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© Karen Rieder

Unterwegs in Döbling, Teil 3: Kahlenbergerdorf und Josefsdorf

13. Januar 2015 | Fans zur Übersicht >

Der Grillparzer Franzl hat 50 Jahre vor Gründung unserer Vienna sehr weise Worte gefunden und zu Papier gebracht:

„Hast du vom Kahlenberg das Land dir rings beseh'n, so wirst du was ich schrieb und was ich bin versteh'n.“

Dieser quasi Vorbote zu dem legendären Fangesang „Blau-gelb ist mein Herz, ich sterb in Döbling“ führt uns zu unserem nächsten Ausflug im schönen Döbling. Diesmal wollen wir uns ganz dem alten und neuen Kahlenberg und der beiden sie umgebenden Dörfer hingeben.

Alter Kahlenberg? Neuer Kahlenberg? Wie? Was? Nein, ich bin jetzt nicht so übermütig und erfinde neue Berge, benenne bestehendes um oder bin sonst irgendwie verhaltenskreativ. Ich gebe euch bloß historisch belegte Tatsachen wieder. Also, die Gschicht war a so: Bis zum 1693er Jahr hieß der uns heute als Kahlenberg bekannte Berg Sauberg und der uns heute bekannte Leopoldsberg hieß Kahlenberg. Warum es dann zur Namensänderung kam, lag am Kaiser Leopold I. Dieser ließ nach der zweiten Türkenbelagerung – wo die bestehende Kirche am damaligen Kahlenberg von den Angreifern zerstört wurde – als Dank für den Sieg am Kahlenberg die Kapelle wieder errichten und dem Heiligen Leopold weihen. Da so eine historische Stätte dann wohl kaum neben einem unattraktiven Namensnachbar wie Sauberg stehen konnte, wurde der alte Kahlenberg in Leopoldsberg umbenannt und weil man vermutlich die Kreativität nicht strapazieren wollte und ganz bestimmt bestehende Hinweisschilder zum Kahlenberg nicht einfach wegschmeißen wollte, nannte man den Sauberg kurzerhand Kahlenberg. Kennt's euch noch aus?

Na wie auch immer. Wir haben jetzt die Erklärung dafür gefunden, warum man um den Leopoldsberg zu erklimmen vom Kahlenbergerdorf aus aufsteigt und den Kahlenberg eher von Nussdorf oder Grinzing aus erklimmt. Ein Paradies für die Alpinisten unter uns. Zählen die beiden markanten Wiener Hausberge ja doch zu den letzten Ausläufern der Alpen.

Das Kahlenbergerdorf konnte sich, im Vergleich zu den anderen Dörfern der Umgebung, nicht so schnell entwickeln und hat sich deshalb bis heute noch einen völlig dörflichen Charakter erhalten. Dass die Entwicklung nicht so vorankam, lag bestimmt an der Lage. Beinahe schon hineingezwängt zwischen Berg und Wasser und oft durch die Hochwässer der Donau in Mitleidenschaft gezogen, blieb es klein aber fein. Die Lage des Kahlenbergerdorfes ist sogar so exponiert, dass man zwar mit einem Fahrschein der Wiener Linien für die Zone 100 hinfahren kann, jedoch nur mit regionalen Buslinien oder S-Bahn. Da haben es die Wiener Yachtbesitzer schon einfacher, denn Sie können seit dem Jahr 1900 im Kuchelauer Hafen anlegen. Die ursprünglich als Vor- und Wartehafen für die Freudenau gedachte Kuchelau konnte jedoch niemals die Bedeutung des Nussdorfer Hafens einnehmen und setze sich folglich als Freizeithafen für Rudervereine und Motorboote durch und ist heute ein nettes Ausflugsziel für gemütliche Radtouren, oder um ein bisschen am Wasser zu faulenzen.

Der Ort Kahlenbergerdorf selbst ist – man kann es einfach nicht anders sagen – verdammt klein. Aber genau das macht den Charakter aus. Den Charme des Kahlenbergerdorfes macht natürlich auch der Wein aus. Wie könnte es im schönen Döbling anders sein, als das ein Dorf sich dem Weinbau verschrieben hat und davon profitiert. Schmiegt sich das kleine Dorf doch malerisch an die Weinberge. Kulinarisch ist man also bestens versorgt. Bis zum Jahre 2013 wurde im Kahlenbergerdorf nicht nur der Durst gelöscht, sondern auch gegen Feuersbrünste war man gerüstet. Die architektonisch durchaus bemerkenswerte und im expressionistischen Stil der 1920er Jahre errichtete Feuerwache Kahlenbergerdorf wurde dann aber, wie gesagt im Jahre 2013, um eine symbolische jährliche Pacht von 1 EUR an den Verein der Freunde des Kahlenbergerdorfes übergeben und ist somit nicht mehr als Feuerwache aktiv. Der Verein wird sich aber ebenso rührend um das Gebäude kümmern, wie um die Pflege seines Dorfes.

Verlassen wir nun aber das Kahlenbergerdorf und widmen wir uns dem zweiten Plätzchen unseres Ausflugs. Nehmen wir dafür doch einfach die Eisernehandgasse und wandern fröhlich drauf los. Entlang der malerischen Weingärten gelangen wir recht bald zum Heurigen Hirt, von wo aus wir bei einem Achterl die schöne Aussicht genießen können, bevor es dann weiter bergauf geht. Flott gelangen wir zur Kahlenberger Straße und sind damit schon mitten drin in Josefsdorf. Diese kleinen, an der zu Wien zugewandten Seite des ehemaligen Saubergs gelegene Ansiedlung wurde im Jahr 1628 per Grundsteinlegung durch die Kamaldulenser gegründet und entwickelte sich zur Eremie eben dieser Kamaldulenser. Irgendwann wurde das dann aufgelassen, der edle Leopold von Kriegl hat alles gekauft, das Krankenaus in ein Gasthaus umgewandelt und ein Chorherr aus Klosterneuburg wurde neuer Pfarrer, bevor das ganze dann in der uns bereits bekannten Zeit der Bergnamensänderung wieder alles aufgehoben und dem Kahlenbergerdorf zugeordnet wurde. Da soll sich noch einer auskennen. Wirklich groß ist Josefsdorf jedenfalls nicht geworden. Trotzdem finden jährlich viele Menschen den Weg dorthin. Denn – wie wir ja von Grillparzer schon wissen – ist die Aussicht vom Kahlenberg aus auf Wien einfach wunderschön. Wunderschön – ja in Wien dürfen wir das sagen – ist auch der zu Josefsdorf gehörende Kahlenberger Friedhof. Mitten im Wald gelegen und leicht verwildert ist diese letzte Ruhestätte bemerkenswert.

Ja meine Lieben. Jetzt nehmen wir vom Gipfel des Kahlenbergs aus den 38A und fahren damit zurück in die Zivilisation.

Euer Chrimi


Quelle: wikipedia