Endlich – herrliches Fußballwetter. Von den Außenbedingungen her war alles angerichtet für ein Fußballfest. Eines, das mit einem Sieg unserer Vienna belohnt werden sollte. Denn irgendwann sollte jedes Warten ein Ende haben, auch jenes nach einem längst fälligen Heimsieg in der altehrwürdigen Naturarena. Exakt vor einem Monat und einem Tag konnte der First Vienna FC 1894 den letzten Heimsieg (zugleich auch den einzigen im Frühjahr) feiern.
Gegner damals: die Amateure von Austria Wien. Gegner diesmal: die Rasenspieler von Donaufeld. Also wieder ein Team aus Wien (gemeint ist aber nicht der FAC). So gesehen ein gutes Vorzeichen. Was zweimal gegen Burgenländer (Neusiedl, Parndorf) und zweimal gegen Niederösterreicher (Admira Amateure, Sollenau) nicht gelungen war, sollte in einem „kleinen Wiener Derby“ gelingen. Der zweite Heimsieg im zweiten Spiel im Jahr 2015 gegen einen Verein aus der Bundeshauptstadt.
Akribische Vorbereitung auf das Spiel
Die Vorarbeiten liefen perfekt ab. Sowohl Trainer Andreas Lipa als auch sein „Co“ Martin Lang haben Donaufeld am letzten Sonntag (beim 4:2 gegen die Admira Juniors) genau unter die Lupe genommen und eifrig Notizen gemacht. Und dementsprechend das eigene Team im Laufe der Trainingswoche auf den Gegner eingestellt.
In der Abwehr begann Kevin Krisch wieder auf seiner angestammten rechten Außenposition, die Innenverteidigung wurde von Kapitän Markus Speiser und „Rückkehrer“ Dominik Rotter (in Ritzing gesperrt) gebildet, links hinten begann wie zuletzt Luka Rajic.
Im Mittelfeld änderten Lipa & Lang eine Position: Sasa Pantic begann an Stelle von Hakan Gökcek als rechter Flügel. Im Angriff startete diesmal Gary Noel neben Sinan Apaydin, Marjan Markic nahm vorerst auf der Ersatzbank Platz.
Ausgeglichene erste Halbzeit mit Chancen hüben wie drüben
Die erste Großchance fand der Gastgeber vor: Nach einem Pass von Sasa Pantic lässt Gary Noel erst einen Donaufelder Abwehrspieler elegant aussteigen (wie aus dem Lehrbuch) und knallt den Ball dann mit Brachialgewalt an die Latte, sein Nachschuss fällt dann zu leicht aus (8). Vielleicht war das ja ein gutes Omen. Zuletzt hatte unsere Vienna ja nach einem Tor in den ersten zehn Minuten das schlechtere Ende für sich…
Kurz darauf waren die Gäste aus Donaufeld an der Reihe: Sulc setzt sich auf der linken Seite durch, sein Idealpass wird von Hronec weniger ideal verwertet. Der Ball landet aber neben dem Tor von Stefan Duschek (11.).
Glück hatten unsere Burschen auch in Minute 22, als Ex-Vienna-Spieler Holzgethan nach einer Flanke von Felix die Kugel per Kopf knapp neben das Tor setzt.
Zwei Chancen für Donaufeld, nur eine für uns? Das durfte nicht sein, also war es auch nicht so. Sinan Apaydin versucht Donaufeld-Keeper Pulker mit einem scharfen Schuss aus spitzem Winkel zu überlisten – knapp daneben
(29.).
Ein echtesTraumtor bringt die Pausenführung
Während sich die Zuschauer (diesmal kamen 780, und die Stimmung war weit besser als bei den letzten Heimspielen) bereits mit einer Nullnummer zur Pause abgefunden hatten, schlug Gary Noel zu: Der Goalgetter nimmt sich den Ball nach einer weiten Flanke zur Brust, schaut kurz auf und donnert dann die Kugel ins lange Eck.
Ein sehenswerter Treffer des Neuzugangs im Winter, der durchaus auch ins Champions-League-Spiel FC Barcelona gegen Bayern München gepasst hätte.
Doppeltausch zur Halbzeit bringt frischen Schwung
Trotz der Pausenführung war Vienna-Trainer Andreas Lipa nicht wirklich zufrieden mit der Darbietung seiner Mannschaft im ersten Durchgang. Mit einem Doppeltausch (Hakan Gökcek für Luka Rajic und Marjan Markic für Sinan Apaydin) wollte er frischen Wind (im wahrsten Sinne des Wortes) ins Spiel bringen. Eine Überlegung, die aufgehen sollte.
