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Statusbericht - Markus Katzer

3. Juli 2020 | Kampfmannschaft zur Übersicht >

„Trotz Corona und weniger Budget haben wir die Qualität im Kader steigern können“

Sportdirektor Markus Katzer zur Planung, zu den täglichen Herausforderungen in Zeiten von Corona und zur Trainersituation

Als Außenstehender hat man den Eindruck, bei der Vienna bleibt kein Stein auf dem anderen. Jeden Tag eine Transfermeldung. Spieler, aber auch SpielerInnen, kommen und gehen? Täuscht der Eindruck? Ist das bedingt durch Corona? Oder ist es de facto so, dass wir im Herbst eine komplett neue Vienna sehen werden?

Corona ist eine Mega-Herausforderung – für alle, für den Sport, für den Fußball. Das Virus trifft nicht nur die Spitzenvereine, sondern alle Klubs. Auch Amateurvereine. Das ist und bleibt eine Ausnahmesituation. Das Wichtigste: wir können wirtschaftlich überleben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Aber selbstverständlich müssen auch wir den Gürtel enger schnellen. Die Budgets wurden nach unten adaptiert. Das heißt: wir müssen uns neu erfinden, andere Wege gehen, neue Wege beschreiten. Denn solange keine Einnahmen hereinkommen, solange keine Spiele mit Zuschauern stattfinden, haben wir keine Erlöse und auch keine Planungssicherheit. Und deshalb können wir auch nichts ausgeben. Diesen Umstand spüre ich ganz stark bei der Kaderplanung. Deswegen habe ich auch viele Entscheidungen treffen müssen, die ich vor Corona anders getroffen hätten. Das Gute an der Sache: trotz Corona und weniger Budget haben wir es geschafft, die Qualität des Kaders zu steigern. Es ist uns gelungen, die Mannschaft besser zu machen. Das freut mich sehr.

Wie ist das möglich? Wie herausfordernd ist die Kaderzusammenstellung in Zeiten von Corona? Und wie weit bist du mit der Planung?

Das ist und bleibt ein schräger Transfermarkt heuer – mit eigenen Gesetzen. Die Kaderplanung ist schwierig. Zum Glück kenne ich den Markt sehr gut. Deswegen ist es gelungen, an den ein oder anderen Spieler zu kommen, der vorher nicht zu haben war. Nur zwei Beispiele. Mit Thomas Kreuzhuber haben wir einen der besten Innenverteidiger aus der Regionalliga auf die Hohe Warte geholt. Mich freut es aber auch besonders, dass Mensur Kurtisi unser überarbeitetes Angebot angenommen hat. Das haben nicht alle arrivierten Spieler. Erfreulich ist auch, dass wir durch das Auslaufen vieler höher dotierter Alt-Verträge die Qualität im Kader noch steigern konnten. Und das obwohl wir die Budgets nach unten angeglichen haben. Einige erfahrene Spieler haben den Verein verlassen. Dafür haben wir neue, hungrige, talentierte junge Spieler verpflichten können.

Entspricht das der Idee der Jungen Wilden? Jenem Offensiv-Fußball der 90er-Jahre unter Trainer Ernst Dokupil. Damals haben Talente wie Andreas Herzog, Peter Stöger, Kurt Russ oder Gerald Glatzmayer den Weg auf die Hohe Warte und von dort ins österreichische Nationalteam gefunden. Das war auch die Zeit, als die Vienna sich das letzte Mal für den Europapokal qualifiziert hat.

Das ist unser Leitmotiv. Wir wollen begeisternden Angriffsfußball spielen. Wir stehen für kreativen Fußball. Aber es ist nicht immer so leicht, Theorie und Praxis unter einen Hut zu kriegen. Oft kommt es anders, als man es sich denkt. Corona ist das beste Beispiel dafür. Die Vienna ist zum Erfolg verpflichtet. Wir wollen Erfolg. Und wir wollen auch wieder rauf. Ohne COVID-19 wären wir mit den Herren jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Regionalliga. Mit den Damen würden wir in der Bundesliga spielen. Aber der Konjunktiv hilft uns jetzt nicht. Wir leben im Hier und Jetzt. Es gilt, die ideale Mischung aus jungen Wilden und erfahrenen Spielern zu finden. Wir wollen unsere Fans auf diesem Weg mitnehmen und begeistern. Ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen. Momentan freue ich mich einfach, dass es bald wieder losgeht.

Noch wissen wir nicht, wann die Meisterschaft genau wieder beginnt. Aber es heißt, dass der letztjährige Konkurrent Elektra eine sehr starke Mannschaft haben wird. Beunruhigt dich das?

