FavAC vs. First Vienna FC 1894 1:2 (1:0)
Der mit Spannung erwartete Auftakt der Wiener Stadtliga lockte bei prachtvollem Fußballwetter 800 Zuschauer auf die altehrwürdige Heimstätte des FavAC. Mit diesem Zuschauerzuspruch hatte man scheinbar nicht gerechnet, angesichts der langen Schlange vor dem Eingang wurde das Spiel etwa 10 Minuten später angepfiffen. Es war so etwas wie ein gut inszenierter Spannungsaufbau in einem Krimi, die Stimmung knisterte förmlich, die Anhänger beider Clubs waren in bester Stimmung, es herrschte richtiggehend Derbystimmung.
Bei der Vienna begann Hendl im Tor, die Qual der Wahl auf dieser Position wurde Peter Hlinka insofern vereinfacht, als Kazan krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte. Die restliche Aufstellung bot die eine oder andere Überraschung, insbesondere dass mit Kurtisi, Konrad und Patricio alle drei Stürmer von Beginn an spielten. Patricio positionierte sich dabei auf der rechten Seite vor Fucik, links begannen wie gewohnt Lenko und Korkmaz. Das Mittelfeld wurde von Kindig und Babic gebildet, in der Innenverteidigung starteten Katzer und Bartholomay.
Defensiv, kämpferisch orientierter Gegner
Das Spielfeld wirkte auf den ersten Blick leicht ramponiert, dieser Eindruck sollte sich rasch bestätigen, bei flach gespielten Bällen vollführte das Spielgerät wiederholt unvorhersehbare zumeist vertikal orientierte Richtungsänderungen. Dementsprechend war es wenig verwunderlich, erste Angriffsversuche wurden mit weiten Bällen in die Spitze versucht, damit ließ sich die kompakte Verteidigung der Favoritner jedoch nicht aushebeln. Die Roten Teufel agierten mit einem auf defensive Stabilität bedachten 5-3-2 System, ließen kaum Räume zum Spielen und deuteten mit schnellen Gegenstößen ihre Gefährlichkeit an.
Zwei Elfmeter als Höhepunkte der ersten 25 Minuten
In der 9. Minute brachten sich die Rot-Schwarzen jedoch selbst in Bedrängnis, nach einer nicht geglückten Kombination von Babic und Konrad geriet ein Rückpass zu Torhüter Kaltenböck zu kurz, der nachsetzende Stürmer der Vienna wurde vom Keeper von den Beinen geholt, Schiedsrichter Günsberg zögerte mit dem Elfmeterpfiff keine Sekunde. Der sehnlichst erwünsche Auftakt nach Maß war somit zum Greifen nahe, jedoch konnte Kurtisi den Torhüter mit einem zwar platzierten, aber zu wenig energischen Schuss in die linke Ecke nicht bezwingen.
Der vergebene Elfmeter pushte sichtlich die Moral der Heimelf, mit beherztem Zweikampfverhalten ließen sie die Vienna nicht ins Spiel kommen, dass dabei auch der eine oder andere Freistoß resultierte, nahm man offensichtlich in Kauf. So durfte es Kurtisi nach einem Foul an ihm selbst in der 22. Minute aus guter Position probieren, traf jedoch nur in die Mauer. Praktisch im Gegenzug kam der FavAC mit einem seiner schnellen Gegenstöße in den Strafraum, Fucik und Kindig nahmen Dimitrijevic in die Zange, auch diesmal zögerte der Referee mit dem Elfmeterentscheid keine Sekunde. Yilmaz verlud Hendl und traf zur Führung der Gastgeber in der 24. Minute.
FavAC bringt Führung in die Pause
Korkmaz und Patricio wechselten nun die Seiten, vor allem Korkmaz kam auf der rechen Seite etwas besser zur Geltung, knacken konnte man den Abwehrriegel damit aber auch nicht, das Spiel der Vienna wollte nicht so richtig in Schwung kommen. Die besten Gelegenheiten resultierten aus Standardsituationen, binnen weniger Minuten kam Bartholomay zweimal zum Kopfball, verfehlte das Ziel jeweils aber knapp. Erst in den Schlussminuten der ersten Hälfte fand die Vienna noch zwei gute Gelegenheiten zum Ausgleich vor. Zunächst brachte sich Konrad mit einem eleganten Haken in gute Schussposition, nützte diese auch, der Sicherheit ausstrahlende Kaltenböck ließ sich jedoch nicht bezwingen. In der nächsten, zugleich auch letzten Aktion der ersten Hälfte wäre der Torhüter wohl nicht mehr an den Ball gekommen. Korkmaz setzte sich auf der rechten Seite durch, spielte zu Kurtisi in die Mitte. Der Stürmer konnte den Ball nicht wunschgemäß kontrollieren, das Leder sprang zu dem verkehrt zum Tor stehenden Konrad. Instinktiv versuchte Konrad mit der Ferse zum Erfolg zu kommen, wenige Zentimeter neben der Stange strich der Ball ins Torout.
