900 Einwohner zählt die burgenländische Gemeinde Ritzing. Freund Größenwahn ist es wohl zu verdanken, dass man dem Dörfchen ein Stadion für 5.000 Zuschauer hingeknallt hat. Ich habe mich ja tunlichst zurückgehalten, Kritik an unseren Auswärtsspielorten zu üben, aber was den Freunden aus Ritzing da eingefallen ist, werden sie sich wohl selbst das eine oder andere Mal fragen. Aber wenn man sich ansieht, welche Kuriositäten der österreichische Fußball schon in so manche Gemeinde gebracht hat, passt das Ritzinger Sonnenseestadion nun doch hervorragend ins Gesamtbild. Am Samstag wird das Gesamtbild des Stadions auf jeden Fall um einiges attraktiver werden, denn es wird in blau-gelb erstrahlen.
Man kann ja auch von Glück sprechen, dass das nächste Auswärtsmatch in Ritzing stattfindet. Angeschlagen wie der blau-gelbe Tross zur Zeit ist, sollte auch das Sightseeing eher auf der gemütlichen Seite absolviert werden.
Neben den üblichen christlichen Sehenswürdigkeiten einer klassischen österreichischen Gemeinde ist in Ritzing aber der Helenenschacht besonders hervorzuheben. Das bedeutende, ehemalige Braunkohlevorkommen des Ödenburger Gebirges im Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn verhalf Ritzing zu einigermaßen hoher Bedeutung und verhalf den Politikern der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu Gesprächsstoff. Wie wir ja mittlerweile wissen, ist das Burgenland erst seit eben dieser Zeit Teil Österreichs und so kam es, dass der Helenenschacht dem Gemeindegebiet Ritzings zugeordnet wurde. Das Braunkohlevorkommen war aber mehrheitlich auf der ungarischen Seite und so gab es dann Hin- und Herverhandlungen, bilaterale Abkommen und was weiß ich noch alles, die besagten, dass der Helenenschacht zwar in Österreich ist, aber die abgebaute Braunkohle Ungarn gehört und die Bergleute ungarischem Arbeitsrecht unterstehen. Ja, da gabs schon einiges zu verhandeln. Es hat sich aber nicht nur der Schacht dort befunden, sondern es siedelten sich dort natürlich die Bergleute gleich in der Umgebung an (die entstandene Siedlung wurde der Einfachheit halber auch "Helenschacht" genannt). Wirklich florieren konnte das aber nicht, da der Helenenschacht bereits 1930 nicht mehr zur Förderung verwendet wurde und nur mehr als Luftschacht diente.
Es ist wirklich spannend, sich dieser Geschichte hinzugeben. 1971, der eiserne Vorhang stand bockig zwischen Österreich und Ungarn, wohnten noch 50 Pensionisten in der Siedlung Helenenschacht in Österreich, bezogen den Strom aber aus Ungarn. 1972 wars dann aber zu umständlich und Ritzing kaufte sich kurzerhand das Areal von den Ungarn und baute auf 200 Parzellen eine Ferienkolonie (interessantes Wort, nicht?). Ein wahrlich bewegtes Gebiet, dieses Helenenschacht.
Bemerkenswert: 1955 war nicht nur mit Meistertiteln für unsere Vienna Schluss, sondern auch mit dem Helenenschacht. Der wurde irgendwann in den 80ern verschüttet und steht heute – in privater Hand befindlich – zur Besichtigung zur Verfügung.
Kommen wir jetzt aber bitte wieder zurück an die Erdoberfläche. Aber nur kurz, denn wir wollen ja auch einen Sprung in den Sonnensee wagen. Bedenkenlos können wir untertauchen und auch einen ordentlichen Schluck nehmen, denn der See wird nach Granderwasserprinzipien gereinigt. Was die sich alles einfallen lassen. Na auf jeden Fall ist der vom Buchenwald umgebene See das Paradies für die Naherholungssuchenden. Wasserrutschen, Planschbecken und Co. sorgen für den klassischen Badespaß und zu Mittag gibt’s im Restaurant bestimmt die sommerlich-leichten Klassiker wie Schnitzel, Berner Würstl, Faschierte Laberl und Co. sowie natürlich ausreichend Bier (zwecks dem Isotonischen warats, bitte). Warum in die Ferne schweifen? Sieh! Das Gute liegt so nah.
Abschließend kann ich uns nur wünschen, dass die Ritzinger Kicker vom Tintnfassllauf – eine Hammerveranstaltung im übrigen – einfach nur müde sind und wir wieder zum verdienten Punktegewinn kommen.
In diesem Sinne – diesmal noch viel mehr als sonst – hinterlassen wir im Sonnenseestadion einen guten Eindruck aber keine drei Punkte.
Gemma, koid is net!
Euer Chrimi
Quellen: wikipedia, ritzing.riskommunal.net