Ausstellungseröffnung „Superjuden"
Im Jüdischen Museum Wien wurde gestern die Ausstellung „Superjuden: Jüdische Identität im Fußballstadion“ feierlich eröffnet. Das Museum beleuchtet die bisher wenig bekannte jüdische Geschichte fünf prominenter Wiener und europäischer Fußballvereine: First Vienna FC 1894, FK Austria Wien, FC Bayern München, Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur FC.
Gleichzeitig nimmt Superjuden die Fanszene in den Blick und zeigt, wie jüdische und nichtjüdischen Anhänger*innen das jüdische Erbe ihres Klubs auf unterschiedliche Weise aufgreifen. Die Ausstellung macht erfahrbar, dass jüdische Geschichte überall eingeschrieben ist und uns daher alle etwas angeht.
Die Vienna und Hauptsponsor UNIQA beteiligten sich als Partner an der Ausstellung, bei der auch die jüdische Geschichte der Vienna beleuchtet wird. Vienna Präsident Kurt Svoboda war einer der Eröffnungsredner der Ausstellung und hofft, dass mit der Ausstellung ein positiver Beitrag geleistet werden kann:
„Die jüdischen Funktionäre des First Vienna Football-Club 1894 spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Vereins einerseits und des österreichischen Fußballs andererseits. Das Bewusstsein für die jüdische Vergangenheit der Vienna wurde im letzten Jahrzehnt dank des Bemühens engagierter Vereinsmitglieder und Fans entwickelt. Es freut mich persönlich daher ganz besonders, dass im Rahmen der Ausstellung „Superjuden. Jüdische Identität im Fußballstadion" im Jüdischen Museum Wien eine Auseinandersetzung mit den jüdischen Anteilen des ältesten Fußballvereins Österreichs stattfindet und hoffe das damit ein positiver Beitrag zu diesem wichtigen Thema gegeben werden kann.“
Die von Agnes Meisinger und Barbara Staudinger kuratierte Ausstellung ist bis einschließlich 14.Jänner 2024 im Jüdischen Museum Wien zu sehen.
Wien als Nabel der europäischen Fußballwelt
Wien war einst ein Zentrum des europäischen und jüdischen Fußballs. Der SC Hakoah schrieb in der Zwischenkriegszeit eine Erfolgsgeschichte als zionistisch geprägter Verein. Doch auch andere Wiener und europäische Mannschaften haben eine „jüdische Geschichte“ – mit jüdischen Funktionären, Trainern und Spielern, die ihre Erfolge prägten. Anhand der Geschichte ausgewählter Fußballklubs fragt die Ausstellung, was diese Klubs „jüdisch“ macht und diskutiert ihre jüdische Identität.
Fankultur und die Aneignung jüdischer Attribute
Die Ausstellung betrachtet nicht nur die Geschichte der Klubs, sondern legt einen Fokus auf die Fankultur im Fußballstadion als Ort der Identitätsbildung. Die großteils nichtjüdischen Fangruppen „Superjoden“ (Ajax) und „Yid Army" (Tottenham) eignen sich eine jüdische Identität an, um antisemitischen Attacken gegnerischer Fans zu begegnen, „Partisan*Rothschild“ (Vienna) greift selbstbewusst den jüdischen Gründungsmythos des Vereins auf, die „Schickeria“ Bayern Münchens machte das Gedenken an Kurt Landauer groß, während die jüdische Fangruppierung der Wiener Austria ihre jüdische Identität feiert. Wie es um das Bewusstsein für die jüdische Geschichte in den Vereinen steht, wird ebenso thematisiert wie die Fortschreibung antisemitischer Vorurteile bis in die Gegenwart.
First Vienna FC 1894
Der First Vienna Football-Club 1894 ist als ältester Fußballverein Österreichs mit seinen Klubfarben Blau-Gelb mit dem Haus Rothschild verbunden. Bereits die Gründung des Klubs auf der Hohen Warte wurde finanziell von Nathaniel Mayer Freiherr von Rothschild unterstützt. Er und viele jüdische Funktionäre prägten die Geschichte des Vereins, der sich in der Zwischenkriegszeit zu einem Spitzenklub entwickelte und auch auf europäischer Ebene Erfolge feierte.
In den vergangenen Jahren begannen Verein und Fans, sich mit den Biografien jüdischer Mitglieder der Vienna auseinandersetzen. Das Fankollektiv „Partisan*Rothschild“ beruft sich in seiner Namensgebung und Symbolik auf das jüdische Erbe des Klubs.
Weitere Informationen unter www.jmw.at oder info@jmw.at.