Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke musste sich unsere in Teilen neuformierte Mannschaft erstmals in einem Bewerbsspiel beweisen und gewann bei Siemens Großfeld mit 3:1 (0:0). Die Elf von Trainer Hlinka konnte in der Vorbereitung phasenweise schon mit gutem Spiel auf sich aufmerksam machen, man war gespannt wie dies nun in der Meisterschaft umgesetzt werden konnte. Für viele Beobachter etwas unerwartet war die Formation unserer Abwehr, denn da stand nicht Krisch im Zentrum, sondern Neuzugang Rauchecker und der jungen Strasser bildeten die Innenverteidigung, an den Seiten unterstützt von Kapitän Lenko und Korkmaz. Auf den 6er Positionen wurde auf Routine gesetzt, hier agierten Krisch und Kindig, davor sollte Babic die Akzente im zentralen Mittelfeld setzen an den Seiten begannen Demic und Orgolitsch, Kurtisi war in diesem 4-2-3-1 die Sturmspitze.
Verhaltener Beginn
Die ersten Minuten waren von Vorsicht gekennzeichnet. Schnell war ersichtlich, dass die Heimelf auf eine kompakte Defensive setzte und die Räume eng machte. Somit ergab sich vorerst kein Weg vor das Tor, die Versuche mit weiten Bällen hinter die Abwehr zu kommen, funktionierten nicht. Die erste Torchance für die Vienna entstand trotzdem aus so einem weiten Ball, den Lazar mit dem Kopf über seinen herauseilenden Keeper hob, das eigene Tor aber knapp verfehlte. Den Eckball konnte Siemens-Großfeld problemlos verteidigen.
Die meist mit Direktspiel durch die Mitte vorgetragenen Angriffe der Vienna brachten selten gute Abschlusspositionen, da einerseits das energische Abwehrverhalten der Heimelf wiederholt zu Ballverlusten führte, andererseits versuchte Kurtisi sich im Aufbau einzubringen, damit fehlte dann jedoch die Anspielstation in der Spitze, Positionsrocharden, die man letzte Saison von ihm und Todoroski gewohnt war, vermisste man in dieser Phase. So war es weiter nicht verwunderlich, dass die nächste Chance aus einem Freistoß resultierte. Kindig war gefoult worden, Kurtisi setzte das Leder knapp am Tor vorbei.
Die vielleicht beste Chance der ersten Hälfte vergab Kurtisi in der 16. Minute. Er fing einen missglückten Abschlag von Torhüter Brunner ab, der Schlussmann konnte aber seinen Fehler ausbessern, mit viel Einsatz fing er den etwas überhasteten Schuss noch ab.
Teils ruppige Zweikämpfe blockieren den Spielfluss
Das Spiel wollte nicht so recht in Fahrt kommen, im Gegenteil es wurde zusehends zerfahrener, das teils rustikale, vom Schiedsrichter tolerierte, Zweikampfverhalten der Floridsdorfer behagte unserem Team gar nicht. Vor allem nachdem Lenko von Cocker mit dem Fuß voll im Gesicht getroffen worden war, konnte man die Verunsicherung förmlich spüren. Jiri versuchte zwar danach noch weiter zu spielen, musste aber in der 37. Minute doch durch Limani ersetzt werden. Mit Verdacht auf einen Jochbeinbruch wurde Lenko zur Kontrolle ins Spital gebracht, wo eine Gehirnerschütterung festgestellt wurde. Limani positionierte sich nun auf der rechten Seite, Korkmaz übernahm die Position von Lenko.
Die letzten Aufreger vor der Pause waren weitere mehr schmerzhaft als herzhaft geführte Zweikämpfe sowie eine völlig unverständliche Entscheidung des Schiedsrichters, der ein deutlich erkennbares Handspiel negierte. Torchancen blieben indes Mangelware, lediglich Kurtisi versuchte nach einem weiten Ball vor den Strafraum den Keeper per Kopf zu überhaben, dies misslang jedoch.
Fazit zur Halbzeit, es war nicht nur heiß sondern auch hitzig, unsere Elf und unsere Fans mussten kühlen Kopf bewahren und geduldig sein. Zudem war die Mannschaft auch gefordert, das Spiel über die Seiten zu forcieren.
