Am letzten Tag des 120-Jahres-Jubiläums – oder einen Tag vor dem 121. „Geburtstag“ des First Vienna FC 1894 – kam es in der Care-Energy Naturarena Hohe Warte zum Spitzenspiel der 4. Runde in der Regionalliga Ost. Unsere Vienna traf auf den SV Horn. Der Absteiger aus der Ersten Liga der Saison 2013/14 forderte den Absteiger 2014/15. Die beiden Klubs, die als erklärtes Ziel in der heurigen Saison den Meistertitel ausgegeben hatten, kreuzten im ersten von zwei Saison-Duellen die Klingen.
Lipa & Kleer: Das Spiel unter guten alten Freunden
Das Spitzenspiel war aber auch ein Spiel unter Freunden. Die beiden Fußball-Lehrer sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Andreas Lipa und Hans Kleer kennen sich nicht nur seit ihrem halben Leben, sie kickten als Aktive zweimal im selben Team. Bei der Vienna und später bei Austria Lustenau.
Wenn die beiden Herrschaften ein Spiel beobachten, dann sitzen sie nebeneinander. Wie zuletzt in Traiskirchen bei der Partie Admira Juniors gegen SV Oberwart. Sie unterhielten sich über gute alte Zeiten. Über die Befindlichkeiten ihrer Familien. Auch über Gott und die Welt. Worüber sie aber nicht sprachen: Wie die jeweilige Taktik aussehen würde, um den anderen – dem „guten Freund“ – an diesem kühlen Freitag im August eins auszuwischen und am Ende des Spieltages das Feld als Sieger zu verlassen …
Energetiker prophezeiten einen Vienna-Erfolg
Andi Lipa schickte die Startelf der Vienna (diesmal in der Formation 4-1-3-2) mit drei personellen Änderungen aufs Feld: An Stelle von Hakan Gökcek begann Eren Keles links im Mittelfeld. Marjan Markic bildete das Angreifer-Duo mit Osman Bozkurt. Statt des erkrankten Sasa Pantic rückte Bernhard Fucik in die Position des rechten Außenverteidigers zurück. Und Aleksandar Kostic (zuletzt Triplepack-Schütze in der 1b-Mannschaft) begann statt Kürsat Güclü.
Die Vorzeichen sollten nicht die schlechtesten sein. Am Tag vor dem Spiel hatten Energetik-Experten im Vienna-Office einen (klaren) Heimsieg der Blau-Gelben vorhergesagt. Jetzt lag es nur mehr an Markus Katzer & Co. die Prophezeiungen in die Tat umzusetzen.
Denn zwischen Traum und Wirklichkeit sollten noch 90 harte Minuten liegen. Zudem hatten ein Ex-Vienna-Spieler (Neusiedl-Coach Manfred Wachter im „Ligaportal“) und ein Mittelfeldspieler des Wiener Sportklub (Mirza Berkovic im „Fanreport“) ein 1:1-Remis getippt. Wer sollte also Recht behalten? Die Energetiker oder die Experten in den Internet-Portalen?
Ein toller Schlagabtausch vor mehr als 2000 Fans
Die erste positive Nachricht des Abends: Mehr als 2000 Zuschauer strömten bei angenehmen Temperaturen in die Naturarena. Da zum geplanten Spielbeginn um 19 Uhr noch zu viele davon vor den Eingangstoren standen, wurde die Partie von Schiedsrichter Dintar mit einer Viertelstunde Verspätung angepfiffen.
So konnten die meisten Fans bereits nach wenigen Minuten die erste Topchance der gut gelaunten Hausherren sehen: Nach einem weiten Einwurf von Bernhard Fucik kam Keles zum Ball, konnte diesen aber aus spitzem Winkel nicht im Kasten versenken.
Dann war Horn an der Reihe: Nach 21 Minuten scheiterte – quasi als „ausgleichende Gerechtigkeit – Vujanovic nach einem kurz abgespielten Eckball an der Torstange. Der Stangen- sollte gleichzeitig der Startschuss zu einem tollen Regionalliga-Fight werden, von dem die Anwesenden noch lange Zeit sprechen werden.
Den ersten Grund zu Jubeln hatten zehn Minuten später die Gäste: Diesmal hatte Vujanovic sein Visier besser eingestellt. Nach einem Schuss von Kogler, den Vienna-Keeper Thomas Vollnhofer parieren konnte, kam Horns Torjäger frei zum Schuss und netzte ein – 0:1.