Dass Gökcek ein außergewöhnlich schneller Spieler ist, dürfte jenseits der Donau noch nicht wirklich bekannt gewesen sein. Zumindest nicht bis zur 55. Minute (für „Haki“ war es die 10. Minute). Gökcek sprintete einmal mehr in Usain-Bolt-Manier seinem Gegenspieler auf und davon und servierte das runde Ding mustergültig vor die Beine von Markic (ebenfalls erst seit 10 Minuten mit von der Partie). Auch der zweite Neuzugang im Winter konnte damit erneut seine Goalgetter-Qualitäten unter Beweis stellen.
Anschlusstreffer lässt Blau-Gelb noch einmal zittern
Das war`s dann wohl, dürften sich viele gedacht haben. War es aber doch nicht und es wurde noch einmal spannend. Weil Gökcek und auch Noel zwei Topchancen per Kopf nicht verwerten konnten und Pantic knapp am Pfosten vorbei schoss und weil Donaufeld-Kapitän Kascha mit dem Hinterkopf der Anschlusstreffer gelang (61.). Eine 2:1-Führung hatten wir in diesem Frühjahr in Heimpartien ja schon öfter. Zweimal (gegen Neusiedl und Sollenau) sollte es schlussendlich eine 2:3-Niederlage werden. Bitte, nicht schon wieder.
Aber halt – wir haben auch schon einmal eine 2:1-Führung „nach Hause“ gespielt. Gegen die Veilchen aus Favoriten. Gegen einen Verein aus Wien. Und Donaufeld liegt ja (wie bereits eingangs erwähnt) ebenfalls in Wien. Also gibt es ja doch noch Hoffnung auf den ersten vollen Erfolg des neuen Trainerduos Andreas Lipa und Martin Lang.
„Spiegelbild“-Tor bringt die Entscheidung
Es sollte tatsächlich zum zweiten Sieg im sechsten Heimspiel im Frühjahr werden. Und sogar noch ein höherer als beim „Derby“ gegen die Austria Amateure. Weil Hakan Gökcek ein zweites Mal an diesem lauen Abend seinen Turbo zünden konnte.
Wie schon beim 2:1 lässt „Haki“ seinen Gegenspieler stehen wie einen, der auf die nächste Straßenbahn wartet, und serviert den Ball mustergültig vor die Beine von Noel. Der muss die Kugel nur mehr über die Linie befördern (87.). Ein Spiegelbild des zweiten Treffers. Jetzt ist der Kas‘ endgültig gegessen.
Erwähnt werden sollte auch noch, dass die Vienna ohne Verwarnung auskam. Keine gelbe Karte in einem Spiel – das hat Seltenheitswert.
Die Freude im Fansektor war jedenfalls riesengroß. So groß, dass einem Supporter bei der gemeinsamen Jubelwelle sogar der Bierbecher irrtümlich aus der Hand fiel. Schade eigentlich, der Gerstensaft auf der Hohen Warte schmeckt nämlich vorzüglich.
Rapid, wir kommen!
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, hatte der selige Sepp Herberger einst zu sagen gepflegt. Unsere nächste Aufgabe führt uns in die Nähe des Ernst Happel-Stadions. Am Freitag ist der First Vienna FC 1894 bei Rapid Wien II zu Gast. Die Grün-Weißen aus Hütteldorf tragen ihre Heimspiele auf dem Elektra-Platz aus.
Aufstellung First Vienna FC 1894
Duschek; Krisch, Rotter, Speiser, Rajic (46. Gökcek); Nikolic; Pantic (73. Düzgün), Wojtanowicz, Kröpfl; Noel, Apaydin (46. Markic)
Aufstellung Gegner
Pulker; Haselsteiner, Kascha, Fürthaler, Hasic; Hronec, Sandic, Holzgethan (80. Wiesinger), Todorovic (75. Garagic); Felix, Sulc
Torfolge: 1:0 (44.) Noel, 2:0 (55.) Markic, 2:1 (61.) Kascha, 3:1 (87.) Noel
Gelb: Hasic (29./Foul)
Care-Energy Naturarena Hohe Warte, Keser, 780