Die Sonntagsmatinée in Transdanubien hatte es in sich: Unser First Vienna FC 1894 drehte in einem packenden Vormittagskrimi einen 1:2-Rückstand zu Zehnt in einen 4:2-Auswärtssieg (dem ersten in dieser Saison). Damit gelang den Burschen aus Döbling der Sprung auf Platz zwei in der Tabelle der Regionalliga Ost.
Es war wahrlich kein Spiel für schwache Nerven. Nach dem Ausschluss von Dominik Rotter, der sich nach einer verbalen Provokation von Donaufeld-Kapitän Oliver Kascha zu einem Ellbogencheck hinreißen ließ, schien das Spiel bereits verloren. Aber die neun verbliebenen Feldspieler liefen in Halbzeit zwei wie Duracell-Häschen über den Donaufelder Sportplatz und wurden für ihren tollen Einsatz mit einem mehr als verdienten Sieg belohnt.
Ein neuer Sechser und eine „Zaubermaus“
Vienna-Trainer Hans Slunecko musste sein Team gegenüber der Heimniederlage gegen Ritzing umstellen. Für den gelb-rot-gesperrten Andrei Lebedev hätte eigentlich Mario Seckel die Position des „Sechsers“ vor der Abwehr einnehmen sollen. Hätte! Leider verletzte sich der Burgenländer zu Wochenbeginn im Training (Bruch des Mittelfußknochens), daher musste „Slu“ umdisponieren: Nikola Nedeljkovic nahm die Position des defensiven Mittelfeldspielers ein.
Erstmals von Beginn an ran durfte Volkan Düzgün. Der kleine quirlige Techniker zeigte bei strahlendem Wetter (seit wann beginnt der Sommer eigentlich Mitte Oktober?) nicht nur spielerische Qualitäten, die „Zaubermaus“ ackerte und rackerte 90 Minuten und verzückte die 1.000 Fans, die Zeugen eines einzigartigen „Ostliga-Thrillers“ werden sollten.
Traumfreistoß nach der rot-verdächtigen Notbremse
Unsere Burschen übernahmen von Anpfiff weg das Kommando. Ein Sieg, in welcher Höhe auch immer, würde schließlich reichen, um binnen 90 Minuten vom 10. auf den 2. Platz in der Regionallia Ost nach oben zu schießen. Diesmal mussten die Vienna-Anhänger (auch auf dem Donaufeld-Platz in der Überzahl) nicht allzu lange auf das Führungstor ihrer „Lieblinge“ warten.
Als sich Hakan Gökcek nach 15 Minuten auf dem Weg zur Führung aufmachte, konnte er vom Ex-Vienna Spieler Dimitri Chryssajis nur mit einer Notbremse gestoppt werden. Zur allgemeinen Überraschung bekam der „Notbremser“ von Schiri Spurny nur die gelbe statt der eigentlich fälligen roten Karte (wegen Torraub) präsentiert.
Vienna hätte sich die Führung verdient gehabt – also ging sie auch in Führung. Dominik Rotter knallte den Ball aus 25 Metern ins linke untere Eck, Donaufeld-Keeper Marco Wusthoff war gegen den „Strich“ machtlos (16.).
Eigenfehler führten zum Pausen-Rückstand
Auch die zweite Viertelstunde gehörte unseren Burschen. Von den Hausherren ging keinerlei Gefahr aus. Dann allerdings machte sich das blau-gelbe Team selbst das Leben schwer. Zwei individuelle Fehler führten zum Pausenrückstand: Branislav Hulak lässt Günther Arnberger nach einem Schnitzer von Nikola Nedeljkovic keine Chance (34.), nach einer Flanke kommt Manuel Tuczai unbedrängt aus fünf Metern zum (Kopf-)Ball und nickt zum 2:1 ein. Knapp vor der Pause, also zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt.
Rot für den Torschützen
Psychologie sollte auch knapp nach Seitenwechsel (in der Pause nahm Slunecko Semir Kapic vom Feld und ersetzte ihn durch Felix Steiner) eine Rolle spielen. Allerdings eine fragwürdige. Donaufeld-Kapitän Oliver Kascha provozierte Dominik Rotter mit einem nicht jugendfreien Ausspruch – unsere Nummer 28 revanchierte sich mit einem Ellbogencheck. Schiri Spurny zückte die (logische) rote Karte, Vienna musste fast eine Halbzeit lang mit einem Mann weniger auskommen.
Gökcek leitet mit seinem nächsten Kopfballtreffer den Umschwung ein
Was dann folgte, sollte in die Geschichtsbücher eingehen. Zu zehnt einen 1:2-Rückstand in einen 4:2-Triumph zu verwandeln, wann war das jemals einer Mannschaft gelungen?
