Im drittletzten Spiel in der „Heute für morgen“ Ersten Liga trifft der First Vienna FC 1894 auf die Cuphelden aus St. Pölten. In einem packenden Pokalthriller hat der SKN vor drei Tagen den SK Sturm Graz aus dem Bewerb gekickt und damit den Einzug ins Samsung-Cup-Finale realisiert. Aber die Vienna ist nicht Sturm und der Pokal ist nicht die Meisterschaft. Darum fahren die Burschen aus Döbling mit dem klaren Ziel, drei Punkte wieder mit nach Hause zu nehmen, in die Landeshauptstadt von Niederösterreich.
Heute plant die Vienna den „Sturm-Angriff“
Ob der Cuptriumph der Gastgeber ein Vorteil für die Gäste sein wird, wird sich weisen. Die Vienna-Fans spekulieren damit, dass die Feierlichkeiten nach dem „Sturm-Angriff“ bei den „Wölfen“ Spuren hinterlassen haben. Wie auch immer, auch die Blau-Gelben aus Wien, die diesmal ganz in Weiß aufs Feld laufen werden, müssen ebenfalls Tribut zollen. Marco Miesenböck fehlt mit einer Gelbsperre, Vasil Kuleski ist erkrankt, Kevin Krisch und Alexander Fröschl (der erfolgreichste Scorer im Frühjahr) fehlen verletzungsbedingt. Und Alexander Aschauer kann derzeit nicht aufs Tor, sondern bestenfalls auf eine Zielscheibe schießen. Er steht beim Bundesheer „unter Vertrag“.
Fünf Ex-St. Pöltner gegen einen Ex-Vienna-Spieler
Beim SKN sitzt – wieder einmal – ein Ex-Vienna-Spieler auf der Bank: Gerald Baumgartner, der 1991 insgesamt 14 Spiele für den First Vienna FC absolvierte und dabei drei Tore erzielen konnte. Tore verhindern soll bei den Döblingern heute Günther Arnberger. Kapitän Thomas Mandl nimmt (nach Absprache mit Trainer Mario Posch) auf der Bank Platz. Die Kapitänsschleife übernimmt mit Markus Speiser einer von fünf Ex-SKN-Spielern in den Reihen der Vienna. Zur Erinnerung: Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams endete mit einem 2:1-Auswärtssieg der Vienna. Mit so einem Ergebnis könnte unser Team heute gut leben. Ein Sieg wäre auch ein ideales nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Alvaro. Der Spanier, der noch immer regen Kontakt mit seinen ehemaligen Mitspielern pflegt, feierte gestern in Madrid seinen 29. Geburtstag.
Muttertags- statt Geburtstagsgeschenk
Aus dem Geburtstagsgeschenk sollte es leider nichts werden. Das Spiel war viel eher ein Muttertagsgeschenk an die Mama von Gary Noel. Denn der erzielte nicht nur das Golden Goal gegen Sturm Graz, sondern auch den alles entscheidenden Treffer zum 1:0 für den SKN gegen das "weiße Ballett" aus Wien, das allerdings mit Ausnahme der Dressen-Farben sonst nur wenig Ähnlichkeiten mit jenem aus Madrid haben sollte.
Bereits in Minute 2 war der Engländer zur Stelle. Er nützte einen Ausrutscher von Vait Ismaili zur schnellen Führung. Hätte es nicht gereicht, dass Noel seine Mannschaft ins Cupfinale geschossen hat? Musste er auch noch der Vienna drei Tage später den frühen Genickschuss verpassen? Scheint so.
Wenn es keine Berge gibt, gibt es auch nichts zu versetzen
Nach dem Führungstreffer für die Hausherren tat sich herzlich wenig auf dem grünen Rasen der NV Arena. Der SKN, der mit einigen neuen Spielern gegenüber dem Mittwoch-Spiel aufs Feld lief, wirkte spielfreudiger und auch etwas spritziger. Klar, so ein Cup-Triumph kann schon einige kleine voralplerische Berge versetzen. Und da es Wien nur wenige kleinere "Erhebungen" gibt (Kahlenberg, Bisamberg, Leopoldsberg, Wienerberg) war es auch mit dem Versetzen nicht so leicht. Patrick Schagerl versuchte es mit einem Schuss knapp außerhalb des Strafraumes, scheiterte aber am aufmerksamen SKN-Keeper Kostner (der eben nicht so gerne den Ball zurück auflegt wie am Mittwoch der indisponierte Sturm-Goalie, dessen Namen Andreas Dober - früher Vienna, jetzt SKN, heute nur Zuschauer - schon verdrängt hatte, bevor er ihn sich merken konnte).
Sonst tat sich in Halbzeit eins herzlich wenig. Es war ja auch ein herrliches Wetter für einen Spaziergang ...
Patrick Schagerl als "kleiner" Sieger im Wohnungs-Duell
Das Wetter blieb auch nach Wiederbeginn sommerlich angenehm. Und ergo dessen auch der Sommerkick den die 1700 Fans (die lautstärkeren waren jene der Vienna) vorgesetzt bekamen. Nach einer Stunde zirkelte Paul Bichelhuber eine Flanke in den SKN-Freistoß, aber, wie bereits erwähnt: Kostner ist eben nicht Pliquett. Der Keeper der Gastgeber ist erneut auf dem Posten.
Nach 75 Minuten kommt es zu einem interessanten "internen" Duell zwischen Patrick Schagerl und Jannick Schibany. Die beiden teilen zwar ihre Wohnung in St. Pölten, nicht aber das runde Leder (das ja schon lange gar nicht mehr aus Leder ist). Als Sieger des "Wohnungs-Duells" geht der Vienna-Spieler hervor. Was allerdings auf der Anzeigetafel links neben dem Gästesektor keine Veränderung bringt.
Am Ende müssen die Spieler des First Vienna FC erneut mit einer Niederlage im Gepäck das Spielfeld verlassen. Wie sang doch einst der Austro-Barde Reinhard Fendrich: "Es tuat so weh, wenn ma valiert, wenn an die Kroft zerrissen wird. Man siacht dann jeden Föhla ein, doch leider is' scho' ois vorbei ..."
Einmal geht’s noch auswärts – bis ans andere Ende von Österreich
Allzu viel Zeit zu regenerieren hat unser Mannschaft nicht: Bereits am Dienstag steht die nächste (und für einige Zeit wohl letzte) Auswärtsfahrt in der Ersten Liga auf dem Programm. Das letzte Gastspiel auf fremden Boden führt die Vienna nach Vorarlberg. Im Reichshofstadion trifft das Team von Mario Posch auf Austria Lustenau. Auf jene grün-weiße Austria, die gestern den Bundesliga-Aufsteiger SCR Altach mit einem 5:0-Kantersieg vom Platz gefegt hat. Das wird wohl eine lange Busfahrt, aber sicher kein Spaziergang.
Aufstellung SKN St. Pölten
Kostner; Stec, Huber, Grasegger, Holzmann; Ambichl, Jano, Kragl (74. Schibany); Sadovic, Noel, Bozkurt (58. Fucik)
Aufstellung First Vienna FC 1894
Arnberger; Kröpfl, Lebedev, Speiser, Ismaili; Nikolic (53. Kircher), Rotter, Becirovic; Schagerl, Bichelhuber, Zellhofer (64. Strapajevic)
Torfolge: 1:0 (2.) Noel
Gelb: Speiser (78./Foul)
NV Arena, Trattnig, 1700