Ein packendes und bis zur allerletzten Minute spannendes Ostliga-Spiel bekamen die 850 Zuschauer beim “Derby der Herzen” (Copyright: Schau-TV) am Freitagabend in der Care Energy-Naturarena Hohe Warte geboten. Ein Spiel, das am Ende die Philosophie der Gäste aus Hütteldorf auf den Kopf stellen sollte.
Denn die „Rapid-Viertelstunde“ stand diesmal nicht im Zeichen von SK Rapid II. Sie wurde von unserem First Vienna FC 1894 neu definiert. In den letzten 15 Minuten drehten Markus Speiser & Co. einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Triumph um. Wie schon zuletzt beim Gastspiel in Donaufeld. Anders gesagt: Die Rapid-Viertelstunde ist out, die Vienna-Viertelstunde in!
Gezwungene Umstellungen knapp vor dem Anpfiff
Dabei waren die Vorzeichen knapp vor dem Spiel suboptimal. Mario Kröpfl musste schon vor dem Umziehen w.o. geben – sein Oberschenkel wollte bei dieser rassigen Partie nicht mitspielen. Des einen Freud, des anderen Leid. Durch die Verletzung von „Kröpfi“ rutschte Luka Rajic in die Grundformation der Vienna: Sein erster Einsatz bei der „Einsermannschaft“ der Blau-Gelben in einem Pflichtspiel.
Vienna-Coach Hans Slunecko (der nach der Partie, wie es sich dem anschließenden Oktober-Fest im Vienna-Stüberl entsprach, in Lederhosen schlüpfte) stellte zwei weitere Positionen um: Für den gesperrten Dominik Rotter (muss auch noch beim nächsten Spiel in Schwechat auf die Tribüne) lief der nicht mehr gesperrte Andrei Lebedev (Rotters Mitbewohner) auf – Felix Steiner begann diesmal auf der rechten Seite anstelle von Semir Kapic.
Kein langes Abtasten – die Partie nahm sofort Fahrt auf
Die Umstellungen gegenüber dem Donaufeld-Spiel sollten unsere Blau-Gelben nicht daran hindern, dort fortzusetzen, wo sie am Sonntag in Transdanubien aufgehört hatten. Mit voller Power nach vorne. Niko Nedeljkovic (der von Spiel zu Spiel mehr von seinem Können zeigt) fand mit seinem Prachtschuss von der Strafraumgrenze in Rapid-Keeper Knoflach seinen Meister (4.)
Aber nicht nur bei den Hütteldorfern stand ein Mann zwischen den Pfosten, der seinen Job versteht. Auch unser Günther Arnberger bewies einmal mehr, warum die Vienna in den bisherigen Partien die wenigsten Gegentore kassieren musste. Binnen einer Minute parierte er zwei dicke Chancen der Rapid-Fohlen (Prosenik, Mujakic).
Als sich Hakan Gökcek in gewohnter Manier gegen gegnerische Abwehrspieler durchsetze, konnte Rapid-Kapitän Schoissengeyr im letzten Moment Michael Wojtanowicz beim Torchuss blocken (32.).
Felix Steiner hadert mit seinem Vornamen
Die beste Möglichkeit für die Vienna in Halbzeit eins gab es knapp vor dem Pausenpfiff. Felix Steiner wurde einmal mehr seinem Vornamen nicht gerecht (Das Glück ist bekanntlich ein Vogerl). Nachdem er sich eindrucksvoll von der rechten Seite in den Strafraum durchgetankt hatte, stand nur mehr Tobias Knoflach im Weg. Der Rapid-Schlussmann rettete mit einer Glanzparade seine Mannschaft vor dem Rückstand (44).
Die erste Halbzeit bot den Fans eine offene Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Was fehlte, waren Tore. Aber es standen ja noch 45 Minuten auf dem Programm. Und in diesen sollte die Partie so richtig Fahrt aufnehmen.
Rapid geht in Führung, aber …
Vorerst übernahmen die Gäste das Kommando, drangen immer wieder in den Strafraum unserer Mannschaft ein – zum Glück klappte es bei den Rapid-Fohlen nicht mit dem „letzten Pass“. Das Glück kann man aber auch herausfordern. Und dann kann es sein, dass es gnadenlos zurück schlägt.
