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© Niko Ostermann

Jungprofis in Amt und Würden

12. Oktober 2010 | Kampfmannschaft zur Übersicht >

Dienstag Morgen, 7:30 Uhr, an einem Zebrastreifen in Wien-Döbling. Ihnen kommt der vom Kuratorium für Verkehrssicherheit ausgestattete junge Mann bekannt vor?

Kann gut sein. Normalerweise trägt Nikolaus Dvoracek (19) Blau-Gelb statt Neon-Gelb, dazu Fußballschuhe, und spielt beim First Vienna FC 1894.

Genauso wie sein Kollege Predrag Ilic (22), der beim Samariterbund Gutes tut, leistet er momentan parallel zu seiner Fußballkarriere den Zivildienst ab. Kein leichtes Unterfangen für einen Jungprofi.

Von der Polizeiinspektion auf den Trainingsplatz

Bereits um 6:30 heißt es für Dvoracek: "Tagwache!", im übertragenen Sinn. Er hat sich für den Zivildienst entschieden. 30 Minuten später wird auf der Polizeiinspektion die Arbeitskleidung ausgefasst und von 7:30 bis 8:15 ist er, genauso wie zur Mittagszeit, für die Sicherheit der auf dem Schulweg befindlichen Kinder zuständig.

In der Zwischenzeit verrichtet er Bürodienst im Bezirkspolizeikommissariat auf der Hohen Warte, Zeit für Vormittagstraining bleibt da nicht. "Natürlich ist es speziell für einen jungen Spieler suboptimal, wenn man Trainingsmöglichkeiten nicht wahrnehmen kann. Aber schließlich lerne ich hier auch fürs Leben."

Schweinebraten "Vienna Art"

Für Predrag Ilic läutet der Wecker noch früher, nämlich bereits um 5:00. Eine Stunde später befinden sich der Vienna-Spieler und jede Menge "Vitalmenüs" bereits in einem Transporter des Arbeiter-Samariterbundes und auf dem Weg zu ihren hungrigen Empfängern.

Der gelernte Verteidiger liefert täglich drei unterschiedliche Menüs aus: Steht Ilic vor der Tür, muss man sich zwischen österreichischer Hausmannskost, der leichten Vollkost und dem Diabetiker Menü entscheiden. "Ein Schweinebraten kommt immer am besten an", weiß der Zivildiener mittlerweile über die Essgewohnheiten der Wiener bestens Bescheid.

Wenn Ilic um 15:00 seine blaue Arbeiter-Samariter-Kluft gegen die Vienna-Wäsche eintauscht, hat er bereits acht Stunden Arbeit in den Beinen, für Müdigkeit aber leider keine Zeit.

"Es ist schon eine interessante Erfahrung", sagt Ilic über den Zivildienst, "man bekommt vom Leben anderer Menschen etwas mit und sieht wie es ihnen geht." Sein eigenes Leben soll sich aber bald wieder ändern, freut sich Ilic auf die Zeit nach dem Zivildienst: "Dann zählt für mich nur mehr der Fußball".