Geglückte Umstellungen im Laufe der zweiten Hälfte
Nach der Pause kamen die Teams unverändert auf das Feld. Unverändert nicht nur im Sinne der Aufstellungen sondern mit identen taktischen Konzepten. Sprich, der FavAC überließ der Vienna die Spielgestaltung, konzentrierte sich mit 5 Abwehrspielern und davor dicht gestaffeltem Mittelfeld auf defensive Stabilität und wartete auf Kontergelegenheiten. Die Vienna Anhänger mussten sich weiterhin in Geduld üben, trotz stetiger Versuche kam das Team von Peter Hlinka nur selten zu klaren Torchancen. Die beste konnte Patricio nicht verwerten, da Keeper Kaltenböck einmal mehr seine Klasse bewies und rechtzeitig dem Chilenen den Winkel abschnitt.
Um die 55. Minute herum gab es die vielleicht spielentscheidende Szene. Peter Hlinka gab Jiri Lenko detaillierte Anweisungen, es war sichtlich eine Neuausrichtung der Aufstellung, auf ein 3-4-3 System. Patricio tauchte jedenfalls wieder auf der rechten Seite auf, bevor die Heimelf darauf reagieren konnte, bediente der Chilene Kurtisi in der Mitte optimal, der heiß ersehnte Ausgleich war somit in der 57. Minute geschafft.
Der FavAC bekundete nun deutlich mehr Mühe mit den Angriffen der Vienna, auf die schwierigen Platzverhältnissen hatten sich die Blau-Gelben nun besser eingestellt. Zählbares wollte zunächst dennoch nicht gelingen, ein Kopfball von Patricio nach einem Eckball flog über das Tor, Freistöße von Lenko und Kurtisi verfehlten ihr Ziel jeweils knapp und nach einem weiten Einwurf und Verlängerung von Babic kamen sowohl Kurtisi als auch Konrad nicht mehr an den Ball.
Hendl mit Glanztat
Offensivaktionen vom FavAC waren selten, plötzlich jedoch fand sich der zuvor eingewechselte Denic alleine vor dem Vienna Keeper, Katzer konnte nicht mehr eingreifen, Hendl verhinderte die neuerliche Führung mit einer tollen Fußabwehr.
Iida kam für Babic auf das Feld, man hatte den Japaner in der Vorbereitung stets auf der Seite agieren gesehen, nun sollte er im Zentrum für frische Impulse sorgen. Diese Impulse kamen auch, dem Neuzugang schien diese Position durchaus zu gefallen, vor allem wusste er Korkmaz auf der linken Seite wiederholt gekonnt in Szene zu setzen. Alleine der erlösende Führungstreffer wollte nicht gelingen, ein Treffer nach einer recht turbulenten Szene im Anschluss an einer der zahlreichen Eckbälle wurde wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.
Entscheidung in den Schlussminuten
Mit dem Remis wollte sich die Vienna keinesfalls abfinden, wenn man auch mit dem spielerischen nicht hundertprozentig zufrieden sein konnte, die Einstellung, der Wille hier alle Punkte zu erobern, war unübersehbar und final doch noch von Erfolg gekrönt. Die stetige Beschäftigung der gegnerischen Abwehr musste ja bei sommerlichen Temperaturen gewisse Ermüdungserscheinungen und somit ein wenig mehr Raum für Angriffe zur Folge haben. So war auch. Ein weiter Ball auf Konrad, der schnell auf den in den freien Raum sprintenden Kindig weiterspielte, war die Entscheidung. Kindig schloss diese Aktion mit einem Schuss in die lange Ecke erfolgreich ab, etwas Glück war dabei, denn der Ball sprang von der Innenstange ins Tor.
Den Roten Teufeln blieben nun 3 Minuten plus Nachspielzeit um sich noch mit dem Ausgleich für ihre starke kämpferische Leistung zu belohnen. Naturgemäß war die Vienna nun in erster Linie auf Absicherung bedacht, vielleicht eine Spur zu sehr, sich bietende Konterchancen wurden zu zögerlich angenommen. Das hatte am Ende keine Auswirkungen, der FavAC kam zu einer Chance, ein Schuss von Nlemchukwu verfehlte sein Ziel, weitere Gefahr drohte dem von Hendl gehütetem Tor nicht mehr.
Am Ende konnte man auf Blau-Gelber Seite eine Mischung aus Freude und Erleichterung spüren, es war der erwartet harte Kampf um die ersten drei Punkte, die letztlich dank der höheren spielerischen Klasse, vor allem aber mit unbändigem Willen erobert werden konnten.
Aufstellung Vienna: Hendl; Lenko, Bartholomay, Katzer, Fucik (78. Ehrnhofer); Korkmaz, Kindig, Babic (71. Iida), Patricio; Konrad, Kurtisi (90.+2 Schneider)
Torfolge: 1:0 (24. Elfmeter) Yilmaz; 1:1 (57.) Kurtisi; 1:2 (87.) Kindig
Gelbe Karten für Vienna: Babic (36. Unsportlichkeit), Kindig (52. Foul), Fucik (68. Unsportlichkeit), Korkmaz (71. Unsportlichkeit)
Bemerkung: Kaltenböck hält Elfmeter von Kurtisi (9.)
FavAC Platz, 800 Zuschauer