Nena hat Recht. Wunder gescheh’n tatsächlich. Auch wenn es manchmal nur „halbe Wunder“ sind. So auch am 7. März 2014. An diesem Tag endet für den SCR Altach eine stolze Serie: Zehn Heimspiele hatten die Vorarlberger zuletzt daheim nicht verloren. Einzig dem Lokalrivalen Austria Lustenau war es gelungen, aus Altach einen Punkt zu entführen. Doch dann kam der First Vienna FC und fuhr mit einem 2:2-Remis im Gepäck zurück in die Bundeshauptstadt. Es wäre an diesem Tag sogar mehr drinnen gewesen …
Papier ist geduldig
Die Ausgangsposition vor dem Gastspiel im Ländle ist klar und deutlich: Der SCR Altach hat von seinen letzten zehn Heimspiele neun gewonnen und keines verloren. Seit zwei Jahren sind die Altacher im Schnabelholz bereits ungeschlagen. So weit, so schlecht die Nachricht. Aber: Beim Heimteam fehlt der gefährlichste Stürmer der Ersten Liga (Hannes Aigner, 12 Treffer), und: auch dieses Spiel beginnt bei Null (vulgo 0:0). Dabei sollte es aber nicht bleiben.
Kevin allein (fast) im Strafraum
Die erste Großchance in diesem Spiel findet der First Vienna FC vor: Alexander Fröschl schickt seinen Mitbewohner Alvaro auf die Reise, der Spanier zögert einen Moment zu lange und kann von Lukas Jäger im letzten Moment am Torschuss gehindert werden (15.). Fünf Minuten später ist es aber soweit: Kevin Krisch flankt in den Strafraum, sein Schuss wird von Altach-Goalie Kobras ins Netz befördert. "Genau so hab' ich das auch gewollt", wird Kevin nach dem Schlusspfiff sein Traumtor mit einem Schmunzeln im Gesicht beschreiben. Jetzt warten lange 70 Minuten (plus Nachspielzeit) auf unser Team.
Die Stimmung kann mit dem Wetter nicht mithalten
Die Stimmung in der Cashpoint-Arena sinkt bei den heimischen Fans trotz frühlingshafter Temperaturen gegen den Nullpunkt (ein schönes Wort in diesem Zuammenhang). Und vor der Pause ist auch noch der Schiedsrichter „schuld“, dass der Tabellenführer das Tor nicht trifft. Aber hallo! Haben die Gsiberger das Schlusslicht tatschlich so sehr unterschätzt? Die kämpferische Leistung der Blau-Gelben passt jedenfalls perfekt. Die Truppe von Kurt Garger spielt exakt so, wie es der Trainer zwei Stunden vor Spielbeginn seiner Mannschaft mitgegeben hat.
Altach-Boss schüttelt seinen Kopf
In der Pause schüttelt Altach-Präsident Karlheinz Kopf im VIP-Klub seinen Kopf: „Mit so einer Einstellung geht rein gar nichts. Wir hatten nicht einmal eine einzige Torchance.“ Überhaupt sieht man sehr viele ratlose Gesichter. "Ich glaub', unser Team hat die Vienna einfach unterschätzt", meint ein Fan in feinem Vorarlberger-Deutsch (wir haben uns für die hochdeutsche Übersetzung entschieden). Hoffentlich bleibt die Einstellung des Heimteams in Hälfte zwei erhalten. Und natürlich auch der Kampfgeist unserer Truppe!
Jetzt geht es Schlag auf Schlag
Auch in Hälfte zwei bleiben die Schwarz-Weißen aus Vorarlberg weitgehend farblos. Das Blau-Gelb scheint dagegen immer kräftigere Konturen zu bekommen. Einem Herrn neben mir will das so ganz und gar nicht gefallen. Georg Zellhofer, Sportdirektor des SCR Altach, zeigt sich mit seinem Präsidenten (siehe oben) solidarisch und schüttelt ebenfalls den Kopf. Erst recht, als Boris Prokopic einen Foulelfmeter verschießt. Thomas Mandl, der Held, hält! Oder anders: Ein Ex-Violetter aus Favoriten zeigt einem Ex-Grünen as Hütteldorf, welche Farbe jenseits des Arlberges heller leuchtet (65.). Zwei Minuten später ist aber auch der Kapitän machtlos. Der Kopfball von Joker Ismail Tajouri zappelt im Netz. Postwendend gelingt aber Alex Fröschl mit einem Prachtschuss der neuerliche Führungstreffer für die kampfstarken Döblinger (69.).
Was wäre, wäre Tajouri nicht eingewechselt worden ...
Doch die Altacher gleichen erneut aus. Und wieder ist es Ismail Tajouri, der Thomas Mandl mit einem abgefälschten Schuss keine Chance lässt (78.). Ab jetzt wird es richtig spannend. Das Spiel wogt hin und her. Beide Teams wollen den Sieg, beiden müssen sich letztendlich mit einem Remis begnügen. Fazit: Die weite Reise nach Vorarlberg hat einen Punkt gebracht. Ein Punkt, der im Abstiegskampf noch sehr viel wert sein kann. Im Bus wird auf der Heimfahrt noch diskutiert, ob man sich über das Remis, das wohl kaum jemand außerhalb der Vienna-Familie unserem Team zugetraut hatte, freuen oder doch etwas mit dem Schicksal hadern soll.
Aufstellung SCR Altach
Kobras; Pantic (70. Dorta), Jäger, Zech, Schreiner; Netzer; Harrer, Seeger (46. Roth), Prokopic, Luxbacher; Ngwat-Mahop (60. Tajouri)
Aufstellung First Vienna FC 1894
Mandl; Krisch, Lebedev, Speiser, Kircher; Becirovic, Rotter; Miesenböck (83. Ismaili), Aschauer, Fröschl (94. Kröpfl); Alvaro (71. Zellhofer)
Torfolge: 0:1 (20.) Krisch, 1:1 (67.) Tajouri, 1:2 (69.) Fröschl, 2:2 (78.) Tajouri
Gelb: Kircher (24./Foul), Krisch (25./Foul), Fröschl (94./Unsportlichkeit).
Cashpoint-Arena, Ing. Sebastian Gishamer, 3017