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Mark Dobrounig – ein Trainer mit vielen Kompetenzen

26. Januar 2023 | Frauen zur Übersicht >

Mark Dobrounig – ein Trainer mit vielen Kompetenzen

Für ein Gespräch mit Mark braucht man Kondition. Man kommt mit dem Schreiben nicht nach, denn auf seinem Typenschein sind viele Berufe eingetragen: Motion Designer, Videoanalyst, Fußballer und Trainer. Seit Juli 2022 ist Dobrounig Cheftrainer der Vienna-Frauenmannschaft. Und das mit viel Begeisterung. Eine Rundfrage bei seinen Girls ergab: Mark ist lässig, kompetent und sympathisch.

Du warst viele Jahre im Team der Rockband von Jon Bon Jovi. Warum jetzt Fußball?

Mark: Beruflich habe ich eine Ausbildung in Informatik an einer HTL in Wien gemacht. Danach habe ich bei Jon Bon Jovi als Video Content Creator angedockt und war mehrmals mit der Band auf Welttournee.

Aber Fußball war nie nur mein Seitenfach. Ich spielte bis zum 20. Lebensjahr bei Rapid und bis 2019 bei etlichen Vereinen im Wiener Umfeld. Nach dem Ende bei der Rockband ist Fußball mein Lebensmittelpunkt geworden. Meine große Leidenschaft. Und die versuche ich auch auf die Mädels zu übertragen.

Hast Du Deine Kompetenzen in Multimedia gänzlich ad acta gelegt?

Mark: Nein. Ich bin ja auch im Staff der österreichischen Nationalmannschaft und arbeite bei den U19-Frauen als Videoanalyst. Ich nehme Trainings und Spiele auf, bereite Halbzeitanalysen für die Pausenbesprechungen auf und stelle meine Expertise für die Gegner- und Spielanalysen zur Verfügung. Das macht mir großen Spaß, und von dieser Arbeit profitiere ich auch für meine Trainertätigkeit.

Wie bist Du zur Vienna gekommen?

Mark: Eines Tages hat mich der Verein kontaktiert und zu einem Gespräch eingeladen. Ich war bereits als Trainer im Nachwuchsbereich tätig und hatte meine Erfahrungen bei Austria, Rapid und Admira gesammelt. Der Austausch war sehr gut mit den Verantwortlichen, und bald darauf wurde ich für die Frauen-Kampfmannschaft der Vienna engagiert.

Was schätzt Du bei der Arbeit mit Spielerinnen?

Mark: (Denkt lange nach) Frauen sind enorm lernfähig, wissbegierig und offen für Neues. Sie hören bei Anleitungen aufmerksam zu, bemühen sich um die Umsetzung und sind keine Besserwisser. Auch habe ich den Eindruck, dass wir Trainer als Autoritäten hohe Anerkennung beim Frauenteam haben. Trotz allem Ernst, den der Meisterschaftsbetrieb mit sich bringt, kommt auch die Freude an der täglichen Arbeit nie zu kurz.

Die meisten Trainer wünschen sich, eine Männer-Mannschaft zu coachen? Ist das nicht auch Dein Ziel?

Mark: Nicht unbedingt. Ich schreibe Frauen hohes Potential für den Fußballsport zu und bin sicher, dass der Frauenfußball eine große Zukunft hat. Dazu hat sicher auch die Europameisterschaft beigetragen. Trainer einer Frauenmannschaft zu sein ist keine Sackgasse, denn man kann dabei viel lernen. Natürlich ist mein Ziel, später einmal eine Profimannschaft zu trainieren. Ob das Männer oder Frauen sind, ist nicht so wichtig.

Gibt es noch eine andere Sportart, die Dich interessiert?

Mark: Sehr interessant finde ich American Football. Der Grundgedanke des Spiels ist dem Fußball ähnlich, nämlich Raum zu gewinnen und in die Endzone zu kommen. Es gibt eine Unmenge an Spielzügen und daher geht es auch wie beim Fußball um Taktik. Natürlich fasziniert mich bei Football auch die Athletik und die Physis.

Hast Du als Trainer eine bestimmte Philosophie?

Mark: Ja natürlich, ich würde es aber Spielweise nennen. Das Credo ist, den Ball in der Mannschaft zu halten, Räume zu suchen und zu schaffen und schnell vor das Tor zu kommen. Dabei spielt Pressing und Flexibilität eine Rolle. Das ist bei allen Mannschaften im Verein die Philosophie.

Die Frauen trainieren viermal in der Woche, und bei allen Einheiten wird mit dem Ball gearbeitet. Die Arbeit an der Kondition und das Krafttraining sind ohnedies fixe Bestandteile des Wochenplans. Dass die Arbeit in guten Bahnen verläuft, zeigt schon allein, dass mehrere unserer Spielerinnen für die U19-Nationalmannschaft nominiert sind. Auch haben schon Spielerinnen über uns den Sprung in den A-Team-Kader von Irene Fuhrmann geschafft.

Was ist für die Frühjahrsmeisterschaft zu erwarten?

Mark: Für mich stehen wir mit dem Frauenteam noch nicht dort, wo wir hingehören. Vor Beginn der Meisterschaft hatten wir nur vier Wochen Vorbereitungszeit, und manche Spiele verliefen nicht gerade glücklich. Das darf aber keine Ausrede sein.

Ich sehe, dass wir schon eine gute Balance von Verteidigung und Angriff entwickelt und die neue Spielweise verinnerlicht haben. Nun geht es darum, an den Details zu schrauben und an der Zielstrebigkeit zu arbeiten. Die Intention muss sein, nicht nur in den gegnerischen Strafraum zu kommen, sondern dort auch mehr Tore zu schießen. Daran hat es gefehlt. Wenn das gelingt, werden wir die Meisterschaft im oberen Tabellendrittel beenden. Das wünsche ich meinen Spielerinnen, dem Verein und auch dem Trainerteam.

Was bedeuten die Abgänge der beiden Leistungsträgerinnen Livia Brunmayr und Sarah Mattner für das Team?

Mark: Die Abgänge von Livia und Sarah sind zunächst eine Auszeichnung für die Arbeit aller Personen im Verein und eine Bestätigung der Ausbildung der Vienna. Sportlich waren beide Spielerinnen ein essentieller Baustein über die letzten Jahre. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass nun die Möglichkeit besteht den anderen Spielerinnen die Plattform zu bieten sich genauso ins Schaufenster zu spielen und diese Entwicklung zu nutzen. Ich und der gesamte Verein wünschen Sarah und Livia das Allerbeste und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Karriereweg.

Die Ambitionen des Vereins bleiben trotz der Abgänge unverändert. Wir werden Schritt für Schritt die Entwicklung des Frauenfußballs weitergehen, mit einem klaren und strukturierten Plan. Mit unserem Nachwuchs haben wir ein solides Fundament, das uns noch viel Freude bereiten wird.

Wie geht es Dir persönlich?

Mark: Oh, da muss ich jetzt nachdenken … Für mich sind die Gesundheit und eine gute Work-Life-Balance wichtig. Das passt derzeit sehr gut. Ich freue mich, demnächst den A-Lizenztrainerkurs abzuschließen und fühle mich bei Vienna sehr gut eingebunden. Wir sind ein tolles Team, und der Spirit im Verein ist gut und motivierend. Für mich könnte die Meisterschaft eigentlich schon beginnen.

Das Interview mit Mark Dobrounig führte Herbert Winkler