Das Warten hatte ein Ende! In doppelter Hinsicht, natürlich auf das Derby, für Kevin Krisch aber endlich das Ende seiner Verletzungspause. Ja, er war wieder dabei, was natürlich auf unsere Aufstellung einige Auswirkungen hatte. Überhaupt konnte Trainer Kleer auf seinen ganzen Kader zurückgreifen. Dies hatte zur Folge, dass gegen den WSC eine schon als routiniert zu bezeichnende Elf begann. Krisch und Katzer in der Innenverteidigung, Baldia und Rajic an den Seiten. Lenko als zweiter Sechser neben Celik und Stehlik freute sich, wieder einmal in einer offensiveren Position agieren zu dürfen.
Britischer Beginn
Das Wetter konnte fast nicht perfekter sein, angesichts der Ausgangslage war es nicht verwunderlich, dass es kein volles Haus gab. Nicht ganz voll, denn beeindruckend war die Kulisse allemal, über 6000 Zuschauer bevölkerten den alt-ehrwürdigen Sportclub Platz. Mit 5 Minuten Verspätung erfolgte der Anpfiff, die ersten Ansätze waren weite Bälle über das Mittelfeld. Britisch eben, der Ball oft in der Luft, Kopfballstärke war gefragt. Dabei präsentierte sich die Vienna zunächst souverän, das K&K Duo in der Innenverteidigung fing die Bälle durchwegs ab. Nicht nach Wunsch funktionierte jedoch das Herausspielen aus der Abwehr. Hektisch und ungenau, die weiten Abschläge waren zu oft sichere Beute des Mittelfelds der Heimelf. Wie man dem Sportclub gefährlich werden könnte, zeigte sich bei einem Angriff über die linke Seite, ein weiter Freistoß von Kurtisi auf Juric links außen konnte nicht verteidigt werden, dessen Abschlussversuch bereitet Goalie Kraus indes keine Schwierigkeiten.
Sportclub mit druckvollem Mittelfeld
In der ersten Hälfte war die Heimelf größtenteils spielbestimmend, ein Resultat von enorm aufwändiger Arbeit im Mittelfeld, nahe am Gegner ließen die der Vienna keinen Raum. Das Pressing behagte der den Blau-Gelben gar nicht. Der Lohn der Arbeit wollte sich aus Sicht des Gegners jedoch nicht einstellen, einige Eckbälle und auch Freistöße, allesamt als Flanken in den Strafraum ausgeführt. Diese Flanken wirkten beunruhigend, letztlich war aber immer ein Abwehrspieler zur Stelle um die Situation zu bereinigen.
Entlastungsangriffe der Vienna gab es in diesem Zeitraum selten, was einerseits an dem schon erwähnten Pressing, andererseits auch an der zu hohen Fehlerquote der Vienna lag. Krisch konnte die mangelnde Spielpraxis nicht immer verheimlichen, Lenko und Stehlik fanden sich auf ihren neuen Positionen auch noch nicht so zurecht, wie man es sich gewünscht hätte. Dennoch die beste Torchance in dieser Phase hatte die Vienna, der abwehröffnende Pass auf die linke Seite funktionierte, ein weiterer guter Pass auf Kurtisi, dessen Schuss von Kraus aber mit tollem Reflex abgewehrt werden konnte.
In der 23. Minute eröffnete sich für den Sportclub eine gute Chance, resultierend aus einem Eigenfehler. Rajic eroberte in der Defensive im Zweikampf gut den Ball, seine Rückgabe zu Kostner fiel jedoch zu schwach aus, Pecirep scheiterte jedoch am Vienna Keeper. Die nächste Chance für die Heimelf war charakteristisch für den WSC. Abermals mit Pressing einen Eckball erzwungen, der Ball zur Mitte gefährlich, letztlich zögerte aber Luxbacher zu lange, um erfolgreich zu sein.
Führung für die Vienna
Nach und nach fand sich die Vienna besser mit der Spielweise des Gegners zurecht, die Verteidiger rückten weiter auf. Dabei musste man auf die weiten Bälle hinter die Abwehr achten, was durchwegs gut gelang, lediglich in der 30. Minute stand Precirep alleine vor Kostner, aber auch im Abseits. Die Antwort der Vienna war ein Vorstoß auf der rechten Außenbahn, die Flanke in den Strafraum fand zunächst keinen Abnehmer, sodass Van Zaanen auf der linken Seite an den Ball kam. Einen Verteidiger ausgespielt, ein perfekter Pass in die Mitte, den Stehlik an Kraus vorbei zur Führung verwertete.