So geschehen in Minute 71: Nach einem schön herausgespielten Konter gelang auch der letzte Pass, beim Schuss des völlig allein stehenden Szanto war Arnberger chancnlos. Vier Minuten vor Beginn der Rapid-Viertelstunde ging Rapid II in Führung.
… die letzte Viertelstunde gehört einzig und allein der Vienna
Die Grün-Weißen sollten es ja aus der eigenen Geschichte gut wissen: In der letzten Viertelsunde kann noch viel passieren, kann ein Spiel „gedreht“ werden. Und auch die Burschen aus Döbling wissen seit dem Donaufeld-Spiel, dass in der Schlussphase noch alles möglich ist.
Spätstens mit der Einwechslung von Sinan Apaydin stieg die Hoffnung der Vienna-Fans, doch noch den Ausgleich (oder sogar noch mehr) ihrer Lieblinge zu sehen. Ein Wunsch, den „Sinan, der Schreckliche“ (wie schon in Sollenau und zuletzt in Donaufeld) in die Realität umwandeln konnte.
Nach einem Eckball von Robert Gruberbauer stand Apaydin goldrichtig. Der Ball fand den Weg auf Sinans Kopf, wieder einmal reichte ein „Nickerchen“ um die Vienna-Fans in Ekstase zu stürzen – Ausgleich zum 1:1 (81.). Ein Deja-vu-Erlebnis machte sich auf der Hohen Warte breit. Eckball durch einen Spieler, der von der Bank kam, Tor durch einen Spieler, der ebenfalls „Joker“-Qualitäten besitzt. Da geht noch was! .
Zwei „Legionäre“ aus St. Pölten versetzen die Fans in Ekstase
Und es ging tatsächlich noch was. Und wieder sollte ein „Aha-Erlebnis“ die Hauptrolle spielen. Wir erinnern uns: In Runde 1 stand es gegen Neuberg nach 90 Minuten 0:0 – der späte Kopfballtreffer von Andrei Lebedev sollte schlussendlich für ein Happy-End sorgen.
Warum sollte das, was an jenem 3. August in der Dramaturgie ablief, nicht wieder passieren? Und so war es schließlich auch. Nur, dass diesmal nicht Lebedev, sondern Michael Wojtanowicz die Rolle des „Helden in allerletzter Minute“ zugedacht war.
Freistoß von Robert Gruberbauer, Kopfball von „Wojti“, der Ball zappelt im Netz (91.). Eine Co-Produktion zweier „Legionäre aus St. Pölten“ sollte dafür sorgen, dass auch dieses Spiel mit einem Sieger, der sich Vienna nennt, beendet werden sollte.
Fazit: Auch die jungen Rapidler konnten das gelbe Unterseeboot nicht zum Kentern bringen. Einige von ihnen waren vom so fulminanten Finish offenbar so angetan, dass sie mit den Vienna-Fans im „Stüberl“ bis zur Sperrstunde die Lieder der Musikband „3Klang“ mitsangen. Auch die inoffizielle Vienna-Hymne: „We all live in a Yellow Submarine …“
Aufstellung First Vienna FC 1894
Arnberger; Topcic, Lebedev, Speiser, Rajic; Nedeljkovic; Steiner (87. Nesovic), Düzgün (76. Apaydin, Wojtanowicz, Gökcek; Hofer (53. Gruberbauer)
Aufstellung SK Rapid Wien II
Knoflach; Weinwurm, Vukasinovic, Schoissengeyr, Yilmaz; Mujakic (84. Lazarevic), Gashi (84. Günes), Szanto, Plank; Kovacec, Prosenik
Torfolge:0:1 (71.) Szanto, 1:1 (81.) Apaydin, 2:1 (91.) Wojtanowicz
Gelb: Hofer (33./Foul), Speiser (80./Foul), Topcic (83./Unsportlichkeit); Gashi (45./Foul), Vukasinovic (50./Foul), Prosenik (87./Foul), Yilmaz (90./Foul), Schoissengeyr (91./Foul)
Gelb-Rot: Vukasinovic (83./Unsportlichkeit)
Naturarena Hohe Warte, Werschnik, 850