schrittes unterwegs sind, erreichen wir auch bald die Obkirchergasse. Die heimliche „Hauptstraße“ unseres Heimatbezirks ist bekannt für seine Geschäfte, den entzückenden Sonnbergmarkt und die im Herbst und Frühling stattfindenden Flohmärkte. Mein absoluter Favorit am Sonnbergmarkt ist aber das Fischfachgeschäft mit dem grenzgenial passenden Namen „Gutfleisch“. Köstlich in jeder Art und Weise.

Das Gebiet, das dann vom Sonnbergmarkt weg, die Weinberggasse hinauf liegt heißt übrigens „in der Krim“. Wieso man dieses Gebiet so getauft hat, ist bis heute nicht ganz klar. Es wird aber vermutet, dass dieser Flurname entweder nach einem Gasthaus, das Johann Grimmer gehörte, oder zur Erinnerung an den Krimkrieg 1853-1856 so benannt wurde. Auf jeden Fall ist es besonders am Sonntagvormittag turbulent in der Krim. Nicht nur, dass die Krimkirche mit Glockengebimmel auf sich aufmerksam macht, sondern ganz besonders die Fans des DSV Fortuna 05 machen auf sich aufmerksam. Die Fortuna hat seine Spielstätte auf der Krottenbacher Alm und pflegt in alter Wiener Fußballtradition die Sonntags-Matinee. Direkt an der Krottenbachstraße und am Rande des Hugo-Wolf-Parks gelegen, ist sie einfach legendär. Bevor man auf modernen Kunstrasen umgestellt hat, war das Spielfeld eine „rote Erde“. Herrschaften, nach 90 Minuten Wiener-Liga-Kick im Sommer war man eingestaubter als nach einer Wüstendurchquerung. Zur ganz besonderen Freude meiner Mama habe ich am Fortunaplatz intensiv die unanständige Erweiterung meines Wortschatzes gelernt. Hihi. Die Fortuna ist eine fixe Größe im Wiener Fußball. Unter dem Ex-Vienna-Spieler und heutigen Altachtrainer, Damir Canadi, wurde die Fortuna in der Saison 2003/2004 Meister der Wiener Liga und stieg in die Regionalliga Ost auf. Die Bezirksderbys – besonders am Sonntagvormittag – waren schon auch sehr unterhaltsam. Heute spielt die Fortuna übrigens gemeinsam mit unserer 1b und dem NAC in der 2. Wiener Landesliga. Somit gibt es dort als ausreichend Gelegenheiten, um auch weiterhin Bezirksderbys zu verfolgen.

So, geneigte Leserinnen und Leser. Die Saisonpause nimmt somit ihr Ende und wir haben uns doch ganz passabel über diese Zeit gebracht und ich hoffe ihr habt Neues über Döbling erfahren können.

Es war mir eine ganz große Freude, ein Teil Eurer Saisonpause gewesen zu sein und freue mich noch mehr drauf, euch bald wieder ins Abseits entführen zu dürfen.

Hey Ho Let’s go

Euer Chrimi


Quellen: wikipedia; dsvfortuna05.at;

Vienna TV