Nein. Wieso auch? Bis es losgeht, fließt noch viel Wasser die Donau runter. Und noch mehr, sobald die Meisterschaft einmal unterwegs ist. Wir machen unsere Hausaufgaben. Die Konkurrenz macht ihre Aufgaben. Wir begegnen jedem Gegner mit Respekt. Wir sind wachsam. In den beiden letzten Saisonen haben wir gesehen, wie herausfordernd es ist, wenn sich gegen uns alle hinten hineinstellen. Wir wollen komplexe Spielsituationen immer spielerisch lösen. Das ist unser Anspruch.

Vienna hat sehr früh, womöglich sogar als erster Verein Österreichs, medial bekannt gegeben, den Entscheid des ÖFB, die Meisterschaft abzubrechen, zu akzeptieren? Wieso das? Und ist die abgelaufene Saison eine verlorene Saison? Oder gibt es auch irgendwelche Lehren und positive Aspekte?

Corona ist und bleibt eine Ausnahmesituation. Die Pandemie hat uns alle vor eine außergewöhnliche Herausforderung gestellt, deren Ausmaße wir noch immer nicht final abschätzen können. Generell gilt: Das Allgemein-Interesse ist größer als das Einzelinteresse. Wir sind Österreichs erster und ältester Fußball-Verein. Wir haben eine Vorbildwirkung. Vienna hat sich für den österreichischen Weg entschlossen. Den gehen wir. Mit dem Österreichischen Fußballbund. Dazu stehen wir. Unsere Gründungsväter haben bereits 1894 die Devise ausgegeben: „Einig Spiel führt zum Ziel.“ In diesem Satz steckt viel Wahrheit. Heute noch. Eigentlich mehr denn je. Was wir gelernt haben? Es geht nur gemeinsam und miteinander. Das Gegeneinander macht keinen Sinn. Das gilt im Sport wie im Leben.

Die Personalie Nina Burger hat für Aufsehen gesorgt. Wie klappt die Zusammenarbeit? Wie intensiv ist der Austausch? Kann man gegenseitig voneinander lernen und profitieren?

Bei der Vienna heißt es Ladies First. Das war übrigens auch schon vor Nina Burger so. Frauenfußball war immer ein ganz zentrales Element in Döbling. Wir sind alle extrem happy, dass Nina an Bord ist. Sie ist ein Vollprofi und Vorbild zugleich. Ihr Engagement ist ein Quantensprung. Darüber hinaus ist es auch eine Investition in die Zukunft. Mit dem Frauenfußball wollen wir bei der Vienna langfristig und nachhaltig eine neue Entwicklung anstoßen – innerhalb und außerhalb des Vereins. Nina wird uns helfen, den nächsten Schritt zu machen

Wir haben es bereits angesprochen. Alles neu in Döbling. Peter Hlinka ist nicht mehr an Bord. In der Kronenzeitung hieß es zuletzt, dass Alexander Zellhofer neuer Vienna-Trainer wird? Ist dem so? Was kannst du uns dazu sagen?

Peter ist ein toller Typ und eine menschliche Ausnahmeerscheidung. Deswegen war das eine sehr schwierige Entscheidung. Aber das ist Teil meines Jobs als Sportdirektor. Zum neuen Trainer kann ich noch nichts Konkretes sagen. Es ist jetzt Anfang Juli. Zum Glück haben wir noch Zeit. Es gibt keinen Zeitdruck. Wir wissen noch nicht einmal hundertprozentig, wann die Meisterschaft konkret losgeht. Wir vermuten Ende August. Es gibt also keinen Grund, nervös zu werden. Ich betone das, weil ich mitbekommen habe, dass es offensichtlich in den sozialen Netzwerken die ein oder andere Diskussion gibt. Ich bitte alle Vienna-Fans um etwas Geduld. Wir sind dran. Der Kader nimmt Formen an. Ich bin zuversichtlich, dass wir in Bälde unseren Trainer bekannt geben werden.

Wäre Zellhofer eine Option?

Alex ist eine Option. Ein Sportdirektor muss immer Optionen haben. Nur soviel: Alex und ich gehen seit zwei Jahren Seite an Seite. Er trainiert die U18/U23 und ist unser Nachwuchsverantwortlicher. Er ist ein absoluter Fachmann mit hoher Sozial-Kompetenz und großer Kommunikationsbereitschaft. Für sein Alter bringt er bereits sehr viel Erfahrung mit. Aber wie gesagt: bitte um Nachsicht und Geduld, dass ich dazu nicht mehr sagen kann. Noch nicht.