Bereits seit März 2009 läuft im Austrian Soccer Board - Österreichs größtem Fußball-Diskussionsforum im Internet - die Aktion "Das ASB trifft".
Dabei können Fans prominenten Spielern und Funktionären via ASB Fragen stellen. Die Antworten werden ebendort veröffentlicht.
Einfach und direkt.
Rund um die Osterfeiertage wurden im Vienna-Channel des ASB Fragen an Vienna-Trainer Alfred Tatar gesammelt, die dieser - gewohnt pointiert - auch bereitwillig beantwortet hat.
Hier nur ein kleiner Auszug des ausführlichen Katalogs an Fragen und Antworten, alle Fragen und alle Antworten finden Sie hier im Austrian Soccer Board.
viennafan62: Wonach richtet sich in erster Linie das Spielsystem? Nach den eigenen Kadermöglichkeiten (Verletzungen, Sperren) oder nach dem Gegner?
Alfred Tatar: Das Spielsystem ist im großen und ganzen kein entscheidender Moment, weil es nur die Anordnung der Spieler am Feld darstellt. Viel wichtiger ist, welche Spielanlage man vorgibt und wie es die Spieler innerhalb des Systems umsetzen. Wenn ein Spieler im 4-4-2 seiner Arbeit nicht nachkommt, sprich die ihm zugeteilten Aufgaben nicht erfüllt, hilft ihm, und damit auch der Mannschaft, das System dabei gar nichts.
Die Kunst als Spieler ist es also, seiner eigenen Position Leben einzuhauchen gemäß den Überlegungen des Spielplanes. Als Trainer nimmt man natürlich sowohl Rücksicht auf seine eigenen Möglichkeiten, als auch die eine oder andere taktische Feinheit bezogen auf den Gegner
viennafan62: Die Vienna hat sehr große Erfolge in der Nachwuchsarbeit, aber auch bei den Amateuren. Trotzdem schaffen es kaum einmal Spieler in die Kampfmannschaft, oder in den Profibetrieb bei anderen Vereinen. Woran liegt das ihrer Meinung nach? An der großen Kluft zwischen Oberliga und Erste Liga, an der mangelnden Qualität, an der Bereitschaft sich immer weiterzuentwickeln, oder gar an strukturellen Problemen innerhalb des Vereins ?
Tatar: Sehr große Erfolge können im Nachwuchs nicht an Tabellen festgemacht werden. Zumindest im Bereich des Profifussballs ist gute Nachwuchsarbeit daran erkennbar, welche Spieler den Weg in die Kampfmannschaft schaffen. Die Vienna hat hier, verglichen mit Rapid oder der Austria, den Nachteil, keine Akademie zu besitzen.
In den Akademien ist die strukturelle, infrastrukturbezogene und substanzielle Arbeit einfach leichter durchzuführen, als mit unseren limitierten Möglichkeiten. Dazu kommt, dass potentiell gut ausgebildete, teils noch sehr junge Nachwuchsspieler von solchen Klubs durch die Zahlung einer Ausbildungsentschädigung schnell abgeworben werden, wogegen sich der Stammverein nicht wehren kann. Der Erfolg von z.B. St. Pölten rührt daher, dass es dort auch eine Akademie gibt, in der Bogdan Masztaler genau diese Spieler hervorbringt, die dann das Rüstzeug haben, in der Ersten Liga zu bestehen. Davon sind wir weit entfernt.
Joe19: War es etwas Besonderes, mit einem Weltmeister und WM-Torschützenkönig in einer Mannschaft zu spielen?
Tatar: lch habe Mario Kempes nicht nur als Kollegen wahrgenommen, sondern wir hatten auch abseits des Platzes sehr starken Kontakt. Man könnte sagen, ich war einer der wenigen Freunde der Familie während des Aufenthalts von Kempes in Österreich. Ich habe ihn seinerzeit auch in Valencia besucht und konnte dabei z.B. das berühmte Finalleibchen der WM 78 in der Hand halten.
Nach wie vor gilt Kempes in Fachkreisen als einer der drei besten Spieler, die Südamerika je hervorgebracht hat, und nicht nur aus diesem Grund wird mir die Zeit mit ihm bei der Vienna und bei St. Pölten stets in leuchtender Erinnerung bleiben. Denn was noch mehr zählt, waren seine hohen menschlichen Qualitäten. Mario war als Spieler und Mensch eine absolute Größe.
michel: Ein Wordrap zum Abschluss
Religion?
Laut Marx das Opium fürs Volk, laut Tatar der Joker im Kartenspiel, der jede andere Karte sticht.
Eitelkeit?
Die Außenseite des Egoismus.
Kärnterstraße?
Welche Nummer?
Lieblingsspeise?
Morcheln in Rahmsauce mit Semmelknödel.
Lieblingsgetränk?
Tageszeitabhängig. Morgens Tee, Mittags Fruchtsäfte, Abends Wasser in seiner höchstmöglichen Verdünnung“
…und in Abwandlung der allseits beliebten Frage – was würdest du nicht auf eine Insel mitnehmen?
Das Buch „Die Flut kommt“.