Special Needs Team peilt den Sieg im UNIQA Panther-Cup an
Es ist Mittwoch, und es hat 31 Grad. Auf dem Trainingsplatz der Hohen Warte machen 18 Fußballer Schussübungen. Es sind auch zwei Frauen dabei. Der Ball und der Schmäh laufen. Alter und technisches Können der Kicker sind unterschiedlich, die Leidenschaft nicht. Freude und Begeisterung beim Fußballsport erleben alle Menschen gleich. Egal, ob sie Primgeiger in einer Kampfmannschaft oder Dribbelkünstler im Special Needs Team sind. Seit 2018 gibt es bei Vienna dieses Team mit besonderen Ansprüchen. Es ist gekommen, um zu bleiben.
„Menschen mit kognitiven Einschränkungen verhalten sich beim Fußballspielen nicht anders als Spieler ohne Behinderung. Sie jubeln, schimpfen, zicken, sind frustriert und freuen sich genauso wie wir alle. Ich arbeite gerne mit ihnen“, sagt Gerhard Entrich. Er ist der Cheftrainer der Special Needs Mannschaft, geprüfter Ausbildungstrainer und Bundeslandkoordinator bei Special Olympics Wien.
Zweimal in der Woche ist Training. Einmal in Döbling und einmal in der Donaustadt. Vier Trainer und eine Trainerin arbeiten ehrenamtlich und mit Herzblut mit der Truppe. Sie sind nicht nur Coaches, sie sind auch Freunde, Seelentröster und manchmal auch Sachwalter. Am Platz herrscht familiäre Atmosphäre. Trotzdem verläuft das Training nicht im Schonwaschgang. Techniktraining ist genauso dabei wie Konditionstraining. Das macht sich bezahlt.
Silbermedaille bei einem Turnier in Malta
Das Special Needs Team der Vienna spielt bei nationalen und internationalen Matches in der Königsklasse. Beim heurigen länderübergreifenden Turnier in Malta, an dem 12 Nationen teilnahmen, belegte Österreich den imponierenden zweiten Platz. Die österreichische Nationalmannschaft war ident mit dem Team von Vienna.
„Sport ist für unsere Spieler und Spielerinnen nicht nur eine körperliche Betätigung. Beim Fußballspielen wird der Teamgeist, die Toleranz, das konsequente Handeln und vor allem die Selbstsicherheit geschult“, analysiert Jennifer Entrich ihre Trainerarbeit. Sie behauptet das nicht nur, sie kann das auch mit ihrer Bachelorarbeit belegen. Wie sagte schon der alte Grieche Euripides: In ungezählten Mühen wächst das Schöne.
Am Ende des Abendtrainings wird ein „Kickerl“ gemacht. Ein internes Match, bei dem die Coaches auch mitspielen. Es ist die Auslese gleichermaßen vertreten wie die Spätlese. Man spielt auf kleinem Feld mit kleinem Tor. Ein Spiel dauert in der Regel zweimal 10 Minuten. Es gibt einen Tormann oder eine Torfrau und vier Feldspieler. Das Spiel verläuft turbulent, aber fair. Weder gebärdet sich jemand als Strafraumkobra noch als Egoist mit eigener Postleizahl. Vier Tore fallen, das Ergebnis ist belanglos.
„Ich mag diese Mannschaft“
Anil Keskin fällt besonders auf. Mit seiner Technik, seiner Ballführung und seinem Schuss. Er arbeitet als Koch bei Jugend am Werk und spielt seit der Kindheit Fußball. Dass er – wie seine Teamkameraden - Pech in der Schicksalslotterie des Lebens hatte, fällt nicht auf. Über seine Behinderung jammert er nicht.
„Ich mag diese Mannschaft, sie liegt mir am Herzen. Man wollte mich schon einmal abwerben, aber die Vienna ist mein Lieblingsverein. Unser Trainer ist ein toller Motivator und sehr kompetent. Deshalb spiele ich gerne im Special Needs Team mit“, sagt mir Anil in den Notizblock.
Gerhard Entrich lobt die Zusammenarbeit mit dem Verein. Die Vienna unterstützt das Team bei der Ausrüstung, mit einem Reisebus oder bei Präsentationen. Es ist eine Zusammenarbeit, die auch dem Image des Klubs dient. Eigentlich sollte jeder Bundesligaklub eine Special Needs Mannschaft führen müssen. Es wäre an der Zeit, das in die Bundesverfassung zu schreiben.
„Wir werden den UNIQA Panther-Cup Ost gewinnen“
Das nächste Ziel des Teams ist die Teilnahme am letzten Turniertag des UNIQA Panther-Cups. Der Event ist im Fußballbereich die größte Veranstaltung von Special Olympics Österreich. Es ist ein Kleinfeldturnier mit 18 Mannschaften und Schiedsrichtern des ÖFB. Vienna stellt in den zwei höchsten Leistungskategorien je eine Mannschaft.
„Wir werden den Cup gewinnen“, ist Gerhard überzeugt und Jennifer pflichtet ihm bei. Die Veranstaltung erstreckt sich über vier Tage und wird im Turniersystem ausgetragen. Der Showdown wird am 7. September 2023 den ganzen Tag in Döbling über die Bühne gehen. Für treue Vienna-Anhänger ist es sowieso Ehrensache, an diesem Tag auf der Hohen Warte vorbeizuschauen.