Was für ein fußballerisches Gesamtkunstwerk dieser Sonntag doch werden kann. Am Vormittag die Matinee in Wien 21 und am Abend dann das Ländermatch im Ernst Happel Stadion. Herrlich.
Bevor wir uns aber in Lobenshymnen auf einen Super-Fußball-Sonntag verlieren, werfen wir nun lieber einen Blick auf das Donaufeld. Herrschaften, da hat sich im Laufe der Zeit doch einiges getan.
Vor Millionen von Jahren gab es das große Urmeer, den Kontinent Pangaea und Dinosaurier. Irgendwann zog dann jemand den Stöpsel aus dieser Urmeerwanne, die Kontinente bildeten sich und neben dem künftigen Donaufeld blieb die Donau übrig. Beeindruckend! Nach diesen Jahrmillionenereignissen wanderte das baldige Donaufeld durch die Steinzeit, die Römerzeit, das Mittelalter, und was weiß ich noch alles für Zeiten. Unaufhaltsam!
Nicht nur der Planet an sich war ums Donaufeld bemüht sondern auch der Mensch. Er tat das durch fleißige Siedlungstätigkeit und gründete dann irgendwann zwei Orte: Leopoldau und Mühlschüttel. So siedlungsfreudig wie die Herrschaften damals waren, verliefen die Grenzen der Ortschaften bald zusehends ineinander. Das rief dann besondere Kreativität hervor und man gründete einfach den Ort Neu-Leopoldau mit Mühlschüttel (wie gesagt: sehr kreativ). Da man damals zwar siedlungsfreudig war, jedoch den heutzutage gängigen Befehl „Copy/Paste“ noch nicht erfunden hatte, wurde es mühsam, auf die Briefe immer den sehr langen Ortsnamen „Neu-Leopoldau mit Mühlschüttel“ zu schreiben. Wer dann letztlich drauf kam, dem Ganzen den neuen Namen Donaufeld zu geben weiß ich auch nicht so genau, die wunden Finger der Briefschreiber werden es ihm jedenfalls gedankt haben.
Ja und dann kam das Jahr 1894. Auf beiden Seiten der Donau wurde damals fleißig gegründet. Im Gasthaus zur schönen Aussicht wurde unsere Vienna gegründet und in Transdanubien wurden, basierend auf einem Beschluss des niederösterreichischen Landtags, die Gemeinden Donaufeld, Jedlesee, Floridsdorf und Neu-Jedlersdorf zur Großgemeinde Floridsdorf zusammengeschlossen.
Was danach lange Jahre so zwischen Alt-Floridsdorf und Kagran lag und sich sein dörflich-ländliches Image bewahrt hat, steht mittlerweile stark auf der Agenda der Stadtentwickler. Diese planen ein verbindendendes „Ereignisband“ zwischen den Bezirkszentren von Floridsdorf und Kagran. Dieses soll dann direkt durch das Donaufeld führen. Wer jetzt denkt, dass dort die ultimative Partymeile entstehen soll, die sogar das Bermudadreieck, die Reeperbahn oder die Klabundgasse in den Schatten stellt, der irrt. Es geht hier um die Klassiker der Ereignismaschinerie: Schulen, Wohnungen, Geschäfte … ja, alles was das Leben zum Ereignis macht.
Nach diesem Schwall an Bürokratie und Geographie sollten wir nun ernsthaft einen Blick auf den Spaßfaktor im Donaufeld werfen. Besonders die Liebhaber herzhafter Arschbomben werden im Donaufeld voll auf Ihre Rechnung kommen. Durch die Lage an der Alten Donau sind Badefreuden natürlich an erster Stelle zu erwähnen. Speziell hervorzuheben ist das Angelibad. Auf dem malerischen Foto auf Wikipedia steht ein blau-gelbes Sitzbankerl vor dem Kassengebäude. Sehr schick! Besonders nett finde ich, dass die im Jahre 1998 neu errichteten Spielgeräte von den Kindern – also der Zielgruppe – ausgewählt werden durften. Die Donauinsel braucht man als Unterhaltungszentrum ja nicht weiter erwähnen.
Sportlich geht es im Donaufeld aber nicht nur zu Wasser zu, sondern natürlich auch am reichlich vorhandenen grünen Rasen. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass unser kommender Gegner Sportvereinigung Rasenspieler Donaufeld heißt. Durch die nicht besonders hügelige Landschaft bietet sich hier für Flachlandjogger, Erholungsradler und Nordic Walker ein wahres Paradies. Dass das auch noch lange so bleibt, sorgt für Gesprächsstoff im Grätzl und führte sogar zur Gründung der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Donaufeld“. Hier geht es ganz konkret darum, den Grünzug Donaufeld zu erhalten und nicht dem Beton Preis zu geben. Da kann man nur hoffen, dass das auch im Ereignisband entsprechend berücksichtig wird.
Aber nicht nur der Körper wird im Donaufeld gestärkt, nein auch der Geist wird geschärft. Die Hoffnung auf ein g’scheits Match sind berechtigt, wenn man dem Campus Donaufeld Beachtung schenkt. Der auf den ehemaligen Bombardier-Gründen errichtete Schulcampus besticht durch einen Spielplatz am Dach und eine Freiluftklasse. Dieser ist zu wünschen, dass die Lehrkräfte es bei minus 10 Grad nicht ganz so genau mit dem Thema Freiluft nehmen.
Kehren wir abschließend noch einmal zurück ans Donauwasser. Da wir es ja nicht geschafft haben, nach Sollenau mit dem Kanalkahn zu reisen, sollten wir checken, ob wir unseren Roli nicht mit wehendem Schal und Fleischlaberl auf ein Tretboot schnallen und über die Alte Donau schippern lassen können. Der Rest der illustren Reisegruppe kann diesem Event gemütlich - je nach kulinarischer Vorliebe - entweder von der La Crêperie oder dem Strandgasthaus Birner aus folgen.
Stadt, Land, Fluss! Alles vereint im Donaufeld. Wenn jetzt noch das alte Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“ stimmt, wird es ein Erlebnis der Extraklasse. Hinterlassen wir daher im Donaufeld einen guten Eindruck aber keine drei Punkte.
First Vienna! We're proud to see you play! (egal um welche Uhrzeit!)
Euer Chrimi