In den letzten Minuten der ersten Hälfte handelten sich Baldia und Krisch noch ärgerliche Gelbe Karten ein, die aus den Fouls resultierenden Freistöße der Dornbacher liefen nach dem schon gewohnten Muster ab, gefährlich wirkende Flanken in den Strafraum, die von unserer Defensive jedoch souverän verteidigt wurden. Auf der anderen Seite konnte man auch noch gute schnelle Angriffe lancieren, insbesondere Van Zaanens Wechselpass auf Kurtisi verdient Erwähnung, aus der daraus resultierenden Ecke entsprang eine Kopfballchance für Celik. Der Ball flog nur knapp über die Latte.
Abwechslungsreicher Beginn der zweiten Halbzeit
Beide Teams begannen die zweite Halbzeit ohne nominelle Änderungen, das Spiel verlief jedoch offener. Zunächst flog ein raffiniert getretener Freistoß von Lenko an Freund, Feind und letztlich auch knapp am Tor vorbei. Die Dornbacher antworteten mit einem Angriff durch die Mitte, der gerade noch abgeblockt werden konnte, wobei die Fans auf der Friedhofstribüne in dieser Situation gerne einen Elfmeter gesehen hätten.
Beste Phase der Vienna
Im Gegensatz zur ersten Hälfte gelang es dem WSC nicht mehr, im Mittelfeld so kompakt und nahe am Gegner zu agieren, die Vienna konnte nun spielerisch deutlich mehr Akzente setzen und auch einige gefährliche Strafraumsituationen und Chancen erarbeiten. Die zuvor erwähnte Abstimmungsproblematik war nicht mehr erkennbar, vor allem Stehlik war nun in seinem Element, er beschäftigte die Abwehr des WSC fortlaufend. Unter anderem resultierte ein Freistoß an der Strafraumecke, den Lenko nur knapp am Tor vorbeijagte. Lenko hatte eine weitere tolle Gelegenheit, als er frei auf der rechten Seite vor dem Tor zum Schuss kam, hier konnte Kraus gerade noch zur Ecke abwehren. Die Vienna verabsäumte es in dieser Phase, das Spiel zu entscheiden, neben den bereits erwähnten Chancen, gab es noch einige Situationen in denen sich die Stürmer letztlich nicht durchsetzen konnten, auch Steiner, der in der 69. Minute für Van Zaanen gekommen war und gleich einige gute Ansätze zeigte, scheiterte letztlich mehrmals mit dem finalen Pass.
Typisch für ein Derby, natürlich hatte auch der WSC seine Momente. Durchaus vielversprechende Angriffsansätze, die jedoch eines gemeinsam hatten, vor dem Tor agierten die Schwarz-Weißen zu umständlich und zögerlich, was den Vienna Verteidigern die Möglichkeit gab, entscheidend einzugreifen. Lediglich einmal musste Kostner bei einem Schuss von Luxbacher sein Können beweisen.
Später Ausgleich
In der Schlussviertelstunde verlor die Vienna wieder etwas an Spielkontrolle. Die Heimelf mobilisierte noch einmal alle Kräfte, kamen wieder besser in die Zweikämpfe. Zunächst hatte die Vienna die Angriffsbemühungen noch unter Kontrolle, nach wie vor agierte die Offensive des Sportclubs vor dem Tor nicht mit dem nötigen Selbstbewusstsein, aber selbst wurde man kaum mehr gefährlich. In der 86. Minute musste man doch noch den Ausgleich hinnehmen. Kaum verwunderlich, es war Luxbacher, der schon zuvor die größte Zielstrebigkeit ausgestrahlt hatte. Mit seinem satten Schuss in der Folge eines Einwurfes ließ er Kostner keine Abwehrchance. Er profitierte dabei auch von einer, infolge eines Wechsels vor dieser Aktion, kurz aufgetretenen Unordnung. Kindig ersetzte Lenko, der angeschlagen vom Feld geholt wurde.
Mit dem Remis wollten sich beide Teams nicht abfinden, hektische Schlussminuten folgten, der Lucky Punch sollte aber nicht mehr gelingen. Näher daran war wohl die Elf von Norbert Schweitzer, nach einer Freistoßflanke in den Strafraum reklamierten die Hernalser Elfmeter, Schiedsrichter Sadikovski sah es jedoch anders.
Somit endete dieses durchaus attraktive Derby mit einer Punkteteilung, mit der beide Seiten nicht vollauf zufrieden waren, wie schon öfters im Derby of Love, beide Seiten hätten sich eine Niederlage nicht verdient, beiderseits gäbe es Argumente, dass man sich den Sieg verdient hätte.
Aufstellung Vienna: Kostner; Baldia, Krisch, Katzer, Rajic; Celik, Lenko (85. Kindig); Van Zaanen (69. Steiner), Kurtisi, Stehlik; Juric (88. Todoroski)
Torfolge: 0:1 (30.) Stehlik; 1:1 (86.) Luxbacher
Gelbe Karten: Baldia (36. Unsportlichkeit), Krisch (44. Unsportlichkeit), Lenko (80. Foul)
Sportclub-Platz 6153 Zuschauer