First Vienna FC 1894 : Kapfenberger SV 1919 3:5 (0:2)
Sonntag Vormittag, ein ungewöhnlicher Termin für die Vienna Fans, nach den starken Regenfällen war es fast ein Wunder, dass überhaupt gespielt werden konnte. Auf ein kleines Wunder hofften die Fans nun auch in diesem Spiel. Kleines Wunder deshalb, da zahlreiche Ausfälle den Kader der Blau-Gelben dezimiert hatten, Trainer Zellhofer war zum Improvisieren genötigt. Nach dem tollen Cuplauf letzte Saison waren die Hoffnungen groß, auch diese Saison entsprechend Werbung für den Verein machen zu können. Der Gegner KSV 1919 aus der zweiten Liga hatte im Sommer ebenso einen großen Umbruch, dementsprechend rechnete man sich im Vorfeld auch seine Chancen aus.
Zahlreiche Ausfälle
Die Vienna begann durchaus selbstbewußt, versuchte von Beginn an, das Spiel in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Ein erster Pass auf Konrad gelang nicht perfekt, zudem war der Stürmer knapp im Abseits, eine Situation, die sich noch das eine oder andere Mal wiederholen sollte. Die Feinabstimmung passte noch nicht, so musste man sich vor dem Abspiel noch kurz orientieren, wo denn die Mitspieler sind. Diese Sekundenbruchteile, die dann zu dem Gegner die Gelegenheit gaben, den Aufbau zu stören. Die Vienna lief im zuletzt oft gesehenen 4-2-3-1 auf, in der Innenverteidigung mit Abazovic und Baldia vor dem jungen Torhüter Jäger. Auf den Außenpositionen Bumbic und Strasser. Somit eine vollkommen improvisierte Defensivvariante, davor auf den 6er Positionen die Brüder Luxbacher. Konrad im Sturm sollte von Bacher in der Mitte und von den Seiten durch Schimandl und Edelhofer unterstützt werden.
In den ersten 10 Minuten ereignete sich nichts Aufregendes, eine Flanke von Bumbic war deutlich zu weit, die Versuche in den Strafraum einzudringen wurde von Kapfenbergs Dreierkette abgefangen. Von den Gästen war offensiv bis dahin gar nichts zu sehen, da war durchaus Respekt vor der Vienna erkennbar. In der 13. Minute deuteten die Steirer erstmals ihre Gefährlichkeit an. Mit einem Pass wurde die schlecht abgestimmte Abwehr der Vienna überspielt. Bajrektarevic spielte auf Sarac auf, Bumbic konnte noch in letzter Sekunde den Schuss blocken.
Unglücklicher Rückstand
In der 17. Minute passierte dann ein weiteres Missgeschick, nach einem weiten Abschlag von Kapfenbergs Keeper spielte Abazovic zurück auf Jäger. Bajrektarevic attackierte den Keeper sofort, der unter Druck nur mehr einen schlechten Abschlag Richtung Strasser spielen konnte. Hier war aber Puschl aufmerksam, erlief den Ball und schob alleine vor Jäger das Leder zur Führung der Gäste ins Netz.
Die Vienna wirkte nicht geschockt, bemühte sich weiterhin um das Spiel, besonders Bacher bemühte sich mit viel Laufarbeit, vorerst aber wenig effektiv. Klare Chancen konnten jedenfalls vorerst nicht herausgespielt werden. Im Gegensatz dazu hatte Kapfenberg die große Chance in der 25. Minute. Ein schneller Vorstoß auf der rechten Seite über Puschl, Eloshvili und Sarac. Letztlich vergab Puschl freistehend mit einem Schuss neben das Tor.
Kurz darauf war Jäger gefragt, als Bajrektarevic nach einem Ballverlust von Luxbacher auf der linken Seite entlang der Toroutlinie Richtung Tor zog. Jäger klärte zur Ecke. Auch diese konnte der junge Keeper souverän bereinigen. Die Vienna antwortete mit einem Angriff über die rechte Seite, schön und schnell vorgetragen, der letzte Pass war jedoch einmal mehr zu weit. Danach probiertes Edelhofer mit einem Schuss aus der Distanz, der Ball flog über das Tor.
Anfängliche Abstimmungsprobleme behoben, dennoch weiterer Gegentreffer
Konrad hatte gegen den großen Cetina einen schweren Stand, versuchte sich zeitweilig der Bewachung dadurch zu entziehen, dass er sich ein wenig mehr ins Mittelfeld orientierte. Dabei handelte er sich bei einem Zweikampf auch eine gelbe Karte ein. Ärgerlich war eine völlig falsche Abseitsentscheidung gegen Schimandl, der sich auf der linken Seite lösen konnte. Die Vienna kam nun öfters gefährlich vor das Tor, schön langsam stellten sich die Spieler aufeinander ein. So spielte Bacher gut auf Bumbic, dessen Ball zur Mitte aber von Torhüter Giuliani abgefangen wurde.
Ausgerechnet in dieser Phase wurde ein Ballverlust im Mittelfeld bestraft. Eloshvili schickte Puschl, der den Ball überlegt an dem Keeper vorbei zum 0:2 ins Netz schob.
