Endlich Heimpremiere in der Care-Energy Naturarena Hohe Warte. Zu Gast waren – wie es sich für das „erste“ Heimspiel offensichtlich gehört – die Admira Juniors. Auch beim Frühjahrsauftakt der letzten Saison kam der Gegner aus der Südstadt. Damals zeigten sich die Rot-Schwarzen wenig gastfreundlich und nahmen mit dem 3:1-Auswärtssieg alle drei Punkte mit nach Hause.
Doch, in Anlehnung an einen berühmten Satz des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, galt diesmal die Devise: Was interessiert mich meine Niederlage von gestern? Zumal damals (am 6. März) nicht Andreas Lipa als Chefcoach auf unserer Betreuerbank gesessen war.
Apropos „Geschwätz von gestern“. In der 1. Runde lagen die Tipp-Experten Robert Weinstabl (1. SC Sollenau) und Goran Djuricin (ASK Ebreichsdorf völlig richtig. Sie sagten einen Vienna-Sieg in Neusiedl voraus. Diesmal wurde Dino Kovacec (Stürmer von SK Rapid II) vom „Fanreport“ um seine Prognose gebeten: Der junge Mann aus Kroatien hatte ein Unentschieden (so wie auch die Redaktion des „Fanreport“) prophezeit. Zumindest vor dem Ankick lagen die „Experten“ völlig richtig, da jedes Spiel bekanntlich mit 0:0 gestartet wird …
Lipa schickte zwei „Jugendspieler“ in die Partie
Das Trainerduo Andreas Lipa/Martin Lang setzte im Großen und Ganzen auf die Startformation vom Neusiedl-Spiel. Eine personelle Änderung gab es aber doch: Statt Gary Noel war Kürsat Güclü von Anfang an dabei. Und auch das System war offensiver als zuletzt in der Seestadt: Lipa schickte eine 4-3-3-Formation in die Schlacht.
Eine Offensiv-Formation, die nach 90 Minuten viele gut schmeckende Früchte tragen sollte. Aber alles der Reihe nach:
Bereits nach 10 Minuten hätte unsere Vienna in Führung liegen können. Aber die beiden Jungendspielerreglung-Akteure Eren Keles und Kürsat Güclü vergaben gute Chancen – jeweils nach einem Einwurf von Bernhard Fucik. Kann passieren und tut gar nicht weh – vor allem nicht nachdem, was sich in der Folge auf der Hohen Warte abspielen sollte.
Die Fans bekamen vier Tore in Halbzeit eins serviert …
1:0 in Minute 14: Nach einer verunglückten Kopfball-Abwehr eines Admiraners gewinnt Keles ein Kopfballduell und serviert den Ball mustergültig vor den Beine von Kapitän Markus Katzer. Gegen „Meckis“ platzierten Schuss ist Admira-Keeper Meierhofer ohne Abwehrchance.
Dann vergab Osman Bozkurt eine tolle Möglichkeit, sein Kopfball ging daneben (18.)
2:0 in Minute 19: Osman Bozkurt, der Goldtorschütze vom Neusiedl-Spiel, kann von drei Jung-Admiranern nicht an einem „Zuckerpass“ gehindert werden, David Sencar braucht das runde Ding nur mehr über die Linie zu schieben.
Durch einen Freistoß von Löffler knapp außerhalb des Sechzehners verkürzten die Gäste auf 1:2 (23.). Gegen den präzisen Schuss ins Kreuzeck konnte auch unser Keeper Thomas Vollnhofer nichts ausrichten.
Sollte es noch einmal spannend werden? Sollte die schnelle Zwei-Tore-Führung der Vienna noch verjuxt werden? Nein, an diesem herrlichen Sommerabend war unsere Mannschaft zu überragend.
3:1 in Minute 29: Bei einem Eckball von Sasa Pantic „stiehlt“ sich Kevin Krisch in den Fünferraum, ist dort schneller am Ball als die jungen Verteidiger des Gästeteams und nickt zur Pausenführung ein. Aber hallo, drei Tore in Halbzeit eins, davon zwei von Innenverteidigern, was geht denn da heute ab?
… du durfte Halbzeit zwei nicht nachstehen: Wieder vier Treffer
Nun, vier Tore waren insgesamt in Hälfte eins zu bewundern. Wie viele sollten es im zweiten Durchgang werden? Richtig errraten: Ebenfalls vier Stück. Allerdings allesamt für die spielfreudigen und torgeilen Burschen aus Döbling.
