Cupmärchen in Graz zu Ende gegangen
SK Sturm Graz : First Vienna FC 1894 1:0 (0:0)
Spiel des Jahres, die Gelegenheit sich vor Fernsehpublikum zu präsentieren, die Chance auf die große Cupsensation, jeder im Verein fieberte diesem Spiel entgegen. Schade, dass kein Publikum zugelassen war. Die Anspannung war förmlich zu spüren, im positiven Sinne. Die Aufstellung von Zellhofer war keine Überraschung, Steiner mit Kreuzhuber in der Innenverteidigung, an den Seiten defensiv Lenko und Baldia, davor Luxbacher und Grabovac, und natürlich unsere beiden erfahrenen 6er Stehlik und Toth. Vorne sollten Düzgün und Konrad den Aufbau des Gegners mit Pressing stören und für Akzente sorgen.
Stabiler Beginn
Bereits in der ersten Aktion war erkennbar, dass Sturm sich die Cupspiele der Vienna sehr wohl angesehen hatten. Dem Pressing von Konrad und Düzgün mit weiten Bällen entkommen, und dann die zweiten Bälle zu gewinnen war eines der Mittel. Damit konnte Sturm bereits in der ersten Minute eine gefährliche Situation erzeugen, die jedoch bereinigt werden konnte. Schon in der zweiten Minute ließ unser Team aber bereits erkennen, dass man keineswegs gewillt war, eine reine Abwehrschlacht zu liefern. Düzgün attackierte frech Keeper Siebenhandl, der in Bedrängnis den Ball ins Out beförderte. Den zu erwartenden Klassenunterschied konnte man in Folge in manchen Details erkennen. Sie versuchten mit Tempo über die Seiten zu spielen, wo sie zuweilen etwas Platz vorfanden. Die Bälle zur Mitte war aber sichere Beute unserer hervorragend positionierten Innenverteidiger. Nachdem die ersten Minuten recht problemlos über die Bühne gebracht werden konnten, hatte Konrad die erste Chance für die Vienna. Einen Freistoß von Lenko brachte der Stürmer per Kopf aufs Tor, jedoch zu direkt auf Tormann Siebenhandl.
Rote Karte für Toth
In der 15. Minute passierte die vielleicht spielentscheidende Szene. Toth, mit den Blick nur auf den Ball gerichtet traf mit hohem Fuß Balaj im Gesicht und wurde von Schiedsrichter Jäger ausgeschlossen. 75 Minuten in Unterzahl gegen einen Gegner drei Ligen höher, wie sollte das gut gehen? Die Antwort lieferte die Mannschaft mit viel Leidenschaft. Düzgün agierte fortan defensiver, mit enormer Laufbereitschaft versuchte das Blau-Gelbe Team die Räume trotz numerischer Unterlegenheit möglichst eng zu machen. Dass man in dieser Situation nur selten gefährlich in die Offensive gehen konnte war klar, den Matchplan mit Düzgün in offensiver Rolle musste man ja fallen lassen. Natürlich, Sturm kam in einigen Aktionen gefährlich vor das Tor, klare Torchancen ließ die Vienna aber nur wenige zu. Gefährlich wurde es vor allem dann, wenn sich Jantscher lösen konnte, der offensichtlich viele Freiheiten von seinem Trainer bekam und immer wieder auf anderen Positionen aufgetaucht war. In der 20. Minute rettete Kazan mit einer tollen Reaktion gegen Jantscher. In der 33. Minute hatte der Keeper mit einem Schuss von Kiteishvili wenig Mühe. In der 35. Minute wurde Jantscher mit einem schnellen Pass gut in Szene gesetzt, sein Schuss wurde von Steiner zur Ecke geblockt.
Torlos in die Pause
Sturm bemühte sich redlich um den Führungstreffer vor der Pause, die Vienna wusste sich geschickt zu wehren. Kazan verschaffte seinen Vorderleuten mit geschickten Verzögerungen die eine oder andere kurze Verschnaufpause. Es sah bereits nach einem torlosen Spielstand zur Halbzeit aus, da wäre fast noch ein Tor gefallen. Ein Schuss von Kuen sprang auf dem vor dem Tor holprigen Rasen tückisch vor Kazan auf, der Keeper konnte mit Mühe den Gegentreffer verhindern.
