Das letzte Spiel in der Saison 2013/14 ist bereits wieder Geschichte. Gestern Abend wurde der First Vienna FC 1894 zum letzten Mal unter Anleitung des TV-Partners Sky Austria aufs Spielfeld gebeten, um Abschied von der „Heute für Morgen“ Erste Liga zu nehmen. Der Abstieg steht schon länger fest, dennoch wollten die Burschen aus Döbling sich mit einem Sieg gegen TSV Hartberg in Richtung Regionalliga Ost verabschieden. Ein Wunsch, der Wirklichkeit wurde. Es war ein Spiel mit viel Emotion. Weniger auf dem Platz (da ging es im Großen und Ganzen sehr freundschaftlich zu), sondern auf den Tribünen. Abschied kann weh tun, Abschied kann aber auch sehr ergreifend sein …
Bis zum Abschlusstraining schien es, als wären alle Spieler der Vienna für den großen Showdown einsatzbereit. Das sollte sich bei einem Pressball ändern. Patrick Schagerl krümmte sich am Boden. Vorläufige Diagnose: Verdacht auf Bändereinriss im linken Knie. „Schagsi“ konnte das „Finale grande“ nur von der Haupttribüne aus mit verfolgen, fieberte aber dort kräftig mit seinen Kollegen auf dem grünen Rasen mit.
Mandl, der Held, hält – und Fröschi, der Tiroler, trifft
Gleich zu Beginn haben die Hartberger den Führungstreffer auf dem Kopf. Bei einem Freistoß von Aydogdu schraubt sich Rotter (nicht unser Dominik, sondern der steirische Thomas) hoch und will schon zum Jubelslalom ansetzen. Aber da hat ein Thomas Mandl etwas dagegen. In Weltklasse-Manier spitzelt der ehemalige Teamtorhüter die Kugel über die Latte. Oder anders: Mandl, der Held, hält. Diese Mandl’sche Großtat ist zugleich die Initialzündung für ein Offensivspektakel der Blau-Gelben. Die erste gute Chance hat Alexander Fröschl, dessen Schuss im letzte Moment von einen Bein eines Steirers in den Corner gelenkt wird (4.). Aber „Fröschi“ wird schon noch zu seiner Chance kommen und diese auch nützen – garantiert!
Der Kapitän macht Rotter als Angelexperte Konkurrenz
Davor beweist Thomas Mandl noch einmal seine Topform. Er fischt einen satten Schuss von Vukajlovic aus der Ecke. Ein sensationeller Reflex des Burgenländers. Dabei gilt ja eigentlich Dominik Rotter als Angel-Experte bei den Blau-Gelben. Aber der darf ja während eines Fußballspiels nicht seine Hände einsetzen (zumindest nicht nach dem Ball greifen).
Mandl hält und Fröschl trifft. Vait Ismaili tankt sich auf der linken Seite durch und serviert den Ball mustergültig vor alpenländische Beine. Fröschl tunnelt (das ist so die Art eines Tirolers, sonst kämen die Nachfahren von Andreas Hofer nicht so schnell nach Vorarlberg) Hartberg-Keeper Waltl. So richtig „draufghaut“ hat Alexander, der 183 Zentimeter Große, beim Goal, das schlussendlich ein „golden“ werde sollte nicht. Hätte der leichte Wind in die Gegenrichtung geblasen, wäre die Kugel wohl auf dem Weg hinter die Torlinie stehen geblieben. Aber völlig Conchita, völlig Wurscht: Der Ball ist hinter der Linie (17.) und Alexander Fröschl, der erst in der Winterpause von Land der Berge in den Nobelbezirk Döbling übersiedelt ist, bejubelt seinen fünften Saisontreffer (Bild).
Miesenböck und Bichelhuber wollen gar nicht treffen
Was dann folgt, ist ein offener Schlagabtausch. Hüben wie drüben häufen sich die Chancen, wobei die Vienna die eindeutig besseren vergeben. Allein Marco Miesenböck und Paul Bichelhuber vergaben Top-Chancen auf dem Fließband. Typisch für „Miese“. Die schwierigen Bälle, die macht er rein (wie sein Traumtor zuletzt in Lustenau), die „leichten“ sind ihm einfach zu „leicht“. Sollte man meinen. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. „Alex Fröschl ist ein so klasser Kerl. Ich wollte, dass er den spielentscheidenden Treffer erzielt“, erklärt Miesenböck zu später Stunde mit einem Lächeln im Gesicht den wahren Hintergrund, warum der gar nicht treffen wollte. Der Mann hat eben einen guten Charakter. Wie’s aussieht, verstehen sich die Kärntner und Tiroler in Wien besonders gut.
Friesenbichler duscht gerne alleine
Bei den Gästen wollte einer offenbar unbedingt schon vorzeitig und alleine unter die Dusche. Einer der drei Friesenbichlers in den Reihen des TSV Hartberg. Günther, sein Name. Der Goalgetter schaffte in diesem – für die Hartberger in Wahrheit völlig bedeutungslosen Spiel – das Kunststück, erst wegen Kritik Gelb und später wegen einer „Schwalbe“ Gelb-Rot zu sehen. Respekt, das bringt nicht jeder zusammen. Seinem Bruder Bruno, der als Trainer die Regieanweisungen von der Betreuerbank aus gibt, schien der Platzverweis des „kleinen Bruders so ganz und gar nicht zu gefallen. Er schimpfte wie ein Rohrspatz in Richtung Schiedsrichter Aiginger. Um seine Nerven zu beruhigen, brachte er schließlich seinen Filius Robin ins Spiel. Ein Geschenk vom Papa zum heutigen 18. Geburtstag. Einen Sieg konnte dieser aber nicht zurück schenken – da hatte die gute alte Vienna etwas dagegen einzuwenden.
Kröpfl hat sein Versprechen gehalten
Fazit: Das Duell „Rotter gegen Rotter“ und „Kröpfl gegen Kröpfl“ entscheiden die jeweiligen blau-gelben Familiennamen für sich. Kröpfl, unser Mario, hat damit sein Versprechen, das er vor dem Spiel gegeben hat, eingelöst. „Wir wollen die besten Fans in Österreich mit einem Sieg aus der Ersten Liga verabschieden“, hat unsere Nummer 23 angekündigt. Der Herr Student ist nicht nur blitzgescheit, er hält auch Wort. Endlich Schlusspfiff: Ab jetzt wird nur mehr gefeiert. Aber dazu kommt ein eigener Bericht …
Aufstellung First Vienna FC 1894
Mandl; M. Kröpfl, Lebedev, Speiser, Kircher (46. Zellhofer); D. Rotter, Becirovic; Fröschl (55. Kuleski), Bichelhuber, Ismaili (46. Krisch); Miesenböck
Aufstellung TSV Hartberg
Waltl; Vasilic (52. Rother), Vukajlovic (76. R. Friesenbichler), Tauschmann, Ranftl; T. Rotter, Hopfer (70. Gremsl), Mislov, C. Kröpfl; G. Friesenbichler, Aydogdu
Tor: 1:0 (0.) Fröschl
Gelb: Zellhofer (57./Unsportlichkeit), Lebedev (61./Unsportlichkeit); G. Friesenbichler (54./Kritik)
Gelb-Rot: G. Friesenbichler (79./Schwalbe)
Hohe Warte, Aiginger, 1400