4:1 in Minute 67: Weiter Pass von Güclü auf Mario Kröpfl, der Außenverteidiger erwischt den Ball gerade noch vor der Torlinie und stellt mit seinem Stanglpass Admira-Keeper Meierhofer auf eine (zu schwere) Probe. Der Ball landet vor den Füßen von Sencar, der damit einen „Doppel-Abstauber“ erzielt.
5:1 in Minute 69: Der zur Pause für Fucik eingewechselte Hakan Gökcek läuft nach einer herrlichen Aktion (nach Doppelpass Güclü und Candela) alleine auf den Admira-Goalie zu und lässt diesem keine Chance.
6:1 in Minute 87: „Wenn der Herr Gökcek ein Jokertor machen darf, dann will ich auch eines“, dachte sich wohl Marjan Markic (kam in der 61. Minute für Keles) und schob den Ball nach einer Vorlage von Gary Noel in die Maschen. Abstauber-Tor Nummer drei an diesem Abend.
7:1 in Minute 89: Das halbe Dutzend war bereits voll, aber weil Peter Maffay in grauer Vorzeit einmal ein Lied von sieben Brücken, über die man gehen müsse, geschrieben hat, sollte auch noch der siebte Streich her. Natürlich wieder durch einen Mann, der von der Bank kam. Sechs Minuten nach seiner Einwechslung besorgte Noel den Endstand. Gökcek luchst an der Toroutlinie einem Gegner den Ball ab und – ganz genau: das nächste Abstaubertor konnte notiert werden.
Die Vienna klettert an die Tabellenspitze
Ein Kantersieg gegen den (alten) Tabellenführer – damit war klar: der neue Tabellenführer heißt First Vienna FC 1894. Mit Sicherheit nicht, weil etwa die Admira-Fohlen unseren Traditionsklub unterschätzt haben. Nein, sondern weil sie das getan haben, wofür man eigentlich in ein Fußball-Stadion pilgert. Sie wollten Fußball spielen, nach vorne – und dafür wurden sie an diesem Abend bestraft.
Kommen wir kurz zurück zu den Tipp-„Experten“ vom „Fanreport“. Ein 7:1 ist weit entfernt von einem Unentschieden. Aber Schwamm drüber, für die Blau-Gelben war es ein Torfestival wie man es zuletzt am 27. September 2008 erlebt hatte. Damals kehrte die Vienna mit einen 7:2 bei Ostbahn XI von Simmering nach Döbling zurück.
Und was tat sich zeitgleich bei unseren Titelkonkurrenten? SC/ESV Parndorf gewann das zweite „Siegerduell aus Runde 1“ gegen den 1. SC Sollenau mit 4:0, Meister SC Ritzing holte in Ebreichsdorf einen 0:1-Rückstand auf und konnte erstmals (einen Punkt) in der Regionalliga-Tabelle anschreiben lassen. Der SV Horn spielt erst am Sonntag bei SK Rapid Wien II.
Jetzt heißt es, Bodenhaftung zu zeigen
Apropos Rapid! Unser nächstes Auswärtsspiel führt uns zur Austria. Zwei Tage nach dem „großen“ Wiener Derby FK Austria vs SK Rapid kommt es am Freitag in der Generali-Arena zu einem kleineren Wiener Derby. Unsere Vienna spielt gegen die Austria Amas, die in Oberwart überraschend mit 1:2 verloren haben.
In der Vorbereitungswoche ist es für Lipa/Lang wichtig, dass unsere „Helden von gestern“ nicht die Bodenhaftung verlieren. Unser Trainerduo wird schon die richtigen Worte dafür finden. Denn: Ein Sieg am Verteilerkreis wäre wohl das beste Doping für das darauf folgende Duell daheim gegen den SV Horn …
Aufstellung First Vienna FC 1894
Vollnhofer; Pantic, Krisch, Katzer, Kröpfl; Güclü, Candela Sencar; Fucik (45. Gökcek), Bozkurt (83. Noel), Keles (61. Markic),
Aufstellung Gegner
Meierhofer; Maurer, Maranda, Posch, Pavic; Hautzinger (45. Sulzbacher), Vorsager; Yilmaz, Pranjic (72. Hofbauer), Löffler (45. Egho); Fischerauer
Torfolge: 1:0 (13.) Katzer, 2:0 (19.) Sencar, 2:1 (23.) Löffler (Freistoß), 3:1 (29.) Krisch, 4:1 (67.) Sencar, 5:1 (69.) Gökcek, 6:1 (87.) Markic, 7:1 (89.) Noel
Gelb: Sulzbacher (49./Foul), Pavic (51./Foul)
Care-Energy Naturarena Hohe Warte, Flasch, 1217