Trainer Slunecko stellte in der Abwehr von einer Vierer- auf eine Dreierkette um. Offensiv blieb damit alles beim Alten. Und es hatte sogar den Anschein, als würden die Blau-Gelben mit einem Mann mehr auf dem Platz stehen. Unglaublich, mit welcher Moral und bedingungslosem Einsatz die Kollegen von Dominik Rotter die Rasenballer von Donaufeld beherrschten.
In der 67. Minute stieg Hakan Gökcek nach einer Ecke von Felix Steiner am höchsten und erzielte mit Köpfchen den Ausgleich zum 2:2. „Haki“, das Kopfballungeheuer? Bereits gegen Ritzing konnte der Turboläufer auf der Außenbahn per Kopf den Treffer zum 1:3-Endstand erzielen. Mit insgesamt drei Toren führt er jetzt auch die interne Torschützenliste an.
Goldhändchen des Trainers: Der Sieg, der von der Bank kam
Slunecko, der bereits kurz vor dem Ausgleich Sinan Apaydin (für André Hofer) brachte, holte den nächsten Joker aus dem Talon: Robert Gruberbauer kam für seinen Kollegen aus der St. Pöltner „Fahrgemeinschaft“ (Michael Wojtanowicz). Die beiden „Herren von der Bank“ sollten in der Schlussphase die Hauptrollen dieses Vormittags-Dramas einnehmen.
„Mit diesem einen Punkt hätte ich gut leben können“, dachte sich Co-Trainer Wolfgang Reiner, als sich der Zeiger der Matchuhr dem Ende zuneigte. Einen ganz anderen Gedanken – und den laut ausgesprochen – hatte Dominik Rotter, der mitterweile schräg hinter der Ersatzbank Platz nahm und von dort seine Mannschaftskollegen anfeuerte. „Der Sini macht das 3:2“, prophezeite Dominik. Er sollte damit Recht behalten.
In der 89. Minute ließ Apaydin nach einem Traumpass von Gökcek (der den Donaufelder Abwehrrecken auf der linken Seite auf und davon lief und die Kugel mustergültig seinem Freund servierte) die Vienna-Fans in Verzückung geraten – 3:2 (89.).
Und weil es so schön ist, die Anhängerschar der Döblinger jubeln zu hören und zu sehen, legte Robert Gruberbauer – quasi als Zugabe – noch einen drauf. Sein „Etappentor“ (nach Bertls erstem Schuss schien Donaufeld-Goalie Wusthoff den Ball bereits unter Kontrolle zu haben, servierte selbigen aber erneut vor Gruberbauers Beine) fixierte in der Nachspielzeit den Endstand zum 4:2.
Auf das Husarenstück folgte der „Husarensprung“
Damit war der erste Auswärtssieg in der laufenden Saison perfekt. Auf das Husarenstück in Transdanubien folgte der „Husarensprung“ in der Tabelle von 10 auf 2. So weit oben waren die Blau-Gelben heuer noch nie.
Wie heißt es doch so schön: Wochenend’ und Sonnenschein … Das Sommerwetter hat der Vienna wahrlich gut getan. Nach dem Sonntagsausflug über die Donau gilt ab sofort bereits die ganze Aufmerksamkeit dem nächsten Heimspiel gegen Rapid Wien II.
Dort soll der nächste Dreipunkter her – denn nach dem Spiel wartet die Musikgruppe „3Klang“ im Vienna-Stüberl mit musikalischen Highlights auf die Fans. Davor sollten einige fußballerische Höhepunkte für eine Fortsetzung des blau-gelben Höhenfluges sorgen …
Aufstellung SR Donaufeld
Wusthoff; Svarc, Kascha, Fürthaller, Hasic; Holzgethan, Tuczai (85. Hold), Sandic, Chryssajis (31. Todorivic); Hronec (46. Garagic), Hulak
Aufstellung First Vienna FC 1894
Arnberger; Topcic, Rotter, Nikolic, Kröpfl; Nedeljkovic; Kapic (46. Steiner); Düzgün, Wojtanowicz (71. Gruberbauer), Gökcek; Hofer (62. Apaydin)
Torfolge: 0:1 (16.) Rotter (Freistoß), 1:1 (34.) Hulak, 2:1 (43.) Tuczai (Kopf), 2:2 (67.) Gökcek (Kopf), 2:3 (89.) Apaydin, 2:4 (91.) Gruberbauer
Gelb: Chryssajis (15./Foul), Sandic (25./Foul), Kascha (48./Foul), Garagic (58./Foul); Düzgün (22./Foul), Kröpfl (42./Unsportlichkeit)
Rot: Rotter (48./Tätlichkeit)
Sportplatz Donaufeld, DI Spurny, 1.000