Die ersehnte Führung knapp nach der Pause und zwei Stangentreffer
Bevor man sich noch von einer Steigerung in der zweiten Hälfte überzeugen konnte, galt es eine Schrecksekunde zu überstehen, denn kaum war das Spiel wieder im Gange kam Bijeljinac am Sechzehner frei zum Schuss. Unser Mittelfeld stand schlecht sortiert auf einer Linie hinter den Spielern von Großfeld und bot somit nur risikoreiche Optionen, der Fehlpass aus der Abwehr war eine nahezu logische Folge, der Stürmer der Floridsdorfer wurde schnell angespielt, letztlich verfehlte der scharfe Schuss aber sein Ziel.
Dies kam einem Weckruf gleich, denn praktisch im Gegenzug fiel der ersehnte Führungstreffer. Mit einem schönen Wechselpass von Strasser auf die linke Seite öffnete die Vienna das Spiel, schaffte Räume in der Mitte, welche Kurtisi mit einem feinen Zuspiel auf Kindig auch nutzten konnte. Der Mittelfeldspieler schloss die Aktion überlegt ab.
Nun wurde tatsächlich mehr über die Seiten agiert, was die Heimelf vor Probleme stellte, zu einigen gefährlichen Situationen führte und auch weitere Freistöße einbrachte. Einen dieser Freistöße zirkelte Kurtisi von links an die Stange, den Abpraller brachte ein Verteidiger mit Mühe am eigenen Tor vorbei ins Torout. 6 Minuten später scheiterte Kurtisi abermals mit einem Freistoß an der Torumrandung, diesmal prallte der Ball von der Latte zurück auf den Kopf von Kindig, der jedoch über das Tor köpfte.
Die Spieler von Großfeld mussten ihrem Einsatz bei der Hitze sichtlich Tribut zollen, wirkten nun keineswegs mehr so energisch und waren mit den Verteidigungsaufgaben ausgelastet, Gegenangriffe gab es trotz des Rückstandes so gut wie keine, sieht man von einem Vorstoß in der 66. Minute ab, Chiste eilte aus dem Tor und war einen Tick schneller als der eingewechselte Günes.
Kurtisis Doppelpack sicherte die drei Punkte
Weitere Chancen der Vienna folgten, die Hereinnahme von Van Zaanen für Orgolitsch verlieh auch der rechten Seite mehr Schwung. Über diese Seite erfolgte auch der Aufbau zum zweiten Tor der Vienna. Limani bediente Kurtisi, der in der 78. Minute wohl für die Vorentscheidung sorgte.
Die Vienna konnte nun das Spiel in Ruhe zu Ende führen, für ein Aufbäumen fehlte dem Gegner die Kraft, sie versuchten vor allem weitere Tore zu verhindern, was auch dank ihres Torhüters gelang, Brunner konnte sich bei Schüssen von Van Zaanen, Demic und Pantic auszeichnen, ein Volley von Kurtisi nach einem Eckball flog über das Tor.
In der 87. Minute konnte Kurtisi doch noch über sein zweites Tor jubeln, für diesen Treffer durfte sich Kindig ebenso feiern lassen, denn er bewies in dieser Situation einmal mehr seinen enormen Aktionsradius als er auf der linken Seite einen weiten Ball noch erlaufen konnte und das Leder mit toller Übersicht Kurtisi perfekt servierte.
In der Nachspielzeit kam die Heimelf durch einen Elfmeter noch zum Ehrentreffer, in Erwartung des Schlusspfiffs ließ die Konzentration nach, ein unnötiger Ballverlust resultierte in einem Zweikampf zwischen Strasser und Günes im Strafraum. Den dafür diktierten Penalty verwertete Günes trocken. Es war dies auch die letzte Aktion in diesem Spiel.
Es war eine deutliche Steigerung in der zweiten Hälfte, mit besserer Raumnutzung und beweglicherem Positionsspiel sowie der konditionellen Überlegenheit bei den hohen Temperaturen konnte die Vienna ihre technische Überlegenheit nach der Pause erfolgreich umsetzen und verdient die ersten 3 Punkte erobern.
Aufstellung Vienna: Chiste; Lenko (37. Limani), Rauchecker, Strasser, Korkmaz; Krisch, Kindig; Demic, Babic (81. Pantic), Orgolitsch (66. Van Zaanen); Kurtisi
Torfolge: 0:1 (47.) Kindig; 0:2 (78.) Kurtisi; 0:3 (87.) Kurtisi; 1:3 (90.+3 Elfmeter) Günes
Gelbe Karten für Vienna: Kurtisi (20. Unsportlichkeit), Krisch (57. Foul), Van Zaanen (78. Kritik), Strasser (90.+3, Unsportlichkeit)
Siemens Platz, 320 Zuschauer