Ring frei zu Runde 6. Das Traditionsderby zwischen dem First Vienna FC 1894 und dem Wiener Sportklub zog wieder die Fanmassen in seinen Bann – 6257 strömten in die Care-Energy Naturarena Hohe Warte. Und das trotz eindeutiger Vorzeichen und wechselhaftem Wetter.
Unsere Vienna (punktegleich mit Leader SV Horn) traf auf das Tabellenschlusslicht aus Dornbach. Der Wiener Sportklub konnte als einziges der 16 Ostliga-Teams in den ersten fünf Runden keinen Sieg feiern. Die Favoritenrolle war ergo dessen klar verteilt. Auch wenn das mit den Derbies und den Gesetzen so eine eigene Sache ist …
Blau-Gelb startete mit drei Stürmern in das Prestige-Derby
Für die Blau-Gelben aus Döbling ging es nicht nur um einen Sieg im Prestige-Duell, es ging auch um Wiedergutmachung: Letzten Samstag hatte die Truppe des Trainerduos Andi Lipa/Martin Lang gegen Aufsteiger FC Stadlau die erste Saisonniederlage hinnehmen müssen. Da musste diesmal einfach ein Sieg her!
Personell gab es gegenüber dem letzten Spiel zwei Änderungen: Eine zwangsbedingt. Für den gesperrten Osman Bozkurt stand Gary Noel in der Startelf. Jener Gary Noel, der beim letzten Derby in Dornbach einen Doppelpack zum 5:3-Auswärtssieg beisteuern konnte. In die Startelf kehrte auch Sasa Pantic zurück, Ex-Sportklub-Spieler Aleksandar Kostic nahm vorerst auf der Ersatzbank Platz. Die beiden „Neuen“ sollten in weiterer Folge noch eine tragende Rolle spielen.
Eine deutlichere Änderung gab es bei der taktischen Ausrichtung: Unsere Vienna begann mit einem 4-3-3-System. Also mit drei Stürmern. Mut kann man sich bekanntlich nicht kaufen, Mut hat man, wenn man Andreas Lipa heißt.
Zu Beginn stand eine kalte Dusche …
Aber nicht nur der „Döblinger Andi“ auch der „Dornbacher Andi“, nämlich Reisinger, hatte einen Überraschungsangriff als Taktik zu Beginn im Sinn. Und so entwickelte sich gleich vom Anpfiff weg ein echter Schlagabtausch.
Eine schnelle Führung hatten die Hausherren auf dem Matchplan stehen, doch schnell in Führung gingen die Gäste aus Hernals. Nach einem missglückten Abschlag von Vienna-Goalie Thomas Vollnhofer landete der Ball vor Sportklub-Goalgetter Yunes de Leon, der für die kalte Dusche sorgte, obwohl es erst viel später zu regnen beginnen sollte (4.).
Doppelschlag binnen einer Minute drehte die Partie
Ein Rückschlag ist noch lange kein Grund zum Trübsal blasen. Das wissen unsere Burschen spätestens nach dem Horn-Spiel, in dem ein 0:1 in einen 2:1-Sieg umgedreht werden konnte. So – oder so ähnlich – war es auch diesmal. Bei einem Schuss von Bernhard Fucik war WSK-Keeper Kraft noch auf dem Posten (10.), bei einem Freistoß von Pantic 12 Minuten später aber machtlos. „Panta“ zirkelte die Kugel in Panenka-Manier unhaltbar genau ins Kreuzeck – 1:1.
Und weil das Bejubeln von Toren gegen den Sportklub so unbeschreibliche Glücksgefühle ausstößt, durften sich die Vienna-Fans eine Minute später bereits schon wieder in den Armen liegen. Gary Noel übernahm den Ball nach einer Flanke von Eren Keles volley und traf damit voll ins Schwarze - 2:1.
In Halbzeit zwei legte die Vienna einen Blitzstart hin
Nach dem Seitenwechsel mussten die 6257 Zuschauer nicht so lange auf einen Treffer warten. Und wieder drehten die Hausherren zum Torjubel ab. Diesmal durfte sich Marjan Markic als Schütze feiern lassen (50.). Erneut war Keles der Vorbereiter. Das 3:1 sollte eine Vorentscheidung sein. Aber andererseits waren noch mehr als 40 Minuten zu spielen.
Die meiste Zeit davon blieben die Top-Chancen aus. Unsere Vienna verwaltete den Zwei-Tore-Vorsprung. Bis zum Finish der Partie erfolgreich. Aber der Wiener Sportklub wollte es in den letzten Minuten noch einmal wissen – und verkürzte zum 3:2. Nach einem Pass von Pollack stand Auss goldrichtig und ließ Vollnhofer keine Chance (84.).
Sollte es noch einmal eng werden? Ja, sollte es. Und zwar ganz ordentlich. Denn in der 92. Minute konnte Dominik Rotter den Ball nach einem Schuss von Pittnauer gerade noch in den Corner abfälschen. Damit war der Sieg der Blau-Gelben im „Derby of Respect“ besiegelt.
Tabellenführung vor den ungeschlagenen Parndorfern
Mit dem Sieg im Prestige-Duell klettere die Vienna wieder zurück an die Tabellenspitze. Durch das 0:0 des SV Horn in Neusiedl am See ist Blau-Gelb damit alleiniger Leader. Einen Punkt vor SC/ESV Parndorf, die Burgenländer konnten in Schwechat einen 3:0-Auswärtssieg einfahren und rangieren jetzt mit einem Punkt Rückstand auf Platz zwei.
Die Parndorfer sind übrigens das einzige Team in der Regionalliga Ost, das in den ersten sechs Runden noch keine Niederlage einstecken musste.
Nach den „Wiener Wochen“ werden nächsten Freitag wieder die Stadtgrenzen überschritten. Unsere Mannschaft gastiert um 20 Uhr beim 1. SC Sollenau. Also bei jenem Team, gegen das es im Frühjahr daheim eine bittere 2:3-Heimpleite setzte. Und wieder ist Wiedergutmachung angesagt …
Aufstellung First Vienna FC 1894
Vollnhofer; Pantic (71. Kostic), Rotter, Katzer, Kröpfl; Keles (61. Gökcek), Candela, Sencar; Fucik, Noel (83. Lenko), Markic
Aufstellung Wiener Sportklub
Kraft; Soura, Seper, Csandl, Hevera (46. Seckel); Faszl; Kirschner (67. Pollack), Pittnauer, Dimov, Auss; Yunes
Torfolge: 0:1 (4.) Yunes, 1:1 (22.) Pantic (Freistoß), 2:1 (23.) Noel, 3:1 (50.) Markic, 3:2 (84.) Auss
Gelb: Sencar (25./Foul), Rotter (30./Fol), Keles (33./Foul); Kirschner (40./Foul), Auss (67./Foul), Seper (69./Foul), Csandl (77./Foul)
Care-Energy Naturarena Hohe Warte, DI Spurny, 6257