Christa, Pionierin des österreichischen Frauenfußballs
Christa Hainzl wurde am Freitag im Rahmen unseres Heimspieles gegen SR Donaufeld für ihre besonderen Verdienste um den Fußball geehrt. Die Gründerin und langjährige Leiterin der Vienna-Frauensektion erhielt vom Wiener Verbandspräsidenten Robert Sedlacek und Vienna-Vizepräsident Robert Hammerl die Funktionärs-Ehrennadel des WFV in Gold verliehen. Ein weiterer Höhepunkt der erstaunlichen Karriere der Pionierin des österreichischen Frauenfußballs.
Frau Hainzl, wie sie liebe- und ehrenvoll von vielen Vienna-Fans genannt wird, begann mit dem Fußballspielen in den 70er Jahren, der „Gründerzeit“ des österreichischen Frauenfußballs. In einer Zeit, in der gesellschaftlich noch Großteils das Credo vorherrschte: „Ein Mädchen spielt nicht Fußball, das schickt sich nicht“.
„Damals gab es noch keine Ligen für Frauen. Wir mussten uns noch außerhalb des Verbandes organisieren und uns mit anderen Frauenmannschaften kurzschließen. Wenn ich das mit heute vergleiche ist es schön zu sehen, wie sich der Frauenfußball entwickelt hat. Zu unserer Zeit war das noch sehr unorganisiert. Wir spielten hauptsächlich gegen tschechische Teams, da wir in Österreich zu wenige Gegner hatten. Bereits in dieser Zeit war ich dabei als wir 1972 durch Unterschtriftensammlung aller Hobbyvereine beim WFV für einen eigenen Meisterschaftsbetrieb ansuchten“, so Hainzl zu den Anfängen.
1982 gliederte der ÖFB die Frauenliga in die Spiel-Organisation ein und gründete zwei Spielstufen. Eine Frauen-Nationalmannschaft gab es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Das Team wurde vom ÖFB 1990 ins Leben gerufen.
Nach ihrer kurzen aktiven Zeit blieb die gelernte Pädagogin dem Fußball treu und gründete 1979 den Verein „KSV der Wiener Berufsschulen“ Sie war Sektionsleiterin und wechselte zeitgleich ins Trainerinnenamt. Als erste Fußball-Trainerin Österreichs war sie über Jahrzehnte ein wichtiger Anker und Wegbegleiterin für viele hoffnungsvolle Nachwuchstalente und Karrieren.
1982 absolvierte sie als erste Frau in Österreich die Trainerinnen-Ausbildung des WFV und dies trotz aller Hindernisse. Damals war nicht vorgesehen, dass eine Frau diese Ausbildung erhält. Damit wurde ein Meilenstein gelegt, der bis heute viele Frauen motivierte, diesen Weg einzuschlagen. Unter den damaligen 30 Kursteilnehmern waren bekannte Namen wie Austria-Europacupteilnehmer Karl Daxbacher, der legendäre Sportklub-Goalie Rudolf Szanwald und Stürmerstar Johann Pirkner – mittendrinnen unsere Christa.
Anfänge bei der Vienna
Zur Vienna kam die gebürtige Wienerin zum ersten Mal 1989, als sie mit der jungen Mannschaft der Wiener Berufsschulen die erste Frauensektion der Döblinger aufbaute. Dadurch stellte die Vienna als erste Bundesliga-Mannschaft Österreichs eine Frauensektion. Im weiteren Verlauf spielte das Team um Hainzl in der Frauen Bundesliga.
Sofort nach der Gründung stieg die Vienna unter Hainzl in die oberste Spielklasse der Frauenbundesliga ein. In der ersten Spielsaison belegte die Vienna noch Platz 11. Doch schon im darauffolgenden Jahr etablierte sich die Truppe von Christa Hainzl in der Bundesliga und wurde Fünfter. Der Höhepunkt wurde in der Saison 1991/92 erreicht, als die Vienna den vierten Platz belegte. Auf den Meister aus Linz, Union Kleinmünchen, fehlten damals nur sieben Punkte.
Die Erfolgsgeschichte der blau-gelben Frauensektion erlebte nur 1997 eine Unterbrechung, als es zur Abwanderung zu Hellas Kagran aus finanziellen Gründen kam. 2011 feierte die Sektion ihr Comeback auf der Hohen Warte. Der Wiederaufbau erfolgte langsam, dafür stetig und wieder unter der Leitung von Hainzl.
„Die Vienna ist bekannt für die gute Nachwuchsarbeit im Mädchenbereich. Einen großen Verdienst daran hat Christa Hainzl. Umso mehr freut es mich, dass ihre Leistungen um den Fußball nun auch mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurden. Mit ihrem beharrlichen Charakter hat sie es über Jahre geschafft, unter nicht immer einfachen Bedingungen das Schiff auf Kurs zu halten und uns mit der Frauensektion viel Freude zu bereiten.“ so Vienna-Vizepräsident Robert Hammerl.
Rückkehr zur Vienna 2011
Nach dem Neustart 2011 mit einer U11 und U15 Mannschaft wurden 3 erfolgreiche Mädchenteams und 2 Frauenteams aufgebaut. Das erste Frauenteam konnte sich wieder in die zweithöchste Liga des Landes hocharbeiten. Nur die Corona-Krise und der dadurch bedingte Meisterschaftsabbruch verhinderte den Aufstieg in die erste Bundesliga.
„Der Fußball war schon immer mein Leben und die Vienna ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin jetzt insgesamt 17 Jahre beim Verein – 30 Jahre insgesamt als Funktionärin im Fußball. 1989 haben wir die komplette Mannschaft des KSV der Wiener Berufsschulen übernommen. Dieses Team hatte ich damals aufgebaut. 2011 erfolgte der Neubeginn auf der Hohen Warte mit einer U11 und U15 Mädchenmannchaft. Einige Spielerinnen sind heute noch dabei. Das freut mich natürlich. Ich habe die Entwicklung der Mädchen immer gerne verfolgt und bin stolz auf alle Spielerinnen, die es in ein Nationalteam geschafft haben. Jetzt würde ich mir wünschen, dass wir in die erste Bundesliga aufsteigen. Das hätten wir uns verdient“, so Hainzl.
Und auch die neue sportliche Leiterin der Frauen Nina Burger ist voll des Lobes für die Aufbauarbeit die Christa geleistet hat: „Der Frauenfußball hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und mehr und mehr an medialer Bedeutung bekommen. Das Spiel mit dem Ball fasziniert Menschen jeglichen Alters, Buben wie mittlerweile auch Mädchen. Zum Glück auch in Österreich. Das spüren wir auch bei der Vienna. Christa hat auf der Hohen Warte großartige Aufbauarbeit und damit einen ganz wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag für die Positionierung des Frauenfußballs in Österreich geleistet.“
Die Vienna bedankt sich bei Christa für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Ausdauer - für die Vienna wie auch generell für den österreichischen Fußball! Ohne so starke Frauen wie unsere Christa wäre der Frauenfußball in Österreich nicht dort, wo er heute ist und um eine wichtige Facette ärmer. Wir hoffen darum, dass sie uns noch lange erhalten bleibt und wir noch viele schöne Erfolge mit ihr und unseren Mädels feiern dürfen.