Auch dieser Gegentreffer schockte die Vienna nicht, Bacher hatte nur 3 Minuten später den Anschlusstreffer am Fuß, nach einem Angriff über die linken Seite kam er im Strafraum zum Schuss, den Keeper Guiliani mit Mühe parierte. Kurz darauf wurde Edelhofer in aussichtsreicher Position wegen Abseits zurückgepfiffen. Der nächste Versuch über die rechte Seite funktionierte schon deutlich besser, nach toller Vorarbeit von Strasser scheiterte Bacher am Keeper.
Rote Karte für Kapfenberg
Knapp vor Ende der ersten Hälfte eroberte Bacher mit Pressing den Ball von Kapfenbergs Kapitän Grgic. Der Kapfenberger konnte Bacher nur mehr regelwidrig am Weg zum Tor stoppen, die logische Folge, Rote Karte wegen Verhinderung einer Torchance. Der Freistoß von Luxbacher flog weit über das Tor.
Mit Schwung und Mut aus der Kabine
Wechsel gab es zur Pause keine, wohl aber kleine Umstellung bei der Vienna. Edelhofer nahm in der zweiten Hälfte eine zentrale Rolle, teilweise als zweiter Stürmer neben Konrad ein, Bacher wechselte auf die rechte Seite. Kapfenberg begann die zweite Hälfte angesichts der numerischen Schwächung sehr defensiv, die Vienna übernahm sofort die Kontrolle und machte Druck. Es dauerte keine Minute, bis die belohnt wurde. Bacher zirkelte von der rechten Seite eine Flanke in die Mitte, ein wenig von Cetina verlängert, auf Konrad. Der Stürmer ließ sich nicht lange bitten, der Anschlusstreffer war gelungen.
Vienna dreht das Spiel
Die Vienna wollte diesen Schwung nun mitnehmen und den Druck hochhalten. Mehrere Unterbrechungen aufgrund kleinerer Verletzungen stoppten den Spielfluss ein wenig. In der 55. Minute gelang wieder ein guter Angriff. Dieses Mal kam der Vorstoß über die linke Seite, Bumbic von Schimandl perfekt in Szene gesetzt mit dem Stanglpass, einmal mehr stand Konrad goldrichtig. Der vielumjubelte Ausgleich!
Die Vienna hatte nun die beste Phase in diesem Spiel, Kapfenberg verteidigte zum Teil mit einer 5er Kette um die Vorstöße über die Seiten in den Griff zu bekommen. Dennoch schaffte es die Vienna immer wieder gefährlich vor das Tor zu kommen. Wie in der 62. Minute, Edelhofer nach einem schönen Pass auf der Tiefe auf der rechten Seite angespielt, sein idealer Pass auf Daniel Luxbacher wurde letztlich mit dem 3:2 belohnt.
Freude währt nur kurz
Leider währte die Freude nur kurz, Jäger agierte bei einem Rückpass aus dem Mittelfeld zu zögerlich, suchte vergeblich nach einer Anspielstation letztlich prallte dann aber sein Abschlag vom attackierenden Eloshvili zum 3:3 ins Tor.
Nun versuchte Kapfenberg die Verunsicherung zu nutzen, ein Schuss von Staber aus der zweiten Reihe verfehlte jedoch das Ziel. Auch die Vienna agierte weiterhin mutig nach vorne, erneut kam Edelhofer im Strafraum an den Ball, der Schuss fiel jedoch zu schwach aus. Kurz darauf probierte es Bacher auf der rechten Seite, der Ball flog an der kurzen Ecke vorbei.
Kapfenberg mit dem längeren Atem
Bei der Vienna kam in der 73. Minute Szotkowski für Edelhofer, viel mehr Wechseloptionen hatte Trainer Zellhofer nicht mehr. Hier hatte der KSV klar die Nase vorn, wie ein dreifachtausch in der 80. Minute bewies. Der Vienna konnte man nun die harte Vorbereitungswoche ein ansehen, die Angriffe wirkten weiterhin bemüht, es fehlte aber schon der Nachdruck.
Diese Müdigkeit war wohl auch beim 3:4 sichtbar. Abazovic stolpert über den Ball, Kordic schnappte sich das Leder, spielte auf Hassler, der trotz Bedrängnis durch Strasser den Ball an Jäger vorbeispitzeln konnte. Die endgültige Entscheidung kam nur wenig später, als Kordic einen Freistoß aus etwa 30 Meter Entfernung in die Kreuzecke zirkelte.
Auch in der Nachspielzeit bemühte sich die Vienna noch, natürlich merkte man aber die Enttäuschung. Die nötige Kraft und Entschlossenheit für einen erfolgreichen Angriff fehlte, der Aufstieg der Gäste kam nun nicht mehr in Gefahr.
Trotz aller Enttäuschung über das Ausscheiden aus dem Cup und dem Ärger über so manchen Fehler, zahlreiche gute Szenen sind ein Versprechen für die Meisterschaft. Immerhin hat man trotz der Absenz von 9 Spielern einen Verein aus einer höheren Liga voll gefordert.
Aufstellung Vienna: Jäger; Strasser, Baldia, Abazovic, Bumbic; Luxbacher Daniel, Luxbacher Bernhard; Edelhofer (73. Szotkowski), Bacher, Schimandl (87. Hajric); Konrad
Torfolge: 0:1 Puschl (17.); 0:2 Puschl (37.); 1:2 Konrad (46.); 2:2 Konrad (56.); 3:2 Luxbacher Daniel (62.); 3:3 Eloshvili (64.); 3:4 Hassler (85.); 3:5 Kordic (88.)
Naturarena Hohe Warte, 943 Zuschauer