Nach der Pause kamen die Mannschaften vorerst unverändert aufs Feld. Jeder erwartete nun einen Sturmlauf der Heimelf, wie ihn ihr Trainer lautstark vorderte. Die erste Gelegenheit bot sich aber der Vienna. Eine Flanke von Lenko erwischte Konrad nicht wunschgemäß, der Ball rasierte über den Kopf des Stürmers. Jusic kam für Grabovac. Danach gab es die erwarteten Chancen für die Grazer. Ein wuchtiger Kopfball von Balaj flog am Tor vorbei, ein Freistoß von Kuen stellte letztlich keine Gefahr da. Mittlerweile war Jusic für Grabovac ins Spiel gekommen.
Jantscher bricht die Torsperre
Mittlerweile waren 60 Minuten gespielt, so mancher Grazer mag sich vielleicht bereits gedacht haben, dass es eigentlich ein Vorteil war, ohne Publikum zu spielen. Das bekannt kritische Grazer Publikum hätte sicher schon seinen Unmut geäußert. In der 63. Minute gelang Sturm ein sehenswerter Angriff, der letztlich spielentscheidend sein sollte. Nach Doppelpass mit Ljubic legte Kiteishvili ideal auf Jantscher auf, der den Ball nur mehr über die Linie schieben musste. Die Abseitsproteste der Blau-Gelben waren vergeblich, Jantscher war genau richtig von hinten gestartet.
Wer erwartete, dass nun die Vienna einbrechen würde, irrte. Sturm setzte nicht entsprechend nach, die Vienna nutzte dies und positionierte sich höher. Die Blau-Gelben kamen nun wieder öfters in die gegnerische Hälfte, aussichtsreich in den Strafraum kam man jedoch kaum. Freistöße in den Strafraum von Lenko sorgten zwar für Nervosität in der Grazer Verteidigung, zweimal kam Konrad auch zum Kopfball, in beiden Fällen traf er den Ball aber nicht voll.
Vergeblicher Kampf um den Ausgleich
In der 73. Minute kollidierte der aufgerückte Baldia mit Torhüter Siebenhandl und musste wenig später mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. In der gleichen Aktion säbelte Kiteishvili Steiner um. Die Gelbe Karte für den Übeltäter hätte bei dieser Aktion wohl auch eine andere Farbe haben können. Wie auch immer, den dafür verhängten Freistoß probierte Lenko direkt, verfehlte aber das Ziel.
In der 79. Minute traf Stehlik mit einem Schuss aus etwa 20 Metern das Außennetz. Kurz darauf erhielt der eben erst für Baldia eingewechselte Schneider die gelbe Karte, bei einem mutigen Vorstoß legte er sich den Ball zu weit vor. Der Versuch den Ball doch noch zu erreichen, endete mit einem Foul an Wüthrich. Nach einem Ballverlust der Döblinger im Mittelfeld kam Sturm nach längerer Zeit gefährlich vor das Tor von Kazan, Stehlik rettete vor Balaij noch zur Ecke.
In den letzten Minuten, es waren immerhin 5 Minuten Nachspielzeit angezeigt, mobilisierte die Vienna noch die letzten Kräfte, um doch noch den Ausgleich zu erzwingen. Die Vienna erarbeitete sich noch Freistöße im Mittelfeld, die Lenko in den Strafraum brachte. Gegen die kopfballstarken Verteidiger der Schwarz-Weißen konnten sich Konrad und Kurtisi letztlich nicht entscheidend durchsetzen. Dass sich dabei auch Kontermöglichkeiten für Sturm ergaben, nahm man in Kauf. Die beste vergab Hierländer, der alleine vor Kazan das Leder über das Tor jagte. Nach dieser Chance beendete der Schlusspfiff von Schiedsrichter Jäger die Cupträume der Vienna endgültig.
Die Vienna hatte sich mit einem engagierten Auftritt viele Sympathien erspielt, wie auch Kapitän Lenko nach dem Spiel sagte, jeder kann sich nach diesem Spiel in den Spiegel schauen. Mario Konrad hob den Teamspirit hervor. Trainer Zellhofer war ebenfalls stolz auf die Mannschaft, wenn auch er zu Beginn etwas zu viel Respekt sah, und klarerweise die Rote Karte das Spielkonzept über den Haufen geworfen hat.
Aufstellung Vienna: Kazan, Baldia (81. Schneider), Steiner, Kreuzhuber, Lenko; Toth, Stehlik, Luxbacher, Düzgün (86 Kurtisi), Grabovac (50. Jusic); Konrad
Torfolge: 1:0 Jantscher (63.)
Gelbe Karten für Vienna: Stehlik (76. Foul), Schneider (82. Foul)
Rote Karte: Toth (16. Foul)