Zweimal noch auswärts und zweimal noch daheim. So schnell vergeht die Herbstsaison. Der erste „Doppler“ in fremdem Revier führte den First Vienna FC 1894 ins südliche Burgenland. Im Informstadion wartete mit dem SV Oberwart der Aufsteiger aus der burgenländischen Landesliga.
Im ersten Aufeinandertreffen mit einem Aufsteiger gab es für die Vienna ein böses spätes Erwachen. Obwohl man beim FC Stadlau in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielen konnte, stand man am Ende und nach einer 1:2-Niederlage mit leeren Händen da. Es war bislang die einzige Niederlage in der laufenden Regionalliga-Saison. Und so sollte es auch bleiben.
Nicht nur, wenn es nach unserem Cheftrainer Andreas Lipa ging, auch der Experte im „Ligaportal“ erwartete sich drei Punkte für Blau-Gelb. „Oberwart ist zwar zuhause stark, doch gegen die Vienna wird man keine Chance haben“, war Michael Steiner überzeugt. Er sollte es ja wissen – sein Team, Rapid Wien II, hatte letzte Woche als erste Mannschaft einen Punkt aus der Care-Energy Naturarena Hohe Warte entführen können.
Offensivspektakel als Mittel gegen die Betonmaschine
Für die „Mission Oberwart“ entschied sich unser Trainer für die offensivste aller bisherigen Startformationen. Mit einer Dreierkette in der Abwehr (Kevin Krisch, Markus Katzer, Luka Rajic), mit einem „Staubsauger“ im Mittelfeld (Candela), einem Dreier-Mittelfeld (Bernhard Fucik, David Sencar, Hakan Gökcek), einer hängenden Spitze (Eren Keles) und zwei Leuten an vorderster Front (Osman Bozkurt und Gary Noel).
Die Offensiv-Offenbarung sollte aufgehen. Wie erwartet igelte sich Oberwart vom Anpfiff weg in der Defensive ein. Die Vienna ließ in der ersten Halbzeit eine einzige (halbe) Torchance zu. In der 41. Minute war Thomas Vollnhofer schneller am Ball als der Gegner. Da stand es freilich schon 2:0 für Blau-Gelb.
Minute 12: Gökcek spielt den Ball ideal zu Katzer, „nach Meckys“ Stanglpass kann Oberwart-Keeper Fiala mit den Fingerspitzen abwehren – und serviert die Kugel damit ideal zu Bozkurt, der staubtrocken einnetzt. „Ossis“ erster Streich.
Bei den nächsten drei Chancen landet der Ball nicht im Netz, doch dann folgt Treffer zwei aus einer Ballstafette allerfeinster türkischer Art: Keles spielt „gefühlte“ 17 Burgenländer aus (Copyright: Jiri Lenko), lässt kurz seine Landesleute Gökcek und Bozkurt „mitspielen“ und schlenzt den Ball dann elegant ins Tor (38.).
Noch vor der Pause folgt der dritte Streich der Türken-Connection. Keles schickt Gökcek auf die Reise, der schurlt rund 30 Meter Richtung Strafraum und legt dann einschussgerecht auf Bozkurt auf – 0:3 (41.). Das war der dritte türkische und „Ossis“ zweiter Streich.
Ampelkarte kam nicht nur Candela spanisch vor
In der Pause appellierte Trainer Lipa das einseitige Spiel fortzusetzen. „Nicht locker lassen, wir machen das vierte. Tor.“ Des Trainers Befehl sollte bei den Spielern Gehör finden – allerdings nur betreffend des vierten Treffers.
Denn in den ersten 20 bis 25 Minuten der zweiten Halbzeit spielte Oberwart in einer Tonart, die vermuten ließ, dass die Burgenländer mit 3:0 in Front liegen würden. Negativer Höhepunkt in dieser Phase war die gelb-rote Karte für Candela. Laut Schiedsrichter war der Spanier bei einem Freistoß für den Gegner zu früh aus der Mauer gelaufen. Betrachtet man die Zeitlupe in Ostliga-TV (auf Facebook anzusehen), dann kommt diese Entscheidung wohl den meisten spanisch vor.
Über Gelb/Rot kann man streiten, allerdings auch über eine Elfmeter verdächtige Szene im Vienna-Strafraum. Ob Krisch seinen Gegenspieler oder doch den Ball getroffen hat, wissen die Götter – und Kevin himself. Der Videobeweis von Ostliga-TV wird keinen Aufschluss geben, da Kapitän Katzer die Szene „verdeckt“ hat.
Wie auch immer – den Schlusspunkt in diesem Spiel setzte wieder unsere Mannschaft. Wieder durch eine „getürkte“ Aktion. Keles serviert die Kugel einschussgerecht zu Bozkurt, der seinen „falschen Hattrick“ erzielt (78.). „Ossis“ dritter war Viennas vierter Streich.
Nach dem Auswärtsspiel kommt ein Auswärtsspiel
Mit dem 4:0-Sieg in Oberwart konnte unsere Vienna die Spitzenposition in der Ostliga erneut erfolgreich verteidigen. Die nächste Aufgabe wird wohl um einiges schwerer. Mit dem ASK Ebreichsdorf wartet nicht nur erneut ein Aufsteiger auf die Döblinger, das Team von Goran Djuricin ist in Meisterschafts-Heimspielen seit der Eröffnung des Stadions in Weigelsdorf im August 2013 daheim noch ungeschlagen. Es wird Zeit, dies zu ändern.
Ein Vorteil für die Burschen aus Döbling könnte der ÖFB-Samsung-Cup sein. Vier Tage vor unserem Gastspiel trifft der ASK Ebreichsdorf im Pokalbewerb auf Bundesligist Sturm Graz. Möge es zu einem intensiven, langen Cup-Schlagabtausch kommen …
Aufstellung SV Oberwart
Fiala; Tegischer, Pranjic, Ziger, Haramustek (72. Farkas); Nagy; Penzinger (46. Grandits), Salihu (46. Herrklotz), Pejic, Koca; Dilic
Aufstellung First Vienna FC 1894
Vollnhofer; Krisch, Katzer, Rajic; Candela; Fucik, Sencar, Gökcek (52. Kröpfl); Keles; Bozkurt (78. Rotter), Noel (64. Markic)
Torfolge: 0:1 (12.) Bozkurt, 0:2 (38.) Keles, 0:3 (41.) Bozkurt, 0:4 (78.) Bozkurt
Gelb: Herrklotz (64./Foul), Tegischer (92./Kritik); Candela (11./Unsportlichkeit)
Gelb-Rot: Candela (50,/Unsportlichkeit)
Informstadion, Gnam, 453