Ex-Horner Bozkurt sorgte für den 1:1-Pausenstand
Ein Rückstand, der unsere Vienna aber keineswegs außer Tritt brachte. Ganz im Gegenteil. Bereits acht Minuten später fiel der – mehr als verdiente – Ausgleich. Kostic zeigt dem Publikum einen seiner „Energieanfälle“. Über Osman Bozkurt landet der Ball via David Sencar erneut bei Bozkurt, der lässt Petermann im Tor der Waldviertler keine Chance – 1:1. Oh, wie ist das schön – Teil 1.
Noch vor der Pause wollte „Ossi“ gleich noch einen draufsetzen – nach seinem Fallrückzieher verfehlte die Kugel aber das Ziel. Es wäre zu schön, vielleicht auch zu früh für das Führungstor der Burschen aus Döbling gewesen.
In der Halbzeit sprachen viele Fans davon, schon lange nicht mehr eine so intensive Partie in der Ostliga gesehen zu haben. So richtig Fahrt nahm dieses Spiitzenspiel, das seinem Namen mehr als gerecht werden sollte, erst nach dem Seitenwechsel auf.
Superjoker Gökcek erzielte das Siegestor
Petermann konnte den Ball nach einem Schuss von Marjan Markic von der Strafraumgrenze mit seinen Fingerspitzen gerade noch zur Ecke klären (52.). Das Spiel blieb intensiv, beide Teams gingen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Eine Viertelstunde vor Schluss hatte der kurz davor eingewechselte Hakan Gökcek eine Topchance, sein Schuss fiel aber nicht stark genug aus, die Horn-Abwehr konnte den Ball aus der Gefahrenzone bringen. Es war aber spürbar: Da geht heute noch etwas.
Und es ging tatsächlich noch etwas. Der stark aufspielende Candela (ein Ex-Horner) schickte mit Bozkurt einen weiteren Ex-Horner auf die Reise, seinen Querpass vollendet Gökcek zum alles entscheidenden Siegestreffer zum 2:1 (86.). Oh, wie ist das schön – Teil 2.
Jetzt brodelte die Naturarena. Und sie sollte bis zum Schlusspfiff nicht aufhören zu brodeln.
Eine enge Partie - mit einem verdienten Sieger
Vienna-Trainer Andi Lipa hatte in der Spielvorschau von einer erwarteten engen Partie, bei der die Tagesverfassung ausschlaggebend sein könnte, gesprochen. Er sollte Recht behalten. Es war eine enge Partie – und die Vienna ging letztendlich als verdienter Sieger vom Feld. Die Blau-Gelben hatten am Ende eher den Eindruck hinterlassen, diesen so wichtigen Sieg für sich verbuchen zu können.
Der Sieg der Blau-Gelben war auch ein Sieg der „Energetiker“ über die „Experten“. Nicht alle werden an die Kraft der Energetik glauben – nach diesem Spiel werden es vielleicht doch einige mehr sein …
Horn-Coach Hans Kleer (der noch lange nach dem Spiel in der Vienna Lounge mit seinem Freund Andi Lipa die Partie Revue passieren ließ) fand am Ende Worte des Lobes für das Siegerteam: „Die Vienna hat in diesem Spiel sehr großen Aufwand betrieben. Sie war in diesem temporeichen Spiel die aggressivere Mannschaft.“
Nach diesem Sieg ist der First Vienna FC 1894 alleiniger Tabellenführer. Der SC/ESV Parndorf, vor der 4. Runde punktegleich mit SV Horn und unserer Vienna kam in Ebreichsdorf mit einem Last-Minute-Treffer (Elfmeter) zum 1:1-Ausgleich und rangiert nach dem 4. Spieltag mit zwei Punkten Rückstand auf Platz 2.
Nächsten Samstag wartet der Aufsteiger aus Wien
In der nächsten Runde muss die Lipa-Elf zum Aufsteiger aus der Wiener Stadtliga. Am Samstag trifft unsere Mannschaft auf den FC Stadlau. Es kommt zum Wiedersehen mit Volkan Düzgün, der letzte Saison noch bei den Döblingern dem runden Leder nachgelaufen war.
Aufstellung First Vienna FC 1894
Vollnhofer; Fucik, Krisch, Katzer, Kröpfl; Candela; Kostic (73. Gökcek), Sencar, Keles; Markic (84. Noel), Bozkurt (88. Rotter)
Aufstellung SV Horn
Petermann; Weinwurm, Djordjevic, Koblischek, Chren; Ljubic (88. Felber), Juric; Kogler (78. Sakaki), Rakowitz (70. Oberortner); Vujanovic
Torfolge: 0:1 (31.) Vujanovic, 1:1 (39.) Bozkurt, 2:1 (86.) Gökcek
Gelb: Kröpfl (37./Foul), Gökcek (87./Unsportlichkeit); Rakowitz (59./Foul)
Care-Energy Naturarena Hohe Warte, Dintar, 2048