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Der liebe Gott kommt nicht aus Sollenau

22. April 2015 | Fans zur Übersicht >
Kraftrad 1894, der blaugelbe Gastkommentar der Gebrüder Moped:

Die Sollenauer kommen. Aus dem kargen Steinfeld reiten sie ein, aus der Wiener Neustädter Prärie. Und gerne mögen sie alle kommen. Für die 4800 EinwohnerInnen der industrieviertler Metropole findet sich bei uns auf der frisch lackierten Hohen Warte allemal noch Platz. Herzlich Willkommen. So sind wir eben, wir Wiener.

Richtig, wir Gebrüder mit dem bedingt umweltfreundlichen Familiennamen kommen aus Wien. Aus Wien? Mitnichten. Wir stammen nicht wirklich aus diesem Wien, das man vom DKT, von Ansichtskarten oder der Wienwoche kennt. Nein, es kommt schlimmer. Wir sind aus Simmering. Um genau zu sein: aus Kaiserebersdorf, der äußersten Randregion des Wiener Außenbezirks Simmering. DKT spielen haben wir nie gelernt, es gibt nur Schnapskarten und auf Wienwoche fahren wir auch. Kaiserebersdorf ist der Außenbezirk eines Außenbezirks. Wenn manche meinen, Simmering sei der Arsch der Welt – geschenkt. Denn Kaiserebersdorf ist dann der Nabel vom Arsch der Welt. Und dort leben Menschen. Zum Beispiel wir.

Doch eines eint uns innerhalb der Stadtgrenze Wohnende: Wenn wir selbige überschreiten, sinkt der spürbare Empfang von Sympathie von Meter zu Meter. Die Wiener mag man eben nicht. Dazu stehen sie auch, die Nicht-Wiener, die Restösterreicher, die aus den Bundesländern. Die Wienerinnen und Wiener seien überheblich, sagen sie. Und just in jener Sekunde, in der uns wir Wiener heimlich denken "Ja, das sind wir und zwar mit Recht", hat die Landbevölkerung auch schon wieder ein Stück weit recht. Ein ununterbrochener Kreislauf, der den Biorhythmus innerösterreichischer Missverständnisse zwischen Gschertindien und dem Wasserkopf am Leben hält.

Die Vienna ist anders, Fußball verbindet. Denn wenn wir überheblich werden, dann nicht deshalb, weil wir zufällig aus Wien und nicht etwa aus dem Industrieviertel stammen, sondern weil wir am Freitag, 24.04.2015 die Sollenauer mit Null Punkten nach Hause geschickt haben werden.

Leider weiß man ja nicht einmal, ob die Mär stimmt, dass der liebe Gott ein echter Wiener sei. Denn belegt ist lediglich, welcher Fußballverein ihm der liebste sei. Aber das sagt bekanntlich gar nichts. Ob er aus Wien kommt, aus Simmering oder in Gottes Namen aus Kaiserebersdorf.

Come